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Samstag, 16. Februar 2019

Ballesterer 139




Rezension


Ballesterer
Nr. 139, März 2019
84 S.








Premier League und Unterhaus, Kurven mit fanatischen Ultras und Sportplätze mit Pensionisten – Groundhopping ist eine Möglichkeit, den Fußball in all seinen Dimensionen kennenzulernen. Einen persönlichen Einblick, wie mein Woche für Woche des gesamten Jahres prägendes Groundhopping geplant und absolviert wird, gebe ich in der Titelgeschichte des Hefts. „Stadien und Sportplätze mögen viele Gemeinsamkeiten haben, sind aber doch unterschiedlich – in ihrer Architektur und in den freundlichen oder abweisenden, leidenschaftlich supportenden oder still genießenden Menschen, die sie bevölkern. Das macht den Reiz des Groundhoppings aus, an jedem neuen Ort gibt es Neues zu entdecken.“ erkläre ich meine Motivation. 278 Fußballspiele und 196 neue Grounds habe ich im Kalenderjahr 2018 gesehen. „Wie geht das?“ ist eine oft gestellte Frage. „Planung und Zeitmanagement sind Grundkompetenzen, die man beim Groundhopping mitbringen oder schnell erwerben muss.“ Leserinnen und Leser meines Blogs wird meine Grundherangehensweise nicht überraschen: „Während andere Groundhopper von exotischen Länderpunkten, berühmten Stadien oder heißen Derbys träumen, ist meine Konstante der SK Rapid. Ich möchte alle Spiele meines Klubs sehen, bin also gewissermaßen zuerst Allesfahrer und dann erst Groundhopper. Der Rapid-Spielplan gibt die Struktur meiner Reisen vor.“
Weiters spricht im Rahmen des Groundhopping-Schwerpunkts Nicole Gabriel vom Fanprojekt Chemnitz, die über Groundhopping geforscht hat, im Interview mit Nicole Selmer darüber und Jörg Heinisch schreibt über „alte Hasen und junge Hüpfer“ und die Entstehungsgeschichte des Groundhoppings.

Das praktisch nur auf Spielerverkäufe gestützte Geschäftsmodell von Dinamo Zagreb beschreibt deren Trainer Nenad Bjelica im Interview: „Wir haben ein Budget von rund 30 Millionen Euro. Mit Sponsoren, Merchandising und Zuschauereinnahmen verdienen wir ungefähr fünf Millionen, vom Fernsehen bekommen wir fast nichts. Wir brauchen also jedes Jahr 25 Millionen aus Transfers.“ Das Verrückte ist, dass dieses Glücksspielmodell funktioniert.

Ein großes Thema der letzten Wochen war der Polizeieinsatz vor dem letzten Wiener Derby, der über 1.300 Rapid-Fans unter einem Vorwand den Spielbesuch verwehrte und sie stundenlang in der Kälte festhielt. Moritz Ablinger beschäfigt sich mit der Debatte um Corteos in Wien. Jakob Rosenberg bilanziert die Neuauflage der endlosen, weil ohne Konsequenz und Ziel geführten Debatte um Rassimus im Fußball in Italien und Fiorentina-Ultra und Autor Domenico Mungo den Empfang für den rechtsextremen Polizeiminister Salvini bei der 50-Jahres-Feier der Milan-Kurve als „traurigen Epilog des Niedergangs einer Kurve.“

Weitere Themen im Heft sind u.a. der Kampf afghanischer Nationalteamspielerinnen gegen Gewalt im Fußballverband, ein Auszug aus einem Buch über Hans Menasse oder eine schöne Erinnerung an den vor zwanzig Jahren zu Grabe getragenen Cup der Cupsieger. Matthias Dreisigacker schreibt über den Abschied vom Karlsruher Wildparkstadion: „In der Lokalpresse wurde so lange von einem schrottreifen Stadion geschrieben, bis es selbst der letzte Fan glaubte und sich seiner Heimatstätte endgültig schämte.“

Kufstein ist diesmal der Zielort meiner Amateurfußballserie. In der jährlichen Umfrage unter Leserinnen und Lesern des Ballesterer schnitten diese Nebenschauplätze ex aequo mit dem geschätzten Wappenkammerl als beliebteste Rubrik ab (mit jeweils 44%, Mehrfachnennungen waren möglich). Der Zuspruch freut den Autor.

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