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Freitag, 19. April 2013
Ballesterer 81
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 81, Mai 2013
66 S.
Aus eigenem Bezug am interessantesten ist im Heft das Interview mit Rapid-Präsident Rudolf Edlinger. Ich werde in seinem Alter wohl nicht wie er bilanzieren können, in meinem Leben 80 Prozent aller Heimspiele gesehen zu haben, da ich nicht als Sechsjähriger angefangen habe. Als Fan beeindruckt mich sowas. Seine Aussagen und Standpunkte sind für einen das Vereinsleben verfolgenden Rapidler nicht neu oder überraschend, aber hier eben für ein breiteres Publikum nachzulesen. Auch wenn die letzten Jahre immer kritischer wurden und ein Generationswechsel gut tun wird, die Aufbauleistung v.a. der ersten Jahre seiner Präsidentschaft halte ich dennoch weiter hoch.
Informativ ist Nicole Selmers ausführlicher Bericht über den Fankonflikt bei Eintracht Braunschweig, wovon ich bisher nur ein unklares Bild aufgrund verstreut aufgeschnappter Hinweise hatte. Lesenswert ist im Heft weiters das Hintergrund-Interview zur zu Ende gehenden Fankultur-Ausstellung im Museum des FC Zürich mit Museumsleiter Saro Pepe Fischer. Dazu ist ja ein beeindruckender Ausstellungskatalog mit spannenden Texten erschienenen. Schade, daß ich es nicht nach Zürich geschafft habe.
Großartig ist wieder einmal der historische Matchbericht in der Rubrik Nachspielzeit. Diesmal geht es passend zum Titelthema Champions League um das Meistercupfinale 1964 im Wiener Praterstadion, das Inter 3:1 gegen Real Madrid gewann. Es sind herrliche Szenen, die der Artikel in der Arbeiter-Zeitung schildert: „Die 25.000 italienischen Schlachtenbummler machten sich schon vor dem Anpfiff lärmend bemerkbar. Mit Ratschen, Kuhglocken und Autohupen übten sie für das große Spiel, wurden aber jedesmal vom Großteil der österreichischen Zuschauer niedergepfiffen. Gleich nach dem Anpfiff aber feuerten sie ihre Mannschaft mit unerhörtem Stimmaufwand an.“
Während sich unter der Franco-Diktatur nur wenige Spanier aus der Oberschicht eine Auslandsreise leisten konnten, kamen die Tifosi aus Mailand in Massen und erstaunten das beschauliche Nachkriegswien: „Die große Show begann eigentlich schon Dienstag. In großen Gruppen zogen die Anhänger des italienischen Millionenklubs mit Fahnen durch die Straßen. Noch lange nach Mitternacht waren die Straßen so belebt wie sonst nur zu Geschäftsschluß. Mittwoch vormittag wurde es noch ärger. Ein italienischer Autobus nach dem anderen rollte durch die Kärntner Straße.“
Aufgrund fälschlicher Ausverkauft-Meldungen im Vorfeld war das damals 90.000 Leute fassende Stadion mit 45.000 beim Finale nur halbvoll.
Danke für das Ausgraben dieses Artikels.
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