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Mittwoch, 9. Dezember 2020
Der tödliche Pass, 97
Rezension
Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 97, Juli 2020
96 S.
Im Vorwort wird angekündigt, „mit Heft Nummer 99 wird im Dezember 2020 nicht nur das Ende dieses Jahres sondern auch das unserer Zeitschrift gekommen sein.“ Bis es soweit ist, wird in Ausgabe 97 nocheinmal die ganze Bandbreite geboten:
Lernen. Spannende Nachrufe lassen einen über Leben und Karriere des Tormanns Eddy Pieters Graafland, der nach zwölf Jahren bei Feyenoord als letztem Spiel seiner Karriere das größte Spiel des Vereins absolvierte, den Meistercup-Finalsieg 1970, sowie über Michel Hidalgo erfahren, in den 1980er Jahren Teamchef der besten französischen Nationalmannschaft aller Zeiten. In einem Interview mit dem Sportrechtler Richard Parish über die Möglichkeit von Gehaltsobergrenzen im Fußball, beurteilt dieser sie als EU-rechtlich „vollkommen akzeptabel“. Er verweist aber auf ihre Implikationen: „Wer den salary cap will, der muss wohl oder übel irgendwann auch die anderen Elemente des amerikanischen Systems in Betracht ziehen, also geschlossene Ligen (warum nicht transnationale, die EU hätte nichts dagegen einzuwenden). Die Klubs sind wie Goldfische, sie richten sich nach Größe des Glases.“ Ich habe keine Ahnung von Goldfischen und musste über diesen Vergleich daher nachdenken.
Ärgern. Stefan Erhardt schwärmt über den „Genuss“ von Fußballspielen „ohne Zuschauermeuten“. Für ihn bringen die Geisterspiele Vorteile: „Es ergibt sich ein Spiel, das in sich selbst auf sich selbst bezogen ruht. Das von nichts und niemandem Nicht-Spielendem abgelenkt wird.“ Tatsächlich gibt es wenig Langweiligeres. Allein vor dem Fernseher zu sitzen ist für Erhardt allerdings, wenn ich ihn richtig verstehe, das höchste der Gefühle: „Entsprechend ist der fernab Zusehende im Moment des Zusehens ebenso auf sich alleine gestellt, unabgelenkt, am Spiel intensiver teilnehmend, weil nicht emotional gesteuert, zumindest nicht von außen. Er und sie sind ganz im Spiel drin, so sie ihm folgen wollen.“ Eine mir fremde Herangehensweise. Während auf einem bevölkerten Fußballplatz oder in einem vollen Stadion alle meine Sinne gereizt werden und ich von der Szenerie gebannt bin, kann ich einer so fern wirkenden Übertragung im unpersönlichen Fernsehkasten kaum minutenlang folgen ohne mich anzustrengen, nicht die Konzentration zu verlieren.
Lesen. Mit höchster Aufmerksamkeit studiert habe ich wie jedesmal den exquisiten Buchrezensionsteil im Heft, der auch hier wieder über Fußballbücher informiert, die mir zumindest sonst nicht untergekommen wären.
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