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Freitag, 10. Juli 2020
1899fm – Folgen 32 und 33
Rezension
Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net
Eine Reportage von einer Führung im Rapideum bietet der 1899fm-Podcasts von Heinz Deutsch in Folge 32. Das Rapideum bietet seit 15. Juni wieder Führungen für angemeldete Gruppen an und Einzelpersonen können das Museum normal zu den Öffnungszeiten besuchen, berichtet Laurin Rosenberg, der schon Folge 18 zu Gast gewesen war. In der Sendung nimmt Heinz Deutsch an der Führung teil und berichtet von Rosenbergs Führungsschwerpunkten. Dazu interviewt Deutsch Teilnehmer aus der Gruppe, die über Rapid und das Rapideum sprechen. Für die meisten war es vor allem ein willkommenes Ereignis, nach den langen Monaten wieder zum Weststadion zu kommen, sich mit Rapid zu beschäftigen und Freunde zu treffen. „Es kommt immer wieder etwas Neues raus, es ändert sich immer wieder.“ bilanziert Führungsteilnehmer W., nachdem er schon mehrere Besuche und Führungen im Rapideum erlebt hatte. Er entdeckte wieder neue Aspekte: „Ich habe mir jetzt ein paar Exponate angeschaut, die ich mir vorher nicht angeschaut habe. Zum Beispiel das mit den Eintrittskarten. Ich habe nicht gewusst, dass die im August 1945 schon wieder gespiel haben. Da gibt es eine Kartenabrechnung. Das ist mir vorher nie aufgefallen.“ Zu glauben, nach einem Besuch oder einer Führung habe man alles gesehen, ist aufgrund der lebendigen Entwicklung des Museums ein Irrglauben. In den zutreffenden Worten von W.: „Es ist jedesmal wieder eine neue Erfahrung.“
„Rapid ist eine Leidenschaft, die wird man nicht los.“ Nurten Yılmaz, langjähriger Fan im Block West, Sprecherin des Ethikrats des SK Rapid und außerhalb der Hütteldorfer Welt Nationalratsabgeordnete für die SPÖ ist in Folge 33 zu Gast. Als erste Frau. Aus einer fußballbegeisterten Familie stammend gibt es, nur wenige Rapid-Heimspiele, die sie seit sie zwölf Jahre alt war nicht besucht hat, erzählt sie einleitend aus ihrer Biographie. Sie habe in den 1970er Jahren damals zuhause erzählt, sie wäre bei ihrer Freundin Regina, und ging stattdessen ins Stadion.
„Ich war schockiert. Nicht nur als Frau eigentlich sondern als Rapidlerin. Als jemand, der mit Herzblut in der Kurve ist und die Kurvenkultur immer und überall verteidigt. Dazu stehe ich und ich glaube an diese Kultur. Diese Kultur darf weder untergehen noch darf sie zerissen werden, weil sie etwas repräsentiert, das für mich sehr sehr wichtig ist. [...] Das war wie so ein Vertrauensbruch mir gegenüber. Dieses Vertrauen, dieses Grundvertrauen, das ich in die Kurve habe, dass man aufeinander schaut und das Leitbild, das wir gemacht haben [...]. Dieses Spruchband hat auch mit den leeren Rängen eigentlich überhaupt nichts zu tun. Die Verbindung kann ich nicht herstellen. Und ich habe viele Spruchbänder schon gesehen, gelesen, gehalten. Die waren intelligent und kreativ. Das hat mich nicht nur schockiert sondern auch stark getroffen. Ich bin echt gekränkt als Rapidlerin.“ sagt Yılmaz zum Spruchband beim Hartberg-Spiel. Im Ethikrat habe man dazu von Mitgliedern und Fans viele Beschwerden bekommen und es wird eine Stellungnahme an das Präsidium abgegeben.
Weiters erzählt Nurten Yılmaz von den Aufgaben und der Tätigkeit des Ethikrats, ihren Artikel im Standard zum Nürnberg-Prozess. Seither nutze sie jede öffentlich Aussprache mit einem Innenminister dazu, zu fragen, warum er gegen Kennzeichungspflicht für die Polizistinnen und Polizisten ist. Dafür nutze sie ihr politisches Mandat. Gefragt nach ihrem Umgang mit der Männerdominanz im Block West, verweist sie darauf, dass sie in der Fachschule für Elektrotechnik jahrelang als Schülerin das einzige Mädchen unter 800 Burschen gewesen sei. Sie habe sich das wegen der Sache angetan: „Ich wollte Elektrotechnikerin werden.“ Im Hanappi-Stadion wäre sie lange auf der Seite gewesen und dort habe sie nie singen können, wie sie singen wollte. Ihr Herz beginne zu pumpern, wenn sie in Ottakring in die S45 nach Hütteldorf einsteige. Ressentiments ihr gegenüber als Migrantin habe sie bei Rapid nie erlebt, als Frau schon.
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