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Freitag, 13. Mai 2022

Tornados Rapid Festschrift 1996 – 2021



Rezension


Tornados Rapid
Festschrift
1996 – 2021
Wien 2022
352 S.








„Für all das, was wir gemacht haben, und was passiert ist, ist eigentlich verdammt wenig Zeit vergangen.“ Hansi sagt diesen Satz im Buch im Kapitel über die 2007 bis 2011 bestehenden Tifosi, die dann in den Tornados aufgingen. Der Satz kann aber auch für das ganze Buch stehen. Man staunt beim Lesen oft, was in diesen 25 Jahren alles passiert ist und gemacht wurde. Ihr Jubiläum feierte die im November 1996 gegründete Gruppe bereits mit einem beachtlichen Fest im Sommer 2021, einem abendfüllenden Film und einer aus mehreren Teilen bestehenden großen Choreographie. Zum Abschluss der Jubiläumssaison brachten sie nun auch noch ein hunderte Seiten starkes, 1,4kg schweres und auch inhaltlich gewichtiges Buch über ihre Geschichte heraus.

Wer die Hefte Tornados spezial liest, ihre Aktivitäten verfolgt und ihre Choreographien betrachtet, dem wird bald klar, dass sich die TR seit vielen Jahren eingehend mit der Rapid-Geschichte beschäftigen. Festschriften erscheinen zu Jubiläen von Institutionen, Personen oder auch Vereinen. Für ein Ultras-Buch ist das eine ungewöhnliche Bezeichnung. Dies liegt in der Rapid-Geschichte als Inspirationsquelle begründet, wie im Vorwort erklärt wird: „Die alten Festschriften des SK Rapid haben uns in den Bann gezogen. Sie waren und sind eine gute Quelle, um sich intensiv mit dem SCR zu beschäftigen. In ihnen fanden wir Inspiration für unseren Tifo. Sie zu lesen, half uns, Rapid besser zu verstehen.“ Gleich auf den ersten Seiten erfährt man so eine Hintergrundinfo zur Gruppe. Auch wenn mir durchaus einiges geläufig war: Es gibt kaum eine Textseite im Buch, aus der ich nicht neues lernte.

25 Kapitel hat das 25-Jahres-Buch. In fünf Kapiteln wird in Fünfjahres-Blöcken die Geschichte der Tornados und damit auch des Block West und des SK Rapid in jener Zeit erzählt. Die anderen Kapitel beschäftigen sich mit Themen, welche die TR seit 1996 begleitet haben. Manche Kapitel sind abgeschlossene historische Betrachtungen wie über den Amateure-Support 2001 bis 2003 und den Nationalteam-Support 2004 bis 2007, andere erklären viel über die Funktionsweise der Gruppe (TR-Jugend, Tifosi) und wieder andere sind Fragen gewidmet, welche aus der Geschichte auch die Gegenwart besser verstehen lassen, wie z.B. über Medien, Kampagnen, Schlagabtausch oder die Freunde von Ferencváros und Parma. Die Geschichte der Freundschaften aus eigener TR-Sicht ist so umfangreich bisher noch nicht nachzulesen gewesen. Es geht aber auch um Themen wie Rausch oder Graffiti. Es gibt genauso ein Kapitel über Spaß wie ein Totengedenken.

Die Texte sind gut und flüssig zu lesen. Es gibt auch Interviews, aber die überwiegenden Kapitel bestehen aus auf Gesprächen basierenden Texten mit eingebauten Zitaten. Man wird beim Lesen in eine historische Zeitreise zurück mitgenommen und macht die schrittweise Entwicklung von einem kleinen Fanclub zu einer großen Ultraguppe mit. Vieles wird detailliert und offen berichtet. Spannend ist dabei, dass Brüche und Konflikte genauso wie Misserfolge angesprochen werden und nicht alles als eine glatte Erfolgsgeschichte in direkter Linie von 1996 bis 2021 dargestellt wird. Illustriert mit zahlreichen Fotos aus der Gruppengeschichte. Die ruhige Optik der Buchseiten lässt dabei Text und Bild gut zur Geltung kommen.

Abgebildet sind alle 47 Schals, welche die Tornados 1996 bis 2021 Jahren produziert haben. 68 Choreographien haben sie in diesen 25 Jahren gestaltet. Das Choreo-Kapitel ist dementsprechend mit 48 Seiten auch das umfangreichste im Buch. Neben vielen Fotos prächtiger Bilder aus den Stadien geben die TR auch Produktionsdetails preis wie die Verwendung eines eigens programmierten Computerprogramms, um Entwürfe 3D-animiert betrachten zu können. „Ich wünsche mir, dass wir den Weg mit historischen Choreos weitergehen,“ wird Fischer zitiert. Er meint damit aber nicht das bloße Abfeiern vergangener Erfolge. „Es gibt noch viele Aspekte unserer Vereinsgeschichte, die noch nicht ausreichend beleuchtet wurden.“ Da kam mir sogleich die herrliche „Hut ab vor den Gründern“-Choreographie in den Sinn. Nicht breit bekannte historische Details, wie hier die Herkunft der Gründer des 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club aus der Hufabrik Böhm, in Form einer als Bildungsprogramm funktionierenden, aber auch für sich selbst stehenden Choreographie umzusetzen, ist große Kunst.

„Unser Verein ist der geilste Klub der Welt. Ohne den SK Rapid würde es uns nicht geben. Er ist unser Antrieb und Stolz. Egal ob Unentschieden, Niederlage oder Sieg.“ heißt es einleitend zu einem Kapitel, in dem wahre Gänsehautmomente beschrieben werden. Es gilt, was auf der Rückseite des Buchs geschrieben steht: „Lang lebe Rapid!“


25 € / erhältlich bei den TR bei Rapid-Spielen oder über den deutschen Fachhandel nofb-shop.de und blickfang-ultra.de.

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