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Freitag, 5. Februar 2021
Republikflucht 12
Rezension
Republikflucht
Ausgabe 12
316 S.
Eine ordentliche Portion Lektüre bringt die zwölfte Ausgabe der Republikflucht auf die Waagschale. Neben einer bunten Mischung an Hoppingreisen an verschiedene Orte 2018 und 2019 – wie einem Kurztrip zu einem Spiel nach Marokko unter der Woche oder diversen Spielen, welche die Autoren im Zuge von Urlaubsreisen besuchten, – lassen sie die p.t. Leserinnen und Leser an Eindrücken von Reisen und Fußballspielbesuchen in New York, Bosnien und Herzegovina, Schweden, Argentinien oder der verächtlich betrachteten Insel: „Menschen kräuselten sich die roten Haare aus den Ohren, während sie bei sieben Grad mit Plüschpantoffeln knöcheltief in der Pfütze vor der Bushaltestelle standen.“ So machte die Reisegruppe ihre Länderpunkte dort mit einer von Wales ausgehenden Fahrt über Nordengland zum Derby in Sheffield zwischen Wednesday und United. Die Derbystimmung überraschte dann: „Es war England, wie ich es mir immer erhofft, aber nie für möglich gehalten hatte.“
Als der Gemütlichkeit im Reisen zuneigender Mensch habe ich von einer 2.300-km-Autotour (Hinfahrt) von Italien nach Moldawien und Rumänien aus Faszination an anderen Reisewegen gelesen. Viele Eindrücke vermittelte auch eine Ukraine-Fahrt. Während man hier das Dynamo-Stadion in Kiew für Fotos besichtigen konnte, blieb mir das vor acht Jahren vom Wachpersonal verwehrt. Ich konnte dafür hingegen seinerzeit das Dynamo-Stadion in Charkiw betreten, was den Republikflucht-Redakteuren hier nicht möglich war.
Den Hauptteil des Hefts machen wieder die Polen-Berichte aus, 57 Seiten Herbstsaison 2018 und 73 Seiten Frühjahrssaison 2019 voll prägnanter Fotos und Texte, die von Expertise getragen sind. Man weiß hier, wann man wohin fahren muss, um etwas zu sehen. Warum man etwa zu einer Viertligabegegnung von Gwardia Koszalin und KKS Kalisz fährt, wird hier klar gemacht: „Gwardia ist bereits jahrelang mit Górnik Konin befreundet (auch wenn diese Freundschaft aufgrund Gwardias Krise zerbrach, inzwischen aber wieder intakt ist), deren Erzfeind KKS Kalisz heißt. Kalisz wiederum ist seit ca. 2 Jahren mit Kotwica Kołobrzeg verbunden, welche zufälligerweise Erzfeind von Gwardia Koszalin sind.“ Da es aber nicht nur Highlightspiele geben kann, werden auch die anderen Besuche berichtet und es wird auch mehr oder weniger humorvoll genommen, dass einmal das falsche Datum erwischt wurde (ist mir auch schon passiert).
Auf Seite 244 der 316 Seiten führt die Rundreise endlich nach Italien − dem Sehnsuchtsland, das man von Seite 1 an seit der Betrachtung des Titelblatts im Kopf hat. Im Februar 2018 erlebte die Republikflucht das erste Derby von AS Melfi und Vultur Rionero seit Jahrzehnten mit (Bericht in Ausgabe 11). Die Bilder machten einige Furore. Nach vier Stationen in Süditalien im Jänner 2019 wird hier nun vom nach den später folgenden tragischen Ereignissen mit einem Toten vorerst letzten großen Derby berichtet. „Wunderschöne, ohrenbetäubende Chöre, die mit einer knackigen eigenen Note versehen sind, prägen die gesamte Partita.“ Wie bei manchen Polen-Berichten gibt es auch hier wieder Bilder, von denen das Auge länger nicht loskommt.
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