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Sonntag, 27. Juli 2025

Wacker Innsbruck – Rapid 0:1 (0:0)

ÖFB-Cup, 1. Runde, 27.7.2025
Tivoli Neu, 15.723

Das Weiterkommen zählt im Cup. Rapid kam eine Runde weiter. Gegen den frisch aus der vierten in die dritte Liga aufgestiegenen FC Wacker Innsbruck hatte Rapid zwar Chancen, aber es gelang nicht viel, während die Innsbrucker geschickt spielten und aus jeder geschafften Minute Kraft zu schöpfen schienen. Erst in der Rapidviertelstunde schoss Bolla aus einem Freistoß mit aller Gewalt das schließlich spielentscheidende Tor. In der Nachspielzeit bebte zwar das Stadion abseits des Auswärtssektors aufgrund des Torjubels auf den Rängen, der Schiedsrichter hatte aber zuvor ein Foul gesehen. Glück für uns.
In einer sensationellen Euphoriewelle waren sowohl das ganze Stadion als auch der Auswärtssektor in Windeseile nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft gewesen. Die Motivation war groß. Mit so vielen Leuten wie lange nicht reiste Rapid nach Innsbruck. 1.500 im Sektor und noch eine unbestimmbare Anzahl weiterer auf den Längsseiten. Ein Rapid-Balkenmuster zeigten die Ultras Rapid zu Spielbeginn, mit die Fußballtradition darstellenden Fußballerwadeln mit altem Lederball im Banner am Zaun. Danach stieg in den Rapid-Farben grün und weiß und blau und rot Rauch auf, aus dem noch Konfetti hervorschoss. Ein Spruchband der SAF in griechischer Sprache αδέρφια μας σε Ελλάδα και Κύπρο / κρατάτε γερά („unsere Brüder in Griechenland und Zypern / haltet durch!“) galt den auch in diesem Sommer wieder von ihnen die Lebensgrundlage entziehenden großen Waldbränden schwer getroffenen Menschen in Griechenland und Zypern. Die Rapidviertelstunde wurde hell erleuchtet eingeklatscht, was zum Erfolg führte. Block West und Tivoli Nord sparten nicht daran, einander Unfreundlichkeiten auszurichten.
Die Tivoli Nord leitete das Spiel mit der Botschaft „Männer des Westens“ ein, was einerseits auf die geographische Lage verweist und andererseits ein Lied des Wiener Sängers Falco ist. Dieses wurde zum Einlauf der Mannschaften auch aus den Stadionlautsprechern gespielt. Ordentlich grüner Rauch umrahmte einen hochgezogenen Wacker-Schriftzug. Szene Unterland hieß es zum Wiederbeginn auf einem pyrobegleiteten Banner. Unterland-Spruchbänder wandten sich gegen Eventisierung „Nein zu Matchday-Schals und Eventfanshirts!!!“ und richteten solidarische Grüße an die Stadionverbotler der befreundeten Red White Boys des FC Thun aus. Ein besonderes Spruchband anlässlich eines Todesfalls war mit dem Kürzel der aufgelösten historischen Gruppe der Tivoli Nord Verrückte Köpfe gezeichnet, deren Fahne auch dahinter wehte. Dazu gab es aus dem Rapidblock respektvollen Applaus.
Eine volle Nord zu sehen ist immer noch ungewöhnlich. Ein volles Tivolistadion zu sehen, ist es umso mehr. Es gab auch wieder FCW-Wechselgesänge der Nord mit beiden Längsseiten. Das vor einem Vierteljahrhundert mit einer Kapazität von 17.400 Plätzen eröffnete Stadion bietet derzeit noch 16.008 Plätze, die aus Sicherheitsgründen mit freigelassenen Puffern nicht ganz ausgeschöpft wurden. Zuletzt war Rapid im Frühjahr 2019 bei Wacker Innsbruck zu Gast gewesen. Lange sechs Jahre Pause für eine der großen Begegnungen, die der österreichische Fußball zu bieten hat. Auch wenn sie früher größer waren als zuletzt. 13.700 beim 3:0-Sieg Rapids am 16.4.2011 war die bislang höchste Zahl an Zuschauerinnen und Zuschauern hier bei dieser Begegnung, bei der ich auch selbst zugegen war. An diesem Tag hätte man die 30.000 Plätze wie bei der EM 2008 füllen können.
Verkehrte Welt. Während der Sportplatz im Europacup-Spiel am Donnerstag eher nach erster Cuprunde aussah, gab es im ÖFB-Cup Europacupatmosphäre in einem vollen Stadion.

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