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Donnerstag, 9. Mai 2013
Blickfang Ultra, 28
Rezension
Blickfang Ultra
Nr. 28
2013
110 S.
Über die Deutschlandtournee des weißrussischen Klubs Partizan Minsk und seiner Fans war an vielen Orten bereits zu lesen. Die besten und ausführlichsten Informationen samt Hintergründen, die mir bisher untergekommen sind, gibt es hier in einem ausführlichen Interview. Das besondere an diesem Verein ist, daß hier die erste Fanszene in Weißrußland entstand, die sich als antifaschistisch definierte und sich vom ansonsten in diesen Breiten üblichen Rechtsradikalismus abhob. Das bedeutete auch, sich gegen Attacken und mit Gewalt behaupten zu können:
„Von Anfang an war klar, dass du gegen Neonazis kämpfen mußt, wenn du bei uns in die Kurve gehst. Viele Leute hatten daher zunächst Angst ins Stadion zu gehen und blieben weg. Es wurden dann aber nach und nach mehr. Bis etwa 50 Leute in der Kurve den Kern bildeten. Wir hatten am Anfang viele Kämpfe. Viele davon haben wir verloren. Aber es geht nicht darum zu gewinnen, sondern immer wieder aufzustehen und auch nach Niederlagen weiterzumachen. Die Leute gaben nicht auf und fuhren weiter zum Fußball. Ab in den Zug zum Auswärtsspiel, trainieren und kämpfen. Und mit der Zeit wurden wir stärker und fingen an, Kämpfe zu gewinnen. Seit etwa fünf Jahren sind wir nun stark genug. Unsere Gruppe ist auf etwa 150-200 Leute angewachsen und keine rechtsradikale Gruppe aus Weißrußland ist stark genug uns zu zerstören.“
Weiters interessant sind Artikel über den Kampf gegen das sogenannte „Hooligan-Konkordat“ in der Schweiz, das ein Sonderrecht für Sportfans mit vielfältigen Einschränkungen etablieren soll. Fangruppen engagieren sich im Rahmen der obligatorischen Volksabstimmungen in den Kantonen dagegen, in Zürich kam es dabei zu einem historischen Zuschammenschluss von Fans sämtlicher Fußball- und Eishockeyvereine. Ein plakatives Beispiel des Zukunftsszenarios: „Paul sitzt im Zug von Zürich nach Bern, obwohl sein Verein heute in Zürich spielt. Paul wohnt in Zürich, weil er da studiert. Seinem Verein ist er aber treu geblieben − und da steht es außer Frage, daß er ihn beim Auswärtsspiel in Zürich unterstützt. Um aber in den Sektor der Gästefans zu gelangen muß Paul mit einem bestimmten Zug zu einer bestimmten Zeit von einem bestimmten Bahnhof aus Bern anreisen. Zutritt gibt es nur mit dem sogenannten Kombiticket − Zug und Eintrittskarte. Neben ein paar Dosen Bier hat Paul auch noch frische Kleider und seine Zahnbürste dabei. Diese bringt er zu einem ehemaligen Schulfreund, der noch immer in Bern wohnt. Denn nach dem Spiel muss Paul wieder mit einem bestimmten Zug zu einer bestimmten Zeit von einem bestimmten Bahnhof nach Bern zurückreisen. Wenn er dann da angekommen ist, gibt es keinen Zug mehr zurück nach Zürich zu seiner Wohnung.“
Ein weiteres Element der geplanten Maßnahmen ist die Ausweitung der Kompetenz zur Kontrolle des ganzen Körpers − also auch und insbesondere des Intimbereichs − ohne konkreten Verdacht von der Polizei auf private Ordnerdienste.
Dazu gibt es Hoppingberichte vom Budapester Derby und aus Brasilien zu lesen sowie einen ziemlich großartigen Text über die nach dem Fall der Mauer plötzlich mögliche, immer noch abenteuerliche Auswärtsfahrt von Fans des FC Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) zum Europacupspiel gegen Juventus nach Turin im November 1989.
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