Zagłębie Wałbrzych – Górnik Wałbrzych 1:11 (1:3)

Polen, Klasa A, grupa Wałbrzych I, 26. kolejka, 20.6.2021
Stadion 1000-lecia, ca. 700

Kantersieg von Górnik Wałbrzych gegen Zagłębie Wałbrzych im Auswärtsspiel im Heimstadion. Die Meisterschaftsspiele im Kalenderjahr 2021 gewann Górnik Wałbrzych 18:0, 5:0, 3:0, 3:1, 12:1, 3:1, 7:0, 4:0, 10:1 und nun eben 11:1 (plus ein 3:0 am grünen Tisch). Man steht mit 26 Siegen aus 26 Spielen unangefochten an der Spitze der siebtklassigen niederschlesischen Klasa A, grupa Wałbrzych I. Für den Anhang von Górnik Wałbrzych war das Spiel eine Rückkehr in ihren angestammten Sektor C. Im Unterhausfußball ist bei ihren Heimspielen im Stadion mangels Massenandrang nur mehr die Haupttribüne geöffnet. Entsprechend wurde das Derby auch u.a. mit Plakaten in der Stadt beworben. Standesgemäß wurde laut supportet, die Freundschaften waren anwesend und optisch auch etwas geboten.
Auf Seiten von Zagłębie gibt es keine Fanszene mehr, auch wenn es hier historisch eine gab – wie in Polska Kibolska 3 nachzulesen ist.
Das Besondere dieses Derbys war auch, dass der Gastgeber hier nicht zuhause ist, es aber doch historisch sein Stadion war. Das Stadion 1000-lecia (bzw. ausgeschrieben Stadion Tysiąclecia) oder auch Stadion Biały Kamień wurde 1966 im Stadtteil Biały Kamień (deutsch Weißenstein) der niederschlesischen Stadt Wałbrzych eröffnet. Der Name bezieht sich auf das tausendjährige Jubiläum der Taufe des slawischen Fürsten Mieszko I. im Jahr 966, was als Datum des Übertritts Polens zur christlichen Religion angesehen wird. Das Stadion wurde auf aufgeschütteten Böschungen errichtet und bot einst eine Kapazität von circa 25.000 Plätzen. Heute gibt es 3.500 Sitzplätze. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war das Stadion Teil einer Anlage mit verschiedenen Sportstätten. An deren Stelle wurde von 2009 bis 2013 ein Hallenbad errichtet.
Mit der Eröffnung 1966 wurde das Stadion zur Heimstätte des 1945 als KS Julia Biały Kamień gegründeten und später nach dem französischen Kommunisten Maurice Thorez GKS Thorez Wałbrzych benannten Vereins GKS Zagłębie Wałbrzych, der zuvor im nunmehrigen „alten Stadion Zagłębie“ Stadion Stare Zagłębie gespielt hatte. Die größten Erfolge von Zagłębie Wałbrzych waren sechs Saisonen in der ersten polnischen Liga 1968/69 bis 1973/74 und die Teilnahme am UEFA-Cup 1971. In einer aufsehenerregenden Fusion mit dem Stadtrivalen Górnik Wałbrzych wurde die Geschichte des mittlerweile in die unteren Ligen abgestiegenen Vereins 1992 vorläufig beendet. 2006 wurde Zagłębie wiedergegründet, spielt aber nicht mehr hier. Denn mit der Fusion 1992 zog Górnik Wałbrzych vom eigenen Stadion hierher um.
KP Górnik Wałbrzych wurde 1946 gegründet und war ebenso wie Zagłębie ein neuer Verein nach der polnischen Übernahme der zuvor deutschen Stadt und hatte gleichfalls seine Wurzeln im Kohlenbergbau. Aufgrund der Schließungswelle im Bergbau Anfang der 1990er Jahre wurde der gesamten Region der wirtschaftliche Boden unter den Füßen entzogen, so auch den Bergbauvereinen. Der 1992 durch Fusion der beiden in finanziellen Turbulenzen befindlichen Stadtrivalen gebildete Klub hieß zunächst KP Wałbrzych und später Górnik/Zagłębie Wałbrzych, war aber de facto Górnik und nicht Zagłębie. Seit 1997/98 ist man auch im Namen wieder Górnik Wałbrzych. Größter Erfolg von Górnik waren die sechs Saisonen in der ersten Liga 1983/84 bis 1988/89 gewesen.
Wałbrzych ist eine von nur 13 Städten im polnischen Fußball, die mit mindestens zwei Vereinen in der höchsten polnischen Spielklasse bzw. Ekstraklasa vertreten waren oder sind. Seit 2019/20 gibt es wieder das Stadtderby. In der Derbybilanz liegt Górnik mit 7:8 Siegen bei neun Unentschieden noch knapp im Hintertreffen. Das Torverhältnis spricht mit 35:22 allerdings bereits deutlich für Górnik.
Nachdem erst vor wenigen Wochen die touristischen Sehenswürdigkeiten von Wałbrzych besichtigt worden waren, stand diesmal vor dem Spiel ein etwas abseitigerer Rundgang in Wałbrzych an.