Fermana – Ancona 2:1 (2:1)

Italien, Serie C, girone B, 27a giornata, 12.2.2023
Stadio Bruno Recchioni, ca. 2.000

In Italien bot die Serie C am Sonntag die Begegnung von Fermana und Ancona. Beide haben in der jüngeren Vergangenheit aus Unterhausuntiefen wieder die Serie C erreicht und auch wenn sie nicht unmittelbare Nachbarn sind, so sind sie dennoch Rivalen. Die Fermana hatte den besseren Beginn mit dem Führungstreffer nach sieben Minuten. Fünf Minuten darauf konnte Ancona zwar durch einen Hands-Elfmeter ausgleichen, aber ein erneuter Hands-Elfmeter auf der anderen Seite brachte kurz vor Ende der ersten Hälfte wieder Fermana in Führung. Nach der Pause gab es noch ein Abseitstor von Ancona, aber schlussendlich gewann die Fermana in Unterzahl nach Gelb-Rot die Partie.
Vor Spielbeginn wurde eine Schweigeminute für die Erdbebenopfer in der Türkei abgehalten (Syrien wurde nicht erwähnt, würde aber dazugehören).
Auch wenn sie schon lange nicht mehr auf der so benannten Tribüne Curva Duomo mit dem Dom im Hintergrund steht, nennt sich die Fermana-Fanszene weiter Curva Duomo. Große Namen waren hier die 1974 bis 2010 bestehenden Brigate Gialloblu und 2018 Nucleo Fermano 1996. Seit 2018 besteht die das Vereinsgründungsjahr im Namen führende Gruppe 1920. Das große Derby ist das derby del Piceno mit Ascoli, aber danach kommt schon die öfters hitzige Rivalität mit Ancona. Die Ultras stehen im unteren Bereich einer Seitentribüne und rissen mal mehr und mal weniger vom übrigen Publikum mit.
Die Curva Nord Ancona hatte Anfang der Woche erst beratschlagt, ob sie angesichts eines reduzierten Kontingents von nur 500 Karten für den Auswärtssektor hierher kommen sollten. Schließlich wurde der Entschluss veröffentlicht, dennoch zu fahren. Es war ein von Ancona bekannter starker Auftritt mit den Klassiker-Gesängen ihres Tifos. Das macht durchaus jedesmal wieder Eindruck.
Der Fermana Football Club wurde 1920 als Società Sportiva La Fermo in Fermo gegründet (Farbe Weiß). 1923 spaltete sich davon der Fermo Football Club (Farbe Schwarz) ab, wurde 1934 aber aus politischen Gründen aufgelöst und mit La Fermo zur Unione Sportiva Fermana zusammengelegt (neue Farbe Gelb-Blau). Aufgrund Zahlungsschwierigkeiten wurde man 1931/32 während der Saison vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Der Verein wurde als Polisportiva Fermana neu gegründet und schaffte 1935/36 die Teilnahme an der neu eingeführten Serie C. Am Saisonende stand aber nicht nur der sportliche Abstieg sondern auch die finanzielle Pleite. Erst 1937 wurde der Verein unter dem faschistischen Namen der Gioventù Italiana del Littorio als GIL Fermo wiedergegründet. 1939 wurde daraus wieder die US Fermana, die aber 1940 ihren Spielbetrieb einstellte. 1946 entstand man als AC Fermana neu und benannte sich 1948 wieder US Fermana. 1946/47 und 1947/48, 1950/51 und 1951/52 spielte man noch in der Serie C, bevor man die nächsten Jahrzehnte im Unterhaus verbrachte. 1984/85 schaffte es für eine Saison wieder in die nunmehrige Serie C2 und benannte sich Fermana Calcio. 1988 folgte die nächste Pleite und man begann 1988/89 als US Fermana neu. 1994 gelangte man nach einem Jahrzehnt wieder in die Serie C und benannte sich Fermana Calcio. Dieses Mal konnte man sich in der Liga halten und es begann das große Zeitalter des Vereins. 1996 stieg man in die Serie C1 auf und 1999/2000 spielte als Höhepunkt der Vereinsgeschichte für eine Saison in der Serie B. Danach kamen weitere Drittligajahre in der Serie C1 bis 2005/06. Auf den sportlichen Abstieg in die Serie C2 folgte 2006 der Bankrott. Die US Fermana wurde als Nachfolgeverein gegründet und hatte tief unten in der damals achtklassigen Prima Categoria neu zu beginnen. 2013 hätte man zwar sportlich den Aufstieg in die Serie D geschafft gehabt, schaffte aber die Zulassung nicht. Daher fusionierte man mit Montegranaro Calcio zu Società Dilettantistica Montegranaro Calcio Fermana Football Club, um 2013/14 dennoch in der Serie D spielen zu können. 2017 erreichte man nach einem Jahrzehnt die Rückkehr in die Serie C und 2018 benannte sich der Verein zuletzt in Fermana FC um.
Das Stadio Bruno Recchioni wurde 1932 mit dem faschistischen Namen Stadio polisportivo del Littorio eröffnet und 1934 Stadio Sandro Italico Mussolini benannt, nach einem Sohn des Bruders des faschistischen Diktators Benito Mussolini. Nach der Befreiung 1945 wurde das Stadion 1946 nach Bruno Recchioni benannt. Der Fußballer aus Fermo war einer der fünftausend italienischen Soldaten, die von der deutschen Wehrmacht 1943 auf der griechischen Insel Kefalonia nach ihrer Gefangennahme erschossen wurden, weil sie nach dem italienischen Waffenstillstand mit den Alliierten ihre Waffen nicht den deutschen Soldaten übergeben wollten. Die mittlere Tribüne der Längsseite gegenüber ist die aus den 1930er Jahren stammende Tribüne. Daneben wurden 1994 zwei Seitentribünen errichtet und 1998 überdacht. 1999 hat man aufgrund des Aufstieg in die Serie B die beiden Hintertortribünen gebaut und die Kapazität damit auf 8.920 Plätze erhöht. Während im Auswärtssektor eine Stahlrohrgersttribüne steht, macht die in Richtung des Doms als Curva Duomo massiv errichtete und filigran hoch aufragende Tribüne etwas her. 2017 gab es für die Rückkehr in die Serie C Renovierungsarbeiten und die Kapazität wurde auf 7.500 begrenzt. Das ist weit mehr als gewöhnlich benötigt. Zuschauerrekorde werden in Fermo nicht aufgestellt. Die 2.000 Leute an diesem Sonntagnachmittag waren schon ein sehr guter Besuch.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Fermo besichtigt.