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Mittwoch, 14. Oktober 2009
Ballesterer 46
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 46, Oktober 2009
66 S.
Vier Jahre dauert nunmehr bereits das Projekt Red Bull im Fußball. Ein Ende ist noch nicht abzusehen - ganz im Gegenteil, breitet sich die Krake nach New York, Ghana und Brasilien doch gerade nach Deutschland, bei Leipzig, aus. Doch wie jede Kampagne, sei sie noch so langlebig (die Bawag-Familie!), und jede Marketingstrategie irgendwann ihr Ende findet, wird auch dieses Unheil irgendwann zu Ende gehen. Die einzige offene Frage ist, wieviel verbrannte Erde zurückgelassen werden wird und wie viel der Fußballkultur, der Magie, die den Fußball mit Leben erfüllt, sie zerstört haben werden. Die Perspektive unterscheidet die Dosen von Fußballvereinen. Diese werden über Hochs und Tiefs hinweg über Jahrzehnte von Leidenschaft und Liebe getragen. Hier geht es "um die bedingungslose Unterordnung des Fußballs unter Geld, Erfolg und Marke. Das ist einer der markanten Unterschiede zum traditionellen Eingreifen der Wirtschaft in den Fußball" wie Stefan Kraft schreibt.
Ausverkauf und Kommerzialisierung gab es schon lange vorher. Doch darum geht es hier nicht, auch wenn der Ballesterer richtig darauf verweist, daß der Schritt zu einem "Fußball", der nicht nur "gesponsert" wird, sondern in der Eigenschaft als Werbeträger seinen Daseinszweck hat, möglich wurde, "weil die vorangegangene Entwicklung nicht gestoppt wurde. Wer stört sich noch an blinkenden Werbebanden, Allianz-Arenen, vom Fernsehen vorgegebenen Anstoßzeiten an jedem beliebigen Tag der Woche, Vereinsnamen wie 'KSV Superfund' und Totalüberwachung in den Stadien?" Red Bull arbeitet nicht (nur) daran, den Fußball zu kommerzialisieren, zur Ware zu machen. Es geht darum, ihn seines Wesensinhalts als Sport und als Quell der Freude und Leidenschaft zu berauben und als blutleere, zuckerhaltige Verkaufsshow zu "konzernalisieren", wie im Heft ein schöner Neologismus geprägt wird. Das ist es, warum Verachtung, pure Verachtung Red Bull allerorts von Fußballfans entgegenschlägt.
Es paßt ins Bild, daß einer, der nicht einmal in böser Absicht und mit Fußballbezug, sondern einfach nur unabhängig über die Person Mateschitz recherchieren wollte, wie der Wirtschaftsjournalist Michael Nikbakhsh, von diesem "Solange eine Kniescheibe in Moskau 500 Dollar kostet, werden Sie nicht sicher sein." entgegengeschleudert bekommt. Auch wenn man ethisch über die Methode eines Anrufs bei der betagten Mutter durchaus diskutieren kann. Er hätte auch nur potentiell die schöne neue Konzernwelt ankratzen können. Es geht, wie gesagt, um die bedingungslose Unterordnung unter Geld, Erfolg und Marke.
Eine wichtige Zwischenbilanz, die der Ballesterer mit dieser Ausgabe zieht. Ich hoffe, alle Redakteure bleiben gesund ;)
Weiters gibt es im Heft noch ein interessantes Interview mit Coşkun Taş, der 1959 als erster türkischer Fußballer als Legionär nach Westdeutschland kam. Obwohl bis dahin Stammspieler, durfte er 1960 im Finale um die Meisterschaft nicht spielen, weil der Präsident meinte, daß hier nur Deutsche spielen sollten.
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