Übersichtsseiten:

Dienstag, 25. Februar 2014

Ekstase und Schock


Rezension


Ekstase und Schock
Die Fußballhauptstadt Buenos Aires
Deutschland 2014
Ein Film von Marc Mauricius Quambusch und Jan-Henrik Gruszecki






„Es gibt wohl keine Stadt auf der Welt, in der das Herz des Fußballs lauter schlägt als in Buenos Aires.“ Eine Aussage zu Beginn des Films, die in rund 45 Minuten bestätigt wird. Dazu bräuchte gar nicht erwähnt werden, daß elf der zwanzig argentinischen Erstligisten aus dieser Stadt kommen und und es hier 52 weitere Vereine in der zweiten bis fünften Liga gibt. Nirgendwo sonst gibt es so eine Dichte an Profi- und semprofessionellem Fußball wie hier.

Der Film zeigt in vielen schönen Bildern die durchaus ekstatisch zu nennende Leidenschaft unterschiedlicher Fans. Da gibt es den Hobbykicker und den Stadionbesucher, der sich dazu viele Ligamatches im Familienkreis im Fernsehen ansieht, den über 80-jährigen Kämpfer für seinen Verein oder den Viertligakicker, der als einziger seiner Mannschaft auch im heimatlichen Armenviertel lebt. Spannend, weil es so etwas sonst nicht gibt, sind die Bilder von den Barras Bravas. Es gibt sie nicht nur im Stadion zu sehen, sondern auch lange vor einem Spiel bei einem Grillfest. Die Grillfeste sind ohnehin beeindruckend: Pro Gast ein Kilo Fleisch am Grill wird als argentinische Faustregel genannt.

Die Frage der Gewalt wird natürlich auch thematisiert − allein in den Wochen der Dreharbeiten wurden drei Fans bei Auseinandersetzungen erschossen. Dargestellt wird die Rolle der Barras Bravas in ihren vielfältigen Dimensionen als Fans, die Farbe und Stimmung ins Stadion bringen, aber eben auch das hohe Gewaltniveau tragen. Ein Unterschied zu Europa wäre die politische Rolle, die sie als Machtfaktor nicht nur im Fußballgeschehen sondern auch in der staatlichen Politik spielen. Die Filmemacher erzählen davon weder ekstatisch noch schockiert sondern abgeklärt.

Die Dokumentation bietet einen interessanten Blick hinein in diese verrückte Welt. Den im WDR ausgestrahlten Fernsehfilm gibt es auch in der WDR-Mediathek zu sehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen