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Samstag, 27. Juli 2024

Kremser SC – Sturm Graz 2:4 n.V. (2:2, 2:2)

ÖFB-Cup, 1. Runde, 27.7.2024
Sepp-Doll-Stadion, 6.200

Der Kremser Regionalligist zwang Sturm Graz in die Verlängerung. Zweimal ging der aktuelle Titelträger in Führung, der Kremser Sportclub konnte aber zweimal ausgleichen und mit einer Abwehrschlacht die 90 Minuten überstehen. Erst in der zweiten Hälfte der Verlängerung fielen die Tore zum recht glanzlosen Sturm-Sieg. Auffällig waren auf beiden Seiten die Goalies. Auf Kremser Seite ermöglichte Tormann Riegler beide Sturm-Treffer in der ersten Hälfte, hielt seine Mannschaft in den zweiten 45 Minuten aber dafür im Spiel. Auf Sturm-Seite schien das 1:1 auch haltbar gewesen und beim Elfmeter zum 2:2 war der erste Versuch vergeben worden, der Strafstoß wurde aber wegen Fehler des Tormanns Scherpen wiederholt und diesmal traf der Kremser.
An den ÖFB-Cupsieg des KSC im Jahr 1988 erinnerten die 2022 gegründeten Kremser Jungs vom Hügel in einer ersten Choreographie zu Spielbeginn. Zum Wiederbeginn nach der Pause machten sie mit einer zweiten Choreographie zur Präsentation ihrer Gruppe erneut auf sich aufmerksam. Mit ihnen begann eine neue Fangeneration in Krems mit aktivem Support. Die alteingesessenen, 1997 gegründeten Steher Krems waren in den letzten Jahren nicht mehr aktiv gewesen. Dass die Jungen ihren Platz am Stehplatz einnahmen, begegneten sie aber nicht mit Freundlichkeit. An diesem Abend versuchten die Jungs vom Hügel mit ihrem Support die Umstehenden auf der außergewöhnlich vollen Stehplatz-Längsseite mitzureißen, was in kleinerem Rahmen durchaus das eine oder andere Mal gelang. Der Spielverlauf kam dem zu gute. „Und ihr wollt unser Meister sein?“ skandierten sie etwa in Richtung des sich abplagenden Bundesligisten.
Auch im Gästesektor hinter dem Tor erinnerte man zu Beginn ebenso wie im Heimsektor an vergangene Titel. Es war eine „Doublesieger“-Choreographie zu sehen. Mit u.a. Stadionverbotler-Logo drauf. Dazu gab es später auch das Spruchband „Die Zeit rinnt wie die Mur durch unsre Stodt / boid bist wieda bei uns im Block!“ der Grazer Sturmflut samt rot-gelb-grüner Stadionverbotler-Fahne dahinter. An der Rückwand des Gästesektors hing das neue Banner der Nordkurve Sturm Graz mit Osim-Logo in der Mitte. Nach 120 Minuten konnte die Nordkurve dann doch noch das knappe Weiterkommen des Doublesiegers in die zweiten Runde mit der Mannschaft feiern.
Das Sepp-Doll-Stadion in Krems an der Donau ist ein wunderschönes Old-School-Stadion, das sich seit den 1950er Jahren nur wenig verändert hat. Mit seinen Stehplatzrängen auf drei Seiten und einer Haupttribüne, deren Ränge aus Holz gezimmert sind, ist das schon etwas besonderes. Ich hatte das Stadion am Rand des Kremser Stadtparks selbst bislang beim Rapid-Cupspiel hier 2003 (auch nicht glanzvoller 3:2-Sieg Rapids vor 6.000 Leuten) und dem Freundschaftsspiel 2008 (14:1-Sieg Rapids vor 1.300) erst zweimal besucht. Der 1919 gegründete KSC hatte mit dem ÖFB-Cupsieg 1987/88 als Zweitligist gegen Serienmeister FC Tirol (Finale in Hin- und Rückspiel!) sowie den Erstligasaisonen in der Staatsliga A 1956/57 bis 1959/60 und in der Bundesliga 1989/90 bis 1991/92 seine größten Erfolge. In den letzten drei Jahrzehnten spielte man von einigen Regionalliga-Jahren Anfang der 2000er Jahre abgesehen aber meist nur mehr in der viertklassigen niederösterreichischen Landesliga bzw. 2009/10 bis 2013/14 sogar nur mehr fünftklassig in der 2. Landesliga West. Seit 2022/23 spielt der KSC wieder drittklassig in der Regionalliga Ost. Ein Zweitligaaufstieg wurde vorige Saison noch aus finanziellen Gründen von vornherein ausgeschlossen. Sollte es sich in den nächsten Jahren ausgehen, wäre eine Rückkehr des Traditionsvereins hier für den bundesweiten Fußball eine Bereicherung.

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