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Dienstag, 29. September 2020
Manni 1 – 4
Sammelrezension
Manni
Dat Fanzine vonne Borussia
Ausgabe 1 (September 2019) bis 4 (Mai 2020)
60 S.
Eine kurzweilige und informationsreiche Lektüre bietet das Dortmunder Heft Manni – im schönen Untertitel „Dat Fanzine vonne Borussia“. Die Namensgebung wird im Vorwort des ersten Hefts von September 2019 erklärt: „Manni stellt direkt einen BVB-Bezug dar. Manni ist Ruhrpott. Es steht für Tradition, Loyalität sowie für eine gehörige Portion Humor. Natürlich ist es auch eine Hommage an den in der Sommerpause leider viel zu früh verstorbenen Manfred Burgsmüller. Ein Spieler, der mit seiner Schlitzohrigkeit zum erfolgreichsten Stürmer des Vereins wurde, wohlgemerkt in einer der erfolglosesten Zeiten.“
Standard sind Spielberichte von Matches des BVB und seiner Amateure. Man erkennt auch recht bald eine liebenswürdige Haltung eines Schreibers, der in seinen Berichten etwa konstruktiv fordert „Es wird endlich Zeit, dass der Ausschank von alkoholhaltigem Bier im Gästebereich als Lizenzierungspunkt der DFL aufgenommen wird!“ oder zum selben Thema des alkoholfreien Bieres bei einem anderen Tag festhält, „Solange es diesen Mist in den Gästeblöcken dieses Landes gibt, werde ich den Scheiß auch weiter anprangern und jeden auffordern, es nicht zu kaufen, um es nicht auch noch zu legitimieren.“
Der letzte Spielbericht des vierten Hefts handelt vom ersten Corona-Geisterspiel und es ist eigentlich kein Spielbericht sondern eine Zustandsbeschreibung des Moments der harten Konfrontation mit der neuen Realität: „Bis jetzt konnte ich immer selber entscheiden zum Spiel zu fahren oder nicht, dieses Selbstbestimmungsrecht wurde einem aber nun komplett genommen. Für mich ein Gefühl, das ich so in über 20 Jahren Auswärtsfahren nicht kannte. An diesem Tag ist definitiv ein Stück Fußball für mich gestorben, so war mir das Spiel auch im Endeffekt sowas von scheißegal, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte es im Fernsehen zu schauen. Für mich fühlte sich der Zuschauerausschluss wie eine komplette Absage an, es fand in meiner kleinen Welt einfach nicht statt. Das Ergebnis habe ich erst am nächsten Morgen beiläufig in der Presse erfahren.“
Zwei Rubriken sind besonders für Geschichtsinteressierte eine Fundgrube. Erstens die Erinnerungen an Dortmunder Fanzines, wo alte Hefte aus den 1990er Jahren vorgestellt und mit ihren Machern Intervies geführt werden. Hier erhält man sehr interessante Einblicke.
Zweitens möchte ich die Europa-Cup-Classics hervorstreichen. Es ist von Reisen und Erlebnissen rund um die Spiele des BVB bei Velež Mostar im UEFA-Cup 1987, Spartak Wladikawkas im UEFA-Cup 1993 und Manchester United im Champions-League-Semifinale 1997. Erinnerungen und Anekdoten aus einer anderen Zeit. Allein die Schilderung der Zugfahrt aus Dortmund nach Jugoslawien 1987 ist herrlich. Dazu beeindruckt bei beiden Rubriken die Vielzahl an aussagekräftigen alten Bildern.
Weiters gibt es etwa von der Fanhilfe Dortmund regelmäßig zu lesen, über die Geschichte von Gesängen, Vorstellungen von gegnerischen Vereinen und verschiedene Interviews. Auch ein Bericht vom Aufenthalt beim Sommertrainingslager in der Schweiz sprach mich als Trainingslagerbesucher an.
Zum Abschluss des Hefts gibt es jeweils Groundhoppingberichte nach Belarus, Zentralasien und anderswo. Es findet sich ein Bericht darunter vom weltberühmten slowakischen Čierny Balog, wo der Museumszug quer durch das Stadion fährt: „Bei der Einfahrt sahen wir einen weiteren Hopper aus dem Dortmunder Umfeld. Insgesamt waren wohl so 50 Deutsche bei dem Spiel vor Ort. 200 Zuschauer waren insgesamt da.“ Im vierten Heft gibt es von einer Argentinienreise im Jänner 2020 zu lesen. Immer wieder interessant, von dieser, wie auch hier wieder zu erfahren, doch recht komplizierten und fremden sowie mit meiner Rapid-Prioritätensetzung zeitlich unerreichbaren Welt zu lesen. Auch hier dürfte aber abseits meiner Person Massenbetrieb herrschen. „Mit Lehmy reihte sich ein weiterer Unioner ein, der ein paar Pfund Erfahrung in Sachen Südamerika-Hoppen im Gepäck mitgebacht hat [...] Zwei Glubberer, Max & Rene, schlossens sich an dem Tag auch noch an. Überhaupt war dieses Spiel eine super Gelegenheit, sich einen Überblick zu verschaffen, wer sich neben uns noch in Argentinien herumtreibt. Wir lernten Rostocker, Duisburger, Polen, Russen, Holländer und einen Top-Hopper aus England kennen.“
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