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Samstag, 12. August 2023
LASK – Blau-Weiß Linz 2:0 (1:0)
Bundesliga, 3. Runde, 12.8.2023
Stadion auf der Gugl, 19.080
Der Bundesligaaufstieg von Blau-Weiß Linz brachte die Rückkehr des Linzer Derby. Beide Fanszenen waren sichtlich voll motiviert und zeigten das auch. Ein stimmungsvolles Derby, das zum besten gehört, was es in Österreich zu sehen gibt.
Die sportliche Favoritenrolle war klar verteilt und das Bundesliga-Spitzenteam des Europacupteilnehmers LASK gewann entsprechend gegen den Aufsteiger deutlich. Ein drittes Tor wurde vom Fernsehschiedsrichter VAR aberkannt. Das 2:0 war für Blau-Weiß eine Niederlage – eine Derbyniederlage schmerzt immer – aber zumindest vom Ergebnis her kein Debakel.
Zuletzt gab es das Linzer Derby 2016/17 in Liga Zwa und im April 2017 im alten Gugl-Stadion. In der Bundesliga war es das erste Linzer Derby seit der unrühmlich „Fusion“ benannten Auflösung des seinerzeitigen SK VÖEST Linz und damaligen FC Linz in einer Übernahme durch den LASK 1997. Zwei Wochen nach Benanntgabe war man am 31.5.1997 in der vorletzten Runde der Bundesligasaison 1996/97 nocheinmal aufeinander getroffen. Der FC Linz gewann das historische Spiel souverän 3:0.
Die Comeback-Geschichte thematisierte die Choreographie des blau-weißen Stahlstadt-Kollektiv im Gästesektor: Mit Abbildung des seinerzeitigen Wappens des FC Linz hieß es zunächst „97 hat man uns alles genommen“ und mit heutigem Wappen des FC Blau-Weiß Linz anschließend „Heute haben wir nichts zu verlieren“. Blaue Plastikschals tauchten den Sektor in Blau. Ein schöner und guter Corteo hatte den blau-weißen Anhang vom OK-Platz im Stadtzentrum hinauf auf die Gugl geführt. In weißem Leiberl kam man. Mitsamt dem auf allen Flächen blau tapezierten Auswärtssektor ergab das dann die ganze Spieldauer über ein blau-weißes Bild.
Ebenfalls ein Corteo hatte die LASK-Fanszene vom Linzer Hauptplatz aus zum Stadion auf der Gugl geführt (beide Märsche zu sehen, ging sich für mich nicht aus). Zu Spielbeginn thematisierte eine Choreographie ebenfalls die Geschichte, hier 115 Jahre LASK seit 1908. Eine Überrollfahne über den ganzen Sektor bildete Linzer Ansichten an der Donau einst und jetzt sowie zwei Herren ab, von denen der eine in damals üblichem Anzug mit Hut und der andere in heutiger Landstrassler-Jacke mit Fischerhut gekleidet war. „Vieles verändert sich, doch eines bleibt klar / seit 115 Jahren regiert in Linz der ASK“ verkündete dazu das Hauptspruchband. Im Derby-Vorfeld hatte es von LASK-Seite diverse Aktionen gegeben, öffentlichkeitswirksam waren von einer Brücke baumelnde gehenkte Stoffschlümpfe (als Symbol für die Blau-Weißen). In Spruchbändern richtete man dem Gegenüber auch an diesem Abend einiges aus. „Der Stadtverein ist zurück!“ hieß es so zum Beispiel. Doch es war nur eine scheinbare Anspielung auf die Rückkehr des blauen-weißen Linz in die Bundesliga. Denn danach kam „Gratulation an den Kegelverein Bulgariplatz-Hustlers zum Aufstieg in die Bezirksliga Nord!“ zum Vorschein. Eine Anspielung auf das lange in Musikszene und verwandten subkulturellen Genres stark vernetzte und präsente Blau-Weiß Linz hieß es von Seiten der Landstrassler höhnisch „Früher Subkultur. Heute unter aller Sau – Join the SKV!“ und in Bezug auf die Straße „Euer Standardspruch vor jeder Reiberei: ,I bin nimma dabei!‘“ Kräfteverteilung und Größenordnung im Verhältnis von LASK und Blau-Weiß thematisierte man im Spruchband „Der LASK – glorreich, mächtig und heilig geweiht – auch euer Lebensmittelpunkt auf Ewigkeit!“. Da der Grundsatzkonflikt mit der Vereinsführung zu den schwarz-weißen Vereinsfarben weiter unaufgelöst ist, hing wie üblich die letzte Viertelstunde das Banner „Dressen nur in den Farben / die uns die Gründerväter gaben“.
Das Stadion auf der Gugl war an diesem Abend tatsächlich ausverkauft – und zwar ohne mit Werbeplanen verhängte und gesperrte Sektoren, wie es bislang seit Stadioneröffnung üblich war.
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