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Freitag, 8. Dezember 2023

Zagłębie Sosnowiec – Motor Lublin 0:4 (0:1)

Polen, I liga, 18. kolejka, 8.12.2023
Zagłębiowski Park Sportowy, 3.359
-5°C

Winterliche Bedingungen herrschten bei diesem Spiel. Es war nicht warm und es lag Schnee. Manch ein Zuschauer nahm das zum Anlass, sich im Weitwurf zu üben und dazu Schneebälle zu nutzen. Der Schiedsrichter war ein beliebtes Ziel und unterbrach deswegen auch einmal das Match. Mit oder ohne Schnee gab es für Zagłębie in diesem Spiel nichts zu holen. Nach Führung der Gäste per Elfmeter nach zehn Minuten und Ausschluss nach etwas mehr als einer Viertelstunde war der Tabellenletzte gegen Motor Lublin auf verlorenem Posten.
Der große Fetzen Zagłębiacy hing vor dem Fanblock. Dahinter wurde angesichts der Umstände ordentlich supportet, auch wenn erwartungsgemäß keine Bäume ausgerissen wurden. Bekannt ist Zagłębie auch nicht für großen Stadionsupport sondern eher für seine Freundschaften mit Legia Warschau seit den 1970er Jahren, mit BKS Stal Bielsko-Biała seit 1982 únd Olimpia Elbląg seit 2004. Seit kurzem ist da auch Czuwaj Przemyśl dabei, die auch an diesem Abend besungen wurden (ebenso wie u.a. Beskid Andrychów übrigens). „Würde man die berühmte ,Wir haben 100 Leute gefragt‘-Frage nach der ihrer Meinung nach geachtetsten, fairsten oder meistrespektierten Szene stellen, Zagłębie bekäme zweifellos eine Spitzenposition.“ liest man im Lexikon Fanszene Polen. Eine „richtig starke“ Freundschaft verbindet Zagłębie mit BKS Stal Bielsko-Biała. Ebenso wie diese sei man auf der Straße äußerst aktiv, habe darauf den Schwerpunkt und verhalte sich dafür im Support im Stadion „lethargisch“. Heraus sticht die Freundschaft zu Legia Warschau. Denn Sosnowiec mag topographisch in Schlesien liegen, es gehört aber zur Region Zagłębie Dąbrowskie. „Dort hat man mit der schlesischen Kultur und ihren Eigenheiten rein gar nichts zu tun, vielmehr noch: Man steht mit ihr auf Kriegsfuß. So kam es dann auch, dass bereits in den 70er Jahren die Freundschaft mit Legia entstand (auch um es den Schlesiern zu zeigen, die die Hauptstadt hassen wie die Pest).“
Motor Lublin, die ich im Frühjahr am anderen Ende des Landes in Kołobrzeg gesehen hatte, kam mit einigen Minuten Verspätung (man war im Sonderzug angereist) und startete dann in den letzten Minuten der ersten Hälfte mit dem Support. Befreundet ist man mit Śląsk Wrocław. Am Zaun hing an diesem Abend Hetman Zamość, die auch besungen wurden. Mit ihnen ist man ebenso wie mit Górnik Łęczna im Status eines Bündnis.
Der Verein Zagłębie Sosnowiec nennt als Gründungsjahr 1906, als hier der erste Sportverein KS Milowice aus dem Umfeld des Stahlwerks Milowice gegründet worden war. Vorgängervereine waren der 1908 gegründete TS Union Sosnowiec und die nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Vereine TS Victoria Sosnowiec (1918) und KS Sosnowiec (1919), die 1931 zu Unia Sosnowiec fusioniert wurden. Nach der Auflösung unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde 1945 ein neuer Verein gegründet, der im kommunistischen Regime mehrere Namen trug bis er 1962 den Namen Zagłębie Sosnowiec erhielt (bis 1990 als Górniczy Klub Sportowy, also „Bergbausportverein“, GKS Zagłębie Sosnowiec) und diesen seither trägt (mit Unterbrechung nach Pleite und Vereinsauflösung 1993). Von 1955 bis 1992 spielte man 34 Saisonen in der ersten Liga. In den 1960er und 70er Jahren hatte der Verein seine große Zeit, erreichte viermal den zweiten Platz und dreimal den dritten Platz. Zweimal gewann Zagłębie jeweils zweimal hintereinander den polnischen Cup (1962, 1963, 1977 und 1978). 2007/08 spielte man wieder erstklassig in der Ekstraklasa, die Saison endete aber mit einem Korruptionsskandal im Zwangsabstieg in die drittklassige II liga. Ein Jahrzehnt später schaffte man 2018/19 erneut eine Ekstraklasa-Saison, stieg aber sportlich sogleich wieder ab. Seither hielt man sich in der zweitklassigen I liga, aus der heuer der Abstieg droht.
Der Zagłębiowski Park Sportowy wurde im Februar 2023 eröffnet und ersetzte das alte Stadion Ludowy als Spielstätte. Das neue Stadion ist Teil eines neuerrichteten Sportkomplex am Rand des Park Środula mit u.a. auch Sporthalle und Eishalle. Das Stadion kostete die Stadtkassa 148 Mio. Złoty, der gesamte Komplex 270 Mio. Złoty. Den Stadionnamen hat man an ein Stahlwerksunternehmen verkauft. 11.600 in den Vereinsfarben Weiß, Grün und Rot gehaltene Sitzplätze gibt es hier, darunter 802 Plätze im Gästesektor. Sollte einmal sportlicher Erfolg einkehren und Fußballeuphorie wie in den 1960er Jahren ausbrechen (Rekord waren 40.000 Zuschauerinnen und Zuschauer 1963 im Erstrunden-Heimspiel im Europacup gegen Olympiakos im alten Stadion), wäre eine Erweiterung auf 14.546 Plätze mit Ausbauten im Zwischenraum der jetzigen Ränge und der Außenwand eingeplant. Aktuell scheint dies nicht notwendig. Da das Stadion aber europacuptauglich ist, nutzt es gegenwärtig der polnische Meister 2022/23 Raków Częstochowa für seine Europacupspiele. So war hier daher jüngst u.a. Sturm Graz zu Gast.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Sosnowiec besichtigt.

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