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Dienstag, 21. September 2021
Ballesterer 164
Rezension
ballesterer
Nr. 164, September 2021
84 S.
„Es ist fraglich, ob Wacker weitermachen kann – und wenn ja, wie lange.“ heißt es einleitend zur gut recherchierten Titelgeschichte von Moritz Ablinger. Eine „chronische Finanznot“ belastet den FC Wacker Innsbruck und will nicht verschwinden. Zuletzt stand der Verein mit einem öffentlich ausgetragenen Streit zwischen einem im Halbdunkel bleibenden mysteriösen Investor mit illusorischen Stadionneubauplänen sowie einem bei vergangenen Fußballinvestments verbrannte Erde und Schuldenberge hinterlassen habenden und daher eher übel beleumundeten neuen Investor im medialen Scheinwerferlicht. Auf die Berg- und Talfahrt seit der Neugründung nach Konkurs und Zwangsabstieg 2002 wird hier zurückgeblickt und einige zugrundeliegende Problematiken werden beschrieben. So besitzt der Verein keinen einzigen Fußballplatz und auch nicht das Stadion, wo man keine Einnahmen hat und das für die Fans auch wenig attraktiv ist. Das ist auch Thema in einem Interview mit den Verrückten Köpfen zu ihrem 30-jährigen Jubiläum 1991 – 2021, in dem ein Mitglied das klar sagt: „Kein Mensch fühlt sich dort wohl. Dort gibt es nichts, nicht einmal ein Lokal, in dem die Leute nach dem Spiel etwas trinken können. Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass der Verein nicht vom Fleck kommt und momentan nicht mehr als 2.000 Leute ins Stadion gehen.“ Eine andere strukturelle Problematik ist das angesprochene Geld. Mit dramatischer Überschuldung war der damalige Serienmeister FC Tirol Innsbruck 2002 zusammengekracht und Funktionäre ins Gefängnis gegangen. Aus der an und für sich finanzstarken Tiroler Wirtschaft kann sich der Verein seither nicht mehr ausreichend finanzieren. Ein Ex-Präsident wird im Artikel zitiert: „In Ried zahlt eine ganze Region beim Verein, bei uns gibt es das nicht.“ Als drittes Strukturproblem wird die fehlende eigene Nachwuchsakademie genannt. Bessere Zeiten gab es für Wacker Innsbruck vor 50 Jahren, als man 1971 seinen ersten österreichischen Meistertitel gewann und die folgenden 1970er Jahre den österreichischen Fußball sportlich dominieren sollte. Das ist Thema eines weiteren Artikels im Innsbruck-Schwerpunkt. Über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sprechen die VK im Interview, über den Umgang mit der schwierigen Situation des Vereins, über die Gruppe („Bei uns regiert oft das Chaos, das macht uns aus.“) und Kasimir Burundiger. In keiner anderen Zeitschrift kann man so viel über österreichische Fußballgeschichte lernen wie im ballesterer. Das zeigt sich wieder einmal an einem Artikel über die Asien-Tournee des LASK 1953, in deren Verlauf er u.a. in blau-weiß (!) und grün-schwarz auflief, wie hier zu erfahren ist. Weiters gibt es kürzere und längere Texte über die verstorbenen Rudolf Edlinger und Gerd Müller, erneut spannende Artikel über Volten im spanischen Fußball, über die Situation für den afghanischen Frauenfußball oder den VfR Mannheim zu lesen. Traumpass ins Seitenaus ist ein im Lockdown entstandenes, dem Groundspotting gewidmetes Fanzine betitelt. Ich rezensiere es im Heft und führe ein Interview mit dem Autor. In meiner Amateurfußballserie Nebenschauplätze führt die Reise nach Andau im Burgenland. Trotz meines gemächlichen Wesens qualifiziert mich die Redaktion in den Interna-Meldungen als „Rasender Reporter“.
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