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Mittwoch, 30. Oktober 2024

Stripfing – Rapid 2:1 (0:1)

ÖFB-Cup, Achtelfinale, 30.10.2024
Hohe Warte, 2.545

Cup-Aus gegen den FAK-Satellitenklub. Mit Extremrotation versuchte Rapid es besser zu machen als bei den deutlich zu sehend nicht erfolgreichen Teilrotationen in den englischen Wochen bisher. Immerhin führten wir auch 1:0 und vergaben Chancen auf das 2:0. Aber im Fußball kann es schnell gehen, man sich schnell ein Tor einfangen und mit einem zweiten daraufhin verlieren. Wenn wir ein Spiel nicht ernst nehmen, mit bestmöglicher Mannschaft und Biss, reißen wir nichts. Das wurde bestraft. 2024/25 wird also die nächste titellose Saison sein.
Es war an diesem Abend eine Rückkehr an den Ort der vorherigen Cuprunde, denn auch das Zweitrundenspiel gegen die SR Donaufeld hatte hier als Ausweichstadion stattgefunden. Dennoch war alles ganz anders. Denn die Wiener Polizei bzw. konkret jene des Bezirks Döbling hat sich einfallen lassen, dass diesmal andere Regeln als vor vier Wochen gelten sollten und alle Stoffe und Fahnen über einem Meter Größe verboten. Bewusst wurde damit der aktive Support verunmöglicht, weswegen auch die Gruppen des Block West das Stadion nicht betraten. Dass es reine Willkür war, zeigte sich daran, dass etwa andere Transparente sowohl auf der Haupttribüne als auch auf der Rapid-Seite am Haupteingang mitgenommen und aufgehängt werden konnten. Nur bei denjenigen des Block West wurde am Gästeeingang ein Verbot exekutiert. Die Wiener Polizei demonstrierte erneut, das für sie in ihrem Selbstverständnis keine Regeln gelten und sie gegenüber jedem und jeder, wo und wann sie will, tun und lassen kann, was sie will.
Stripfing reiht sich als Name ein in die Reihe Kottingbrunn, Ranshofen, Bad Bleiberg oder Pasching, an denen wir im Cup scheiterten. Dieser SV Stripfing war zwar allerdings ursprünglich ein Dorfverein aus der zur niederösterreichischen Gemeinde Weikendorf gehörenden Ortschaft Stripfing, in der 351 Menschen leben. Wenn nicht gerade der Gegner Gästefans mitbringt, verlieren sich aktuell 100 bis 200 Leute zu den Zweitligaspielen am Wiener Horrplatz. Es waren zuletzt auch nicht recht viel mehr, als man noch am Sportplatz in Stripfing selbst spielte. Die Publikumsanzahl ließ nach, je weiter der Verein hinauf stürmte. Verantwortlich dafür ist allein das Geld eines Herrn Kirisits, der sich den Spaß leistet. Oder auch nicht. Sein Heil suchte man, indem man sich der Wiener Austria andiente, wo man nunmehr auch spielt nachdem man dem vorherigen Quartiergeber FAC die Mietzahlungen im fünfstelligen Bereich schuldig geblieben war. Die Bundesliga ließ sich von diesem Konstrukt wie so oft verarschen und mit nie realen Plänen zum Umbau der eigenen Sportanlage, einer Vereinssitzverlegung in ein Postfach nach Deutsch-Wagram für die Umkreiskilometer-Voraussetzung des Ausweichstadions und diversen anderen Scherzen (nicht vorhandene Nachwuchsteams oder Nicht-Bezahlung von Gehältern) lächerlich machen. Dafür hat man sich einen Religionsfunktionär (katholischer Pfarrer), der auch bei Rapid umtriebig ist, als freundliches Gesicht nach außen hin für das in all seiner Obskurität gut zur Wiener Austria passendes Konstrukt gefunden. Er feierte die Niederlage Rapids sichtlich fröhlich und ausgelassen.
Dieser Tag war in allen Belangen ein Desaster.

Ballesterer 192




Rezension


ballesterer
Nr. 192
Oktober 2024
84 S.







Das „Multi Club Ownership“ im modernen Fußball ist Thema eines Schwerpunkts, in dem Experte Menary das Phänomen in einem Artikel analysiert und auch zeigt, wie die UEFA anfangs (Ende der 1990er / Anfang der 2000er) dagegen einzuschreiten begann und das mittlerweile, wie am Anlassfall Red Bull 2017 ersichtlich, faktisch aufgegeben hat. In den meisten der 366 solcher Fälle, die Menary untersucht hat, handelt es sich aber nicht um solche Konzerne, sondern um Eigentümer mit Besitz von oder an zwei Klubs. Christoph Breuer beleuchtet die Angelegenheit in einem Interview aus ökonomischer Sichtweise und erklärt, dass der Sport noch verhältnismäßig wenig Schaden genommen habe, da das Gleichschaltungspotential als wirtschaftliches Erfolgsversprechen noch großteils nicht umgesetzt werde. „Diese Verbundvorteile werden nur von den wenigsten MCO-Gruppen tatsächlich genutzt. Bei Red Bull und der City Football Group gibt es ja einen klar definierten Hauptklub, dem sich die anderen unterordnen. Bei den meisten anderen Modellen kann ich das nicht erkennen. Für die Integrität des Fußballs ist das vielleicht ein Glücksfall, aber wir können sehen, wie ökonomisch laienhaft das Ganze angegangen wird.“ Das kann sich ja aber noch ändern und dann ist der Fußball dort angekommen, wohin der Trend geht: Weg vom sportlichen Wettbewerb, hin zur Geld generierenden Show. Als Beispiel eines US-amerikanischen Investoreneinstiegs gibt es eine Reportage von Moritz Ettlinger über Wacker Innsbruck.

Von Außenstehenden wahrscheinlich kaum wahrgenommen ist in dieser Ausgabe am Titelblatt erstmals nicht der Schwerpunkt abgebildet, sondern eine andere Geschichte aus dem Heftinneren. Es ist allerdings auch ein besonderer Text, der die Fußball-Lebensgeschichte der Christa Tauschek erzählt, die 1972/73 mit dem FavAC die erste österreichische Frauen-Meisterschaft in der Zweiten Republik gewann (wovon der Verein offenbar im Zuge des Interviews erfuhr) und 1978 an einer inoffiziellen WM in Taiwan mit dem quasi als Österreich antretenden USC Landhaus teilnahm.

Das Hin und Her des Fußballgeschehens verfolge ich eher wenig. Ein Artikel von Nicole Selmer im Heft weist mich darauf hin, dass Holstein Kiel in der deutschen Bundesliga spielt. Dass Como, von wo Timur Yıldız berichtet, wieder in der Serie A ist, war mir hingegen geläufig. Italien kann man dann eben doch nicht nicht beachten. Auch hier geht es, um auf das Anfangsthema zurückzukommen, um Investoren. Weitere Themen im breit gefächerten Heft sind u.a. die Vienna-Frauen im Europacup, ein gewisse Wellen schlagendes Interview mit der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr mit streitbaren Standpunkten („Es gibt Dinge, die die Allgemeinheit unbedingt braucht. Dazu gehört ein Dach über dem Kopf, Bildung und genug zu essen. Dass Sturm und GAK ausgezeichnete Bedingungen vorfinden, ist nicht lebensnotwendig.“) oder eine Reportage über einen sogenannten „Stadionvlogger“, der offenbar auf einem Rapid-Spiel war. Ich habe vor wenigen Monaten oder einem Jahr vielleicht bei einem Gespräch von Bekannten, die sich über sowas unterhielten, von diesem mir fremden Phänomen gehört. Es dürfte wohl eine Klientel dafür geben. Wenn ich mir den Bericht durchlese, scheint dies ein Hirnschrumpfungsprogramm zu sein.

Über Derbys und Ultras am Neusiedler See berichte ich in meiner Amateurfußballserie Nebenschauplätze diesmal aus Oggau.


A4 / 7,50 € / erhältlich im Zeitschriftenhandel

Sonntag, 27. Oktober 2024

GAK – Rapid 1:1 (0:0)

Bundesliga, 11. Runde, 27.10.2024
Stadion Liebenau, 9.069

Es bestätigt sich weiter, dass wir uns nach einem Europacupspiel unter der Woche in der Wochenendrunde darauf in der Meisterschaft schwer tun. Es ist keine neue Erkenntnis. Durchaus neu ist, dass wir aber immerhin trotzdem punkten können. Chancen in der ersten Hälfte konnten wir nicht verwerten. Nach einem wegen Abseits nicht gegebenen Gegentreffer, auch wenn die GAK-Tormusik zum vermeintlich ersten Mal wieder gegen Rapid bereits ertönt war, gab es nach 70 Minuten tatsächlich das GAK-Führungstor. Rapid tat sich schwer. In der Nachspielzeit rettete aber ein Elfmeter zum 1:1 einen Punkt. Eigentlich hätte es sogar noch das 2:1 für Rapid gegeben. Aber in einer jener Abseitsentscheidungen des modernen Fußballs, bei denen scheinbar Erdumdrehung, Sonnenstand-Lichteinfall und andere Gradmesser zur Millionstelfuzerlmillimeter-Berechnung herangezogen werden dürften, gab es dieses nicht. Ein Auswärtspunkt für Rapid beim Bundesliga-Rückkehrer GAK.
„Nur mehr, nur mehr Rapid Wien!“ erklangt vielhundertfach im Auswärtssektor zu Spielbeginn unter einer Überrollfahne, die neben UR-Graffitibuchstaben und Signatur des 2023 verstorbenen Luksus einen Grober Spaß-Kopf mit UR-Fischerhut zeigte. Solche Hüte trugen die UR auch an diesem Tag. Mit grünem Rauch von unten und Fackeln an den Seiten wurde das dann noch eingerahmt. Zur Rapidviertelstunde gab es die Fahne auch noch in kleinerer Version vorne am Zaun. Neben den beiden üblichen Auswärtssektoren war auch der anschließende Sektor 1 der Längsseite mit Rapidfans gut gefüllt (von meiner Position nicht zu sehen), sodass das eine stattliche Rapid-Anzahl an diesem Nachmittag war.
„We support the GAK until we die“ war in der Fankurve des Grazer AK in einer Choreographie der Society Graz zu lesen, die auf einer Überrollfahne für sie typische, ordentlich im Anzug und mit roter Krawatte gekleidete Herren – man erinnere sich an die Südstadt-Mottofahrt voriges Jahr – zeigte, die mit Fackel in der Hand und SG06-Fahne marschierten. Den zweiten Schritt mit runden Badges konnte ich aufgrund Rauchentwicklung vom Auswärtssektor herüber nur schlecht sehen. Der GAK hatte sich nach dem Grazer Derby vorige Woche vom Aufstiegstrainer mangels Erfolg in der Bundesliga getrennt und bestritt hier sein erstes Match unter neuem Trainer. Ein Spruchband und Sprechchor galten dem verabschiedeten Trainer.
Mit dem Bundesligaaufstieg des GAK wurde das Liebenauer Stadion modifiziert. Nicht nur rückte die GAK-Kurve von der Südwestecke weiter auf die Südtribüne hinein, sondern es wurden auch hohe Plexiglaswände zur Sektorentrennung errichtet. Der seinerzeit von beiden Grazer Bundesligavereinen als Fansektor genutzte Sektor 25 diente hier nun als leerer Pufferblock. Erstmals seit der letzten GAK-Bundesligasaison 2006/07 standen sich GAK und Rapid wieder gegenüber. Aus mir nicht mehr erinnerlichen Gründen war ich hier beim letzten Rapid-Gastspiel beim GAK im Mai 2007 nicht dabei, sodass mein letzter Besuch beim GAK mit Rapid das vorherige Meisterschaftsspiel im Herbst jener Saison am 8. November 2006 gewesen war. Es war ebenfalls ein 1:1.