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Donnerstag, 28. Februar 2013

Rapid - Sturm Graz 1:1 (1:0)

Bundesliga, 23. Runde, 27.2.2013
Gerhard-Hanappi-Stadion, 12.800

In der ersten Hälfte hatten wir das Spiel gut im Griff und gingen erwartungsgemäß in Führung. Doch nach der Pause kam Unsicherheit ins Spiel und wir riefen Sturm zurück auf den Platz. Dieser Rückfall war unnötig. So war es ein vom Spielverlauf in Ordnung gehendes Unentschieden − doch es läßt den schalen Nachgeschmack, daß da mehr drin gewesen wäre.
Sehr gut gefallen hat an diesem Abend die von den Tornados gestaltete Hommage an Dionys Schönecker auf der West. Eigentlich bestürzend, wieviele mit seinem Namen nichts anfangen können. Ein Besuch im Rapideum kann Abhilfe schaffen.









































Mittwoch, 27. Februar 2013

Erlebnis Fußball, 58


Rezension


Erlebnis Fußball
Ausgabe 58
Februar 2013
79 S.







Von den deutschen Europacupstartern gibt es je einen Fankurvenbericht über den europäischen Herbst. Interessant sind hierbei natürlich die Eindrücke der Ultras Leverkusen von den Spielen gegen Rapid. Sie waren stolz auf die 1.000 Leute im Auswärtsblock beim Spiel in Wien (ihre größte Auswärtsanzahl in der Gruppenphase der Europa League) und meinten dazu „Doch trotz unserer guten Stimmung und einer hervorragenden Mannschaft auf dem Rasen, die keine Mühe hatte den Wienern 4 Tore einzuschenken, konnten wir die grüne Heimkurve akustisch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise übertrumpfen. Trotz einer blamablen Vorstellung ihrer Mannschaft feierten sich die Rapidler auf 3 Rängen ununterbrochen selber. Bezug zum Spiel sollte man dabei allerdings vergeblich suchen.“
Zum Retourspiel in Leverkusen hieß es weiter in ähnlicher Tonart „Auch die Wiener machten in der Farbenstadt weiter, wo sie beim Heimspiel bereits begonnen haben: Lautstarke Selbstinszenierung, die einerseits faszinierend, andererseits für uns nicht erstrebenswert ist, da uns bei diesem Spektakel jeglicher Bezug zum Geschehen fehlt. Aber an diesem Abend bleibt den Rapidlern ohnehin nicht viel anderes übrig.“ Abseits der Geschmacksfrage im Stil klingt da viel Respekt durch. Der Support war ja eine bewußte Trotzreaktion angesichts des in der damaligen Situation erwartbar aussichtslosen Geschehens am Platz.

Neben wie immer vielen Fotos (u.a. eine Doppelseite von Wacker Innsbruck) gibt es den zweiten Teil des in der vorigen Ausgabe begonnenen Interviews mit den Ultras Nürnberg und Berichte zu zwei fragwürdigen Justizverfahren in Italien, zu den Fällen Paolo Scaroni und Antonio Speziale. Zur Ultras-Kampagne 12:12 − ohne Stimme keine Stimmung sind zwei kontroverse Kommentare zu lesen, eine Pro-Stimme zur „Quintessenz des Protestes − wir Fans wurden als wichtige, kritische Masse wahrgenommen“ und ein Contra: „keinen Sinn für den Anspruch einer (subversiven) Jugend- bzw. Subkultur und Bewußtsein für den extremen Ursprung der Ultras, der hier nun zum Weg der Angepaßten wird“. Sehr interessant ist darüber hinaus das Interview mit den Gründern des Hefts, die nach elf Jahren an eine nächste Generation übergeben haben.

Montag, 25. Februar 2013

Red Bull - Rapid 3:3 (1:0)

Bundesliga, 22. Runde, 24.2.2013
Wals-Siezenheim, 11.210

Die ersten Gegentore und der erste Punktverlust gegen die Dosen in dieser Saison (nach Auswärts- und Heimsieg im Herbst). Dennoch keinerlei Unzufriedenheit. Mich ärgern weniger die Fehler oder vergebene Chancen als mich die kämpferische Leistung und einige spielerische Aktionen freuen. Nach schlechtestmöglichem Start dreimal einen Rückstand ausgeglichen, davon zweimal in Unterzahl. Das ist Rapidgeist. In diesen 90 Minuten war alles enthalten, was Fußball so aufregend macht.
Randglossen: Vor dem Spiel wurde das zehnjährige Jubiläum des Stadions offiziell gewürdigt und auf der Videoleinwand das erste Tor und dazu auch die damalige Fankurve gezeigt − alles ohne den Namen und Verein Austria Salzburg auch nur zu erwähnen. Der Tag, an dem der Dosenkonzern den Fußball endlich wieder in Ruhe läßt, wird ein guter Tag für den Fußball sein. Wenig fußballaffin dürfte der Stadionsprecher sein, der einen Zwischenstand aus der deutschen Bundesliga (who cares?) durchsagte und dies mit den Worten tat „Im Spiel Mönchengladbach gegen Dortmund steht es 1:0 für die Borussia“. Aha, danke, Trefferchance 50%. Ein winziges Puzzleteil im großen Bild. Fußball ist hier eben kein Anliegen und keine Leidenschaft, sondern eine Marketingvariation wie Extrempfitischigogerln, Seifenkistenrennen oder Fallschirmspringen.
Vor dem Spiel wurde durch die winterliche Altstadt Salzburgs spaziert.

































Donnerstag, 21. Februar 2013

Transparent 4


Rezension


Transparent
Magazin für Fußball & Fankultur
Nr. 4 (2013)
66 S.







Kurveninternen Konflikten in Deutschland widmet sich das Heft in seiner Titelgeschichte: Während es oftmals ein Nebenher oder Miteinander gibt, kam es mancherorts zu Auseinandersetzungen zwischen „zwei prägenden Subkulturen“ in den Fanszenen, nämlich Hooligans und Ultras. In unterschiedlich gelagerten Fällen u.a. in Bremen, Essen, Leipzig, Duisburg bis hin zum jüngsten Extrembeispiel Aachen ging es dabei meist nicht nur, aber eben auch um politische Fragen. „Je mehr sich Ultragruppen in der Breite jedoch politisierten, desto mehr Konflikte mit den Hooligan-Gruppierungen hatten sie tendenziell. Dies führte teils so weit, dass mehr körperliche Auseinandersetzungen in einigen Fanszenen stattfanden als mit gegnerischen.“ Eine allgemein bekannte Trennlinie ist dabei, daß rechte Äußerungen als normal und Teil der Fußballkultur angenommen werden und linke Hinweise darauf und Positionierungen als unzulässige Einmischung und Hereintragen von Politik. Ein eindimensionales Verständnis, da z.B. Rassismus nicht unpolitisch ist.

Berichtet wird auch vom Fall der Aachen Ultras, die am Schluß zu einer drangsalierten und gewalttätigen Angriffen ausgesetzten Minderheit in einem Stadioneck wurden. Sie lösten sich auf, da sie alleingelassen dem Druck nicht mehr standhielten. Dabei ging es zum Teil um Old School gegen neuen Ultrastil, aber auch um den Ansatz einer gemeinsamen Fanszene von Ultras und Hooligans ohne Probleme mit Rechtsextremismus versus dem Verständnis einer Ultragruppe, die v.a. auf sich, ihre Gruppe und ihren eigenen Supportstil schaute und mit Rassismus nichts anfangen konnte. Das führte dann z.B. auch dazu, daß sie die kurvenübergreifende Kampagne 12:12 nicht mittrugen, die von denjenigen Leuten der eigenen Fanszene unterstützt wurden, die sie im eigenen Stadion und bei Auswärtsspielen angriffen.
Aachen ist wohl ein Extrem, aber ein Beispiel für das atavistische „Recht des Stärkeren“, worunter Transparent seinen Schwerpunkt subsumiert.

Sehr schön ist wieder einmal die Stadion-Fotostrecke, diesmal überaus gelungene Bilder des schneebedeckten Leimbachstadions im deutschen Siegen.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Blickfang Ultra, 27


Rezension


Blickfang Ultra
Nr. 27
2013
115 S.







Hauptthema ist die Kampagne 12:12 − ohne Stimme keine Stimmung, in der in Deutschland die allermeisten Ultragruppen und Fankurven 12 Minuten und 12 Sekunden die Stimmung boykottierten, um gegen ein Maßnahmenpaket zur vorgeblichen Hebung der Stadionsicherheit zu protesieren. Es gibt verschiedene Artikel dazu. Spannend ist die Pro- und Contra-Kommentarseite zur Frage, ob professionell aufgezogene Medienarbeit wie bei dieser Kampagne ein Anfang zur Information der Öffentlichkeit sein soll oder eine Ausnahme und man den „Medienhype und Rummel“ auch mal wieder gut sein lassen soll.
Passend zum Schwerpunkt gibt es eine Umfrage unter Ultras anderer Länder, was diese über die Entwicklung der deutschen Ultraszene denken. Wenig überraschend werden u.a. die großen Menschenmassen (die allerdings hauptsächlich eben keine Ultras sind) und die Organisation von 12:12 hervorgehoben.

Dazu gibt es im Heft mehrere Berichte aus Frankreich (für mich immer noch terra incognita), über die einzigen Ultras im Fußball Südtirols, beim FC Obermais in Meran, und einen sehr interessanten Text über Marrokko und die Ultras Eagles von Raja Casablanca. Besonders die Erzählung von der „Auswärtsfahrt auf marrokkanisch“ ist lesenswert.

Montag, 18. Februar 2013

Rapid - Austria 1:2 (1:1)

Bundesliga, 21. Runde, 17.2.2013
Gerhard-Hanappi-Stadion, 17.000

Fußball ist, wie es Ernst Dokupil einst postulierte, ein Scheißspiel. Rapid ging überraschend forsch und frisch in das Spiel und verdient in Führung. Die Gegentore lagen auch an vermeidbaren Einzelleistungen in der Abwehr, Quell des Mißvergnügens war aber die frühe Dezimierung durch den leider gerechtfertigten Ausschluß des übermotivierten Branko Bošković. Es war die beste Derbyleistung seit langem, da war die in vergangenen Derbies so schmerzlich vermißte Leidenschaft zu sehen. Gerade mit zehn Mann. Das war positiv. Dennoch reichte es nicht, Spielanteile in ein zweites Tor umzumünzen oder aus den Standardsituationen Torgefährlichkeit zu erzeugen. Währenddessen machten die Unaussprechlichen aus wenig viel. Die Welt ist ungerecht. Q.e.d.
Unterm Strich: Drei Derbyniederlagen in Serie, sieglos seit zwei Jahren, das erste Derbytor seit eineinhalb Jahren. Das tut alles verdammt weh.
Willkommener Gast beim Spiel war Kollege Kartofliska.