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Samstag, 17. April 2021

GroundHoppInfiziert 2020




Rezension


GroundHoppInfiziert 2020
130 S.











„Eigentlich hatte ich gar nicht so wirklich den Plan, dieses Heft zu schreiben. Doch dann kam die zweite fußballfreie Zeit im Jahr und außergewöhnlich viel Freizeit.“ Gute Seiten hatte Corona zwar in keinster Weise, aber es sorgte zumindest für Lesestoff und motivierte Fanzine-Schreiber. Zu diesen gehört der Autor dieses Hefts, der sich „komplett als Groundhopper“ beschreibt. Zu seiner Person tut er kund, dass er Teil der Fanszene von Hertha BSC gewesen sei und mit Kollegen das Heft Auswärtige Liebhaber der Alten Dame herausgegeben hatte, sich mittlerweile aber mit dem Verein „(wie man bei Beziehungen sagen würde) durch verschiedene Gründe auseinandergelebt“ hat.

Das Jahr 2020 begann noch unbeschwert, hier u.a. in Spanien, wobei die unterstützenswerte Vorliebe für Rayo Vallecano hervorsticht, sowie bei Testspielen der Winterliga in Tschechien, einem interessanten Besuch in Belgien in Lüttich bei Standard de Liège und v.a. einer schönen Portugal-Rundreise (trotz aus dem Auto gestohlenen Rucksack). Nach 33 Seiten ist die Zeit der Normalität vorbei und es beginnt die neue Zeitrechnung des Fußballs.

Die neue Zeit begann im Juni 2020 auch hier, wie überall sonst, in böhmischen Landen. Aus geographischen Gründen hier v.a. in Nordwestböhmen, während es bei mir seinerzeit aus im Wortsinn naheliegenden Gründen v.a. Südmähren war. Während man da weitgehend seine Ruhe hatte, war dies dort anders. Das lag wohl auch an der Institutionalisierung dortiger Freundschaftsspiele in Korona Cups. Schon am zweiten Juni-Wochenende wird zu einem solchen Spiel von FK Dobroměřice und SK Černovice jedenfalls die Beobachtung eines sich stetig wiederholenden Schauspiels notiert: „Ein Auto mit deutschem Kennzeichen fuhr vor, parkte und zwei bis fünf Hopper entstiegen dem Fahrzeug. Auf dem Weg zum Vereinsheim wurden dann zwischen zwei und zehn Fotos geschossen und je nach Gruppe gegrüßt, verächtig geguckt oder gleich ganz woanders hingesetzt. Unter den am Ende etwa 150 Zuschauern waren wohl locker zwei Drittel Deutsche.“ Während im Groben Schnitzer bei einem Spiel 36 deutsche und ein österreichisches Hopperauto am Parkplatz gezählt wurden, wird hier für dasselbe Testspiel der zweiten Mannschaft der Prager Bohemians die Anzahl an gar 40 deutschen Autos genannt. „In der ominösen Groundhopper-App trugen sich am Ende über 200 Personen bei diesem Spiel ein.“ Oft bin ich froh darüber, mich von Apps, Facebook-Gruppen oder was es da sonst noch geben mag, fern zu halten und für mich und mit den wenigen mir persönlich Bekannten das Richtige zu suchen und zu machen. Auch um den Preis, manches (wohl eher vieles, wie ich mitunter bemerke) nicht zu erfahren und zu wissen.

Erfreut hat mich als Slowakei-Groundhopping-Liebhaber, dass von zwei Slowakei-Wochenenden in August und September zu lesen war. Das Land kommt ja in deutschen Heften recht wenig vor. Weiters liest man von weiteren Ausflügen zu schönen alten Stadien in Tschechien und in Polen („Einer meiner absoluten Sehnsuchtsorte ist der polnische Kohlepott.“) und warum man im Oktober bei Borussia Neunkirchen am Eingang gemustert wurde: „Wie wir später erfahren durften, rückte vor zwei Wochen ein Hoppergrüppchen zweistelliger Anzahl ein, welche alle (!) den Pressetrick rausholen wollten und den Verein um die 10€ prellen wollten.“ Besucht wurde auch das Spiel mit siebenjähriger Jubiläumschoreographie der Fanszene des SV 1907 Linden. Zum Abschluss gibt es von einer interessanten Bulgarien-Reise im Oktober 2020 zu lesen, wobei hier der Besuch bei einem (U-19-)-Spiel im selten bespielten großen Stadion Plovdiv herausragt.

Aus dem Juli ist im Heft von einer Baltikum-Rese zu lesen. Das Layout ist für ein Erstlingsheft bereits recht ausgefeilt. Wenn etwas nicht so gelungen ist, dann sind das über farbigem Hintergrund oder Staatsflaggen abgedruckte Texte, die daher hier mitunter recht schwer zu lesen sind. Da wäre eine saubere Trennung besser. Denn die Texte sind inhaltlich gut und das Heft ist interessant zu lesen.

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