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Mittwoch, 7. Oktober 2009

Maradona by Kusturica


Rezension

Maradona by Kusturica
(Maradona par Kusturica)
Spanien/Frankreich 2008
Regie: Emir Kusturica
u.a. mit Emir Kusturica, Diego Maradona






"How Kusturica met Maradona" wäre ein passenderer Titel gewesen, denn Kusturica ist die eigentliche Hauptperson seines Films. Unterstrichen durch Ausschnitte früherer Filme Kusturicas (wenn ich böse wäre, würde ich sagen, daß nur noch die Einblendung von "DVD out now" gefehlt hätte).

Natürlich macht aber die Präsenz von Diego Armando Maradona Eindruck. Die irreale Theatralik der Bilder von Maradona in der Bombonera der Boca Juniors oder in den Straßen Neapels. Allein das unglaubliche Jojo der Körpergewichte zwischen Haut und Knochen und kugelrund fesselt bis zum Schluß. Die Präsenz des "alten" Maradona in Raum und Bild vergleicht Kusturica mit der Präsenz eines Revolutionärs in einem der Filme über die mexikanische Revolution 1910. Er unterstreicht dies schließlich mit Bildern Maradonas an der Seite der populistischen Linken Hugo Chávez und Evo Morales als Star einer Großdemonstration gegen Bush jun. 2005. In dieser Rolle wirkt Maradona aber viel weniger authentisch als in den Szenen, in denen er mit leuchtenden Augen neben Fidel Castro zu sehen ist.

Der Fußballer Maradona, der geniale Fußballer Maradona, ist in zwischengeschnittenen Youtube-Torparaden-artigen Szenen zu sehen. Der Eindruck eines im Schnellvorlauf agierenden Vollstreckers und Weitschußkönigs ist aber eine Verkürzung der fußballerischen Qualität Maradonas, auch wenn immer wieder das zentrale Moment ins Bild kommt, Kusturicas ikonenhafte Anbetung des Tors von Maradona gegen England bei der WM 1986 (das Tor von Maradona, nicht das andere - das war ja die Hand Gottes). Unterlegt sind die schnell geschnittenen und schnell abgespielten Torstakkatos mit God save the Queen der Sex Pistols. Ich mag das kraftvolle Stück. Es hatte seinen dramaturgischen Sinn als Hintergrund zur Begegnung Argentinien-England 1986 angesichts des Falklandkriegs. Auf die Dauer hat sich der tiefere Sinn seiner Verwendung aber genausowenig erschlossen wie die Verwendung eines doch einfach gestrickten Trickfilms. In Summe gehörte die Musik aber wie stets bei Kusturica zum besten des Films. Das Zusammenspiel der Hymne auf Maradona von Manu Chao zum Ende des Films mit den Einstellungen auf dessen gerührtes Gesicht war sehr schön.

Auf die langen Interviewpassagen Kusturicas mit Maradona und dessen gewiß philosophische Ausführungen kann ich zu meinem Leidwesen nicht eingehen, da mein Spanisch bei Null liegt und bei der gestrigen, vom Magazin Null Acht dankenswerterweise präsentierten Österreich-Premiere des Films keine Untertitel über diese achtlose Bildungslücke halfen. Ich kann mich dem getätigten Vergleich "Es ist wie bei einer Mathevorlesung: Ich weiß, daß es interessant wäre, wenn ich es verstehen würde." zwar nicht anschließen, teile allerdings dessen Tendenz. So blieben die englischen Passagen, das Verfolgen der Gestik und Sprachmelodie Maradonas in seinen Statements und die Kraft der Bilder, um festzustellen, daß das Machen eines Films über das eigene Idol, um diesem nahezukommen, eine individuell lohnende Perspektive sein mag, dies für andere aber nur bedingt von Mehrwert sein muß. Es wäre besser gewesen, wenn Kusturica sich mehr zurückgenommen hätte.

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