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Donnerstag, 18. Februar 2016

Valencia - Rapid 6:0 (5:0)

Europa League, Runde der letzten 32, 18.2.2016
Estadi de Mestalla, 28.831

Wenn man nur die Rapidviertelstunde betrachtet, hatte Rapid mit einem Jelić-Kopfball eine gute Chance, verlor aber unglücklich 0:1. Allen Sarkasmus beiseite lassend, war das eine unglaublich harte Watsche und Erdung zur Realität. In der ersten Halbzeit wurden wir von Beginn weg derart überfahren, dass die elf Rapidler am Platz scheinbar nicht mehr wussten, dass sie Fußball spielen können und wie das geht. Das Abwehrverhalten war bei den Toren nicht schlecht, sondern nicht vorhanden. In Windeseile war alles verloren. So etwas habe ich von Rapid noch nicht gesehen. Das war furchtbar.
Es war ein Katastrophentag für Rapid. Dazu passte auch, dass es trotz der stolzen Zahl eines ausverkauften Auswärtssektors von 2.600 Grünen keinen organisierten Support gab. Da „Ultras“-Aufschriften und damit auch der Gruppenfetzen der Ultras Rapid unverständlicherweise verboten wurden, blieb die aktive Fanszene aus Protest vor den Toren des Stadions. Im Sektor wurde ein symbolischer Bereich in der Mitte unten freigelassen. Seit dem Toten vor dem Stadion von Atlético 2014 wurden Ultras in Spanien allgemein als Verbrecher und Gewalttäter eingeordnet und ein generelles Verbot von Ultras geplant, wenngleich die Repressionsmaßnahmen von Ort zu Ort unterschiedlich gehandhabt wurden. In Valencia gelten Ultras aufgrund der politischen Ausrichtung einiger Fanszenen und der entsprechenden Prägung der eigenen Fankurve darüber hinaus pauschal als Rechtsextreme, weswegen der Verein Nulltoleranz zeigt. Vernunft lässt man da anscheinend außen vor.
Es war die schlimmste, aber nicht die erste Begegnung Rapids mit Valencia. Rapid schied 1963 im Achtelfinale des Messestädte-Cup gegen den späteren Sieger dieses Vorläufers des UEFA-Cups mit 0:0 im Heimspiel und 3:2-Niederlage in Valencia aus. 1988 nahm man an einem Sommerturnier in Valencia teil, wobei Rapid das Spiel im Mestalla vor 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 3:0 verlor. Weitere Freundschaftsspiele hat es 1971 hier und 2011 im Hanappi-Stadion gegeben.
Der Valencia Club de Fútbol wurde 1919 gegründet. Die große Zeit waren die 1940er Jahre als Valencia 1942, 1944 und 1947 Meister wurde und 1941, sowie 1949 den Cup gewann. Weiters erfolgreich waren die Jahre um 2000, als Valencia 2000 und 2001 zweimal hintereinander im Finale der Champions League stand, 2002 und 2004 wieder Meister wurde und 2004 den UEFA-Cup gewann. Insgesamt gewann Valencia sechsmal die Meisterschaft (zuletzt 2004), siebenmal den Cup (zuletzt 2008), zweimal den Messestädte-Cup (1962 und 1963) und zweimal den Europacup (Cup der Cupsieger 1980 und UEFA-Cup 2004). Wappentier ist die Fledermaus, seit Jahrhunderten das Symbol der Stadt Valencia.
Der Innsbrucker Kurt Jara spielte hier von 1973 bis 1975. Berühmt und beliebt war in Valencia der argentinische Weltmeister von 1978 Mario Kempes, der mit einjähriger Unterbrechung von 1976 bis 1984 für Valencia stürmte und dann ja von 1986 bis 1992 bei der Vienna, in St. Pölten und beim Kremser SC seine Karriere ausklingen ließ.
Das Estadio de Mestalla (spanisch) bzw. Estadi de Mestalla (valencianisch) hatte ich erste jüngst im Jänner 2015 gegen Real Madrid besucht. Es wurde 1923 mit einer Kapazität von damals 17.000 Plätzen eröffnet. Noch in den 1920er Jahren wurde es auf 25.000 ausgebaut und in den 1950er Jahren wurden die Tribünen dann auf 45.000 Plätze erweitert. Der letzte Schritt kam 1998 mit dem Ausbau der Nordtribüne, womit das Stadion seine heutige Kapazität von 55.000 Plätzen erreichte. Das Stadion im Stadtviertel Mestalla trug von 1969 bis 1994 ein Vierteljahrhundert lang den Namen Estadio Luis Casanova, benannt nach einem Vereinspräsidenten. Bei der WM 1982 fanden hier drei Gruppenspiele statt. Weiters trug die spanische Nationalmannschaft hier 31 Länderspiele aus, darunter das legendäre 9:0 gegen Österreich 1999. Bereits 2007 begann der Verein mit dem Bau eines neuen Stadions Nou Mestalla, musste die Bauarbeiten aber 2009 aus Finanznot einstellen. Seither steht dort eine halbfertige Bauruine.
Vor dem Spiel wurde eine weitere Etappe der Stadtbesichtigung von Valencia unternommen und die Bar des berühmten Manolo neben dem Stadion besucht.

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