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Dienstag, 9. Oktober 2018

Ballesterer 135




Rezension


Ballesterer
Nr. 135, Oktober 2018
84 S.








„Oh, mein ganzes Herz / schlägt für Vorwärts“ − dieser Gesangstext und Reim hat sich mir vor Jahren einmal bei einem Spielbesuch von Vorwärts Steyr im oberösterreichischen Unterhaus eingeprägt. Zum Anlass von 99 Jahren Vorwärts Steyr bringt der Ballesterer einen wunderbaren Schwerpunkt über die Geschichte dieses Traditionsvereins. Geschrieben von Oberösterreichern, die ihren Nachnamen vor ihrem Vornamen schreiben. Ablinger Moritz, Gruber Mathias und Salcher Stefan werfen eine Blick zurück auf die Anfangsjahre von Steyr Vorwärts Vorwärts Steyr und schlagen einen informationsreichen Bogen über die Höhen der Bundesligajahre in den 1980er/90er Jahren, den Tiefpunkten mit Pleite und Spielbetriebseinstellung bis zur Wiederauferstehung Anfang der 2000er Jahre und Rückkehr in die 2. Liga 2018. Gerade da die Bedeutung der Fans für die Aufrechterhaltung des Vereins betont wird − „Geblieben sind nur die Fans.“ sagt das Vorwärts-Gesicht der 90er Jahre Thomas Engelmaier im Interview − wäre ein Abriss der Fangeschichte der Südtribüne und darüber hinaus interessant gewesen. Aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt und kann ja nächstes Jahr zum hundersten Geburtstag vielleicht nachfolgen. Die kulturelle Besonderheit von Steyr als traditioneller Industriestandort mit auch heute noch 10.000 Industriearbeitsplätzen bei 35.000 Einwohnerinnen und Einwohnern beleuchtet Moritz Ablinger mit Hinweisen von Robert Hummer vom empfehlenswerten Museum Arbeitswelt Steyr.

Weitere Themen im Heft sind die schikanöse Behandlung von Gästefans im Weststadion, ein Essay von Domenico Mungo über den Brückeneinstutz von Genua als Symbol und ein spannender Artikel von Nicole Selmer die lange Geschichte der Debatte, ob Migranten und ihre Nachkommen für die deutsche Nationalmannschaft spielen können sollen − sie ist „beinahe so alt wie der DFB.“ Was bei einer auf nationalistischem Grundgedanken beruhenden Konzeption einer Mannschaftsauswahl ja auch folgerichtig ist. Beispiele für Volten des modernen Fußballs bieten Geschichten über das doppelte Belenenes und eine traurige Medienshow von Maradona in Brest.

Die Wiederauferstehung des SC Eisenstadt ist das Thema in der Folge meiner Nebenschauplätze.

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