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Mittwoch, 20. Dezember 2017
Republikflucht 9
Rezension
Republikflucht
Ausgabe 9 − September 2017
132 S.
Das Groundhopping-Fanzine stammt aus Cottbus und Frankfurt/Oder und die ostdeutsche Herkunft erklärt auch den Namen des Fanzines. „Republikflucht“ war die DDR-Bezeichung für Flüchtlinge, die Ostdeutschland entkommen wollten. Darauf stand bis zu acht Jahre Gefängnis und dafür wurden zehntausende verurteilt, die es nicht geschafft hatten. Heute ist ostdeutsches Fernweh anders begründet und hat andere Konsequenzen. In mit eigenem Humor durchsetzten Abenteuergeschichten wird hier von diversen Reisen nach Italien, Polen, Kolumbien, Russland, Frankreich, Bulgarien, Bosnien, Serbien, Tschechien, Slowenien und dem Kosovo geschrieben. Als Hauptfokus der Reisegruppe kann Polen genannt werden.
Interessant ist es natürlich, wenn die Herrschaften dasselbe Spiel besucht haben wie auch ich, z.b. Sambenedettese - Campobasso im Jänner 2016, aber dabei andere Details beobachtet haben: „Neben uns nahmen vornehmlich ältere Herrschaften auf der Tribuna Platz, sowie die, die etwas zu sagen hatten. Andrea Gianni zum Beispiel − der Direttore Generale höchstpersönlich. Unter dem linken Arm hatte er ein Klemmbrett des FC Bayern, in der linken Hand hielt er seinen Bambino fest. Der wiederum hatte seine ‚Ultras Samb‘-Fahne fest gepackt und schwenkte sie ganz begeistert, als über die gesamte Höhe und Breite der Curva Massimo dasselbe geschrieben stand wie auf seinem Fähnchen.“
Aber es gibt in den Berichten nicht nur farbigen Lokalkolorit sondern auch viel an Informationen sowie manch prägnante Beschreibung, wenn es etwa über Zagłębie Sosnowiec heißt: „BKS Stal aus Bielsko-Biała ist seit inzwischen dreißig Jahren mehr als nur ein Freund, Bielsko und Zagłębie bedeutet Familie. Im Laufe der Zeit kann es da schon mal vorkommen, dass man sich den Marotten der anderen Familienmitglieder annimmt und plötzlich die Zehnägel am Küchentisch abknipst, weil Opa das ja genauso macht. Oder man haut sich eben lieber in der Disko statt zum Fußball zu gehen, so wie der große Bruder. Anders ist es fast gar nicht zu erklären, warum es die Zagłębiacy seit einigen Jahren so wie Bielsko handhaben: weniger Stadion, mehr Straße.“
Neben dem Rundum des Fußballs sind Bier und Frauen inhaltlich ebenfalls wichtige Themen. Das Heft ist in Druckqualität, Farbe, Layout etc. modern gestaltet, aber erinnert im Schreibstil oder z.B. in den Grüßen an Kollegen am Schluss auch an alte Fanzinezeiten und ist somit eine interessante Mischung.
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