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Donnerstag, 11. September 2014

Schwarzmalerei 5


Rezension


Schwarzmalerei
Offizielles Fanzine der Fangruppen der Nordkurve Graz
Ausgabe 5, 2.8.2014
178 S.






Zwei Jahre nach der letzten Ausgabe erschien die fünfte Ausgabe des Fanzines Schwarzmalerei aus der Kurve von Sturm Graz. Der hohe Qualitätsstandard wurde beibehalten und diesmal gleich ein richtiges Taschenbuch daraus gemacht.

Schwerpunkt des Hefts Buchs ist die Passion des Auswärtsfahrens. Der Feststellung im einleitenden Text „Auswärtsfahrten gehören mit zum Schönsten, was das Fan-Dasein zu bieten hat.“ kann man nur beipflichten. Hier werden auch die unschönen Seiten angesprochen wie der österreichische Bundesligalltag mit im internationalen Vergleich sehr hohen Gästesektorpreisen bei fürchterlicher Stadioninfrastruktur und oftmals fanunfreundlichen Beginnzeiten. Gute Lektüre ist das Gespräch mit Allesfahrern, da man ja selbst beim eigenen Verein auch zu dieser Sorte gehört, ebenfalls mit ein wenig Groundhopping dazu. Immer interessant zu lesen, wie das andere Leute anlegen und erleben. Dazu gibt es eine Bewertung der Fanszenen der anderen Bundesligavereine nach ihren Auswärtsauftritten in Liebenau. Nicht ganz so spannend sind die Busfahrer-Interviews. Dafür war die Geschichte über die Europacup-Völkerwanderung von 5.000 (!) Sturm-Fans 1975 (!) nach Szombathely im kommunistischen Ungarn (fünf Stunden am Grenzübergang!) sehr gut. Eine für damalige Zeiten unglaubliche Anzahl. Man erwähnt aber auch die normalen Zeiten als sich bis in die 1990er Jahre wenige dutzend Leute in die Gästesektoren verirrten.

Weiters gibt es ein Gruppeninterview zu zwanzig Jahren Brigata Graz. Es wird recht offen gesprochen, auf die Geschichte zurückgeblickt, Gegner werden taxiert und auch ungeschminkt interne Kritik geübt. Interessant sind die Betrachtungen zum Selbstverständnis. Thomas L. meint, sie wären „wenn dann Ultras aus der Zeit, in der wir entstanden sind. Und die damalige Idee Ultras zu sein, ist sicher diejenige, der wir viel eher nachgehen, als die aus jener Ultraszeit, der heute ein Großteil der europäischen Gruppen nachrennt. Das ist diese Mitte 2000er-Generation, als in Italien alles den Bach runter gegangen ist, als man nur mehr gegen die Polizei und alles und jeden war.“
Zum Unterschied, den er hier sieht, sagt er, auch selbstkritisch: „Was ich sehr stark vermisse, ist, dass man dem Gegner gegenüber auch einmal Respekt hat und gleichgültig agieren kann, ihn nicht gleich zum Erzfeind macht und ihm den Schädel einschlagen muss, sondern sich einfach mal ein geiles Stimmungsduell liefert.“

Spielberichte lassen auf das Frühjahr 2014 in der Meisterschaft und die Cup-Saison 2013/14 zurückblicken, die für Sturm im Semifinale in St. Pölten ihren Höhe- und Endpunkt hatte. An Groundhoppingberichten gibt es leider nur zwei karge Seiten, wobei die traditionsreiche Floridsdorfer Columbia hier im Titel falsch zum SC Floridsdorf verkürzt wird.

Das Ausmaß der Spielberichte ist genau richtig, nicht zuviel und nicht zuwenig. Den Großteil der Seiten einem langen Interview und einem Schwerpunktthema zu überlassen ist gerade für ein Fanzine, das nur in so großen Zeitabständen erscheint eine gute Entscheidung. Man erwartet hier ohnehin nicht Aktuelles, sondern tiefergehende Lektüre. Schade, dass hier sowenig Groundhoppingberichte Platz finden.
Der erhöhte Umfang im Buchformat wird hoffentlich nicht dazu führen, dass die Wartezeit bis zur Nummer 6 nocheinmal ein Euzerl länger sein wird.

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