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Freitag, 7. Mai 2021
Im Flutlicht
Rezension
BSG Chemie Leipzig (Hg.)
Im Flutlicht
Historische Fotografien und zeitgenössische Kunst
Alfred-Kunze-Sportpark 1920-2020
23.03. – 02.05.2021 im Museum der bildenden Künste Leipzig
Ausstellungkatalog
Leipzig 2021
100 S.
Die Publikation heißt „Im Flutlicht“, auch oder gerade weil es im Alfred-Kunze-Sportpark von Chemie Leipzig kein solches gibt. Im Rahmen des Projekts AKS100 zum hundertjährigen Jubiläum des Stadions fand eine Ausstellung mit historischen Fotografien zur Stadiongeschichte und zeitgenössischer Kunst zur Verarbeitung des Themas im Leipziger Museum der bildenden Künste statt. Die Künstlerinnen und Künstler stellten ihre Werke der BSG Chemie Leipzig zur Verfügung, um diese zu versteigern und damit die Initiative „Flutlicht für Leutzsch“ zu unterstützen (ein Teil des Erlöses soll an ein Bildungsprojekt gehen). Um nach auslaufender Ausnahmegenehmigung die Verbandsvorschriften zu erfüllen, muss Chemie Leipzig ein Flutlicht errichten. Um dieses zu finanzieren laufen unter der beachtlicher Beteiligung der Fanszene und u.a. mit Benefizspielen seit Jahren verschiedene Aktivitäten.
Eingangs wird in dem von Ausstellungskurator und Katalog-Redakteur Alexander Mennicke verantworteten Buch die Geschichte von Verein und Stadion umrissen. Nach dem Neuanfang durch Abkehr vom Missmanagement des Vereins und Neugründung durch einen Teil der Fans 2008 kehrte ein neues Selbstverständnis ein, ist zu lesen: „So sind alle, die den Verein verwalten, auch Fans der BSG und stemmen weitgehend ehrenamtlich das, was anderswo professionalisiert ist. ,Die Fans sind der Verein‘ ist fester Bestandteil unseres Denkens und Handelns.“ Die in der Ausstellung und hier im Katalog präsentierten Informationen und Bilder sind Teil der Forschungen im Projekt AKS100, die in den letzten eineinhalb Jahren von einem kleinen Team betrieben wurden. Dazu soll es noch gesondert noch eine große Publikation geben. Die Bilder und Texte zeigen die Anfänge der Anlage in der Arbeitersportbewegung 1920 bis 1933, die Nutzung unter der NS-Herrschaft und die Geschichte in der DDR, als der Ausbau erfolgte. 1964 war die BSG Chemie Leipzig sensationell und entgegen der Planung im DDR-Sportsystem, das die besten Spieler vor Saisonbeginn zum Stadtrivalen abgezogen hatte, Meister der DDR-Oberliga. „Beflügelt durch diesen Erfolg, wurde der Sportpark von 1965 bis 1968 komplett aus- und umgebaut und bekam seine bis heute fast unveränderte Gestalt.“ Das damals nach einem von den Nazis hingerichteten kommunistischen Widerstandskämpfer Georg-Schwarz-Sportpark benannte Stadion bekam dabei, wie hier zu lesen ist, die erste Einzäunung des Spielfelds zum Schutz vor Ausschreitungen in Deutschland.
Weitere Themen sind Widerstand auf den Rängen in der DDR, Hoffnung und Zerfall 1990 bis 2011, der Meistertrainer Alfred Kunze (eine intensivere Auseinandersetzung mit seiner NSDAP-Mitgliedschaft soll im angekündigten großen Buch zu 100 Jahren Alfred-Kunze-Sportpark erfolgen), der aus der Fanszene und den Ultras entstandene Neuanfang, Frauen („Gehörte die Mannschaft der BSG früher zu den besten in der DDR und gab es auch beim FC Sachsen Leipzig immer wieder Frauen und Mädchenmannschaften, wird Frauenfußball derzeit leider nicht angeboten.“) und Ausbaupläne.
Die abgebildeten Kunstwerke, die zu ersteigern sind, sind in Form und Inhalt recht unterschiedlich. Sie behandeln alle das Thema Fußball und meist auch Chemie und Alfred-Kunze-Sportpark.
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