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Dienstag, 9. Juni 2020
Zeitspiel 18
Rezension
Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#18 (I/2020)
100 S.
„1920 war das Jahr, in dem der Fußball in Deutschland zum Volkssport und Deutschland eine Fußballnation wurde. Das alles geschah vor dem Hintergrund vieler politischer Konflikte und eines umfassenden gesellschaftlichen Aufbruchs.“ Ein gewohnt ebenso umfassender Schwerpunkt führt im Heft in die Zeit vor hundert Jahren und reißt die vielen Grundlagen an – von der Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages durch die neugegründete Republik nach dem Fall des Kaiserreichs an der Basis, was Zeitressourcen schuf, bis zum gesellschaftlichen Überbau eines neuen Zeitgeists. Periodisierungsfragen sind immer komplex und auch wenn man auf den Epochenbruch des Faschismus dreizehn Jahre darauf verweist, meint man, es „ist 1920 das Jahr, in dem die Gegenwart beginnt. Denn binnen kurzem wird aus einem Volk, das sich selbst vornehmlich über Disziplin, Gehorsam und Pflichterfüllung definiert hat, eines, das sich euphorisch in die Lust am Erleben und Experimentieren stürzt.“
Auf die Vielfalt der in Beiträgen angesprochenen Aspekte kann in der Kürze einer Rezension nicht eingegangen werden. Brüche mit der Vergangenheit werden in mehreren Beiträgen genauso beleuchtet wie Kontinuitäten. Einen Hinweis auf die Neuheit der Erfahrung des Fußballspielbesuchs für die Masse der Menschen gibt der Historiker Jörg Schweighard in seinem Interview, wenn er nicht nur über das Anwachsen des Umfangs der Sportberichte in den Zeitungen sondern auch auf ihre inhaltliche Gestaltung anspricht: „Bemerkenswert sind vor allem die Spielberichte. Sie gleichen bisweilen eher feuilletonistischen Reportagen. Anfahrt, Abfahrt, Stimmung und Drumherum werden ausführlich besprochen. Manchmal ist der belletristische Vorspann so lang wie der eigentliche Bericht vom Spiel selbst.“
Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Erfurt, VfB Fichte Bielefeld, Hongkong oder der Lost Ground des Leu-Stadions in der Humboldt-Kaserne in Braunschweig sind weitere interessante Themen im Heft.
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