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Freitag, 21. Dezember 2007
Das große Buch der österreichischen Fußballstadien
Rezension
Andreas Tröscher / Matthias Marschik / Edgar Schütz
Das große Buch der österreichischen Fußballstadien
Göttingen 2007 (Die Werkstatt)
206 S.
Dieses große Buch behandelt alle rund 80 Stadien und Plätze Österreichs, in und auf denen jemals ein Erstliga-Spiel stattgefunden hat. Neben stimmungsvollen Bildern und eindrucksvollen historischen Photographien erfährt man in den einzelnen Beiträgen verschiedener Autorinnen und Autoren über die Baugeschichte (wie etwa über die "Provinzposse in unzähligen Akten" rund um das neue Klagenfurter Stadion), die Sportgeschichte der hier spielenden Vereine und die Emotionsgeschichte der Fans - besonders eindrucksvoll, wenn Vereinsfans über "ihr" Stadion schreiben und dies mit viel Herzblut tun.
Rund um das 30-jährige Jubiläum des Hanappi-Stadions im Frühjahr erzählte Rudi Edlinger, wie man sich damals nicht vorstellen konnte, hier emotional heimisch zu werden. Und wie die Rapid das geworden ist. Bei den neuen Stadien der heutigen Zeit wird dies aber nicht derart eine Frage der Zeit sein, viel zu verwechselbar und steril sind die "Arenen", haben daher viel weniger emotionale Qualität. So sind die besten Kapitel im Buch auch die Lost Grounds und jahrzehntealten Stadien, voll von mythenumwobener Historie und historischen Mythen. Allein wie oft man schlichten Grashügeln begegnet, "Erdhaufen, die rustikalste Form des Stehplatzes", wie sie Andreas Tröscher in seinem Beitrag über seinen ersten Besuch in Dornbach 1979 nennt, wo es einen solchen damals noch als "Tribüne" gegeben hat. Über Jahrzehnte bedeutete "Stadionbau" vor allem Erdarbeiten.
Schade ist, daß ganz auf Anmerkungen verzichtet worden ist, da die Beiträge, trotzdem sie gut zu lesen sind, wissenschaftliche Qualität haben. Sie berauben sich so einer erleichterten wissenschaftlichen Verwendung. Nur in einer Handvoll Ausnahmen sind Zitate und Literatur aus dem Text heraus nachvollziehbar. Auch nur ganz kurze Literaturhinweise zu jedem Beitrag wären sehr wünschenswert gewesen. Ein Glossar wäre ebenfalls nicht falsch gewesen, auch als überdurchschnittlich Interessierter weiß ich jetzt nicht aus dem Stand, wann genau die Regionalliga die zweite Leistungsstufe gewesen ist oder wann es Staatsliga und Nationalliga gegeben hat. Auch ist für nicht-österreichische LeserInnen wohl nicht unbedingt klar, wer z.B. unverwechselbar mit Sportclub gemeint ist und die aus Wien gemeint ist, wenn man ohne Zusatz von der Austria redet, auch wenn es im Artikel gerade um das Salzburger Stadion geht. Und wenn ma schon dabei sind: Daß der Autor bereits den ZuschauerInnenschnitt der Rapid im Hanappi für die Saison 07/08 weiß, ist wohl durch das Lektorat gerutscht. Max Winter eröffnete die Simmeringer Had 1920 als Vizebürgermeister und nicht als Bürgermeister, der er nie war. Aber trotz aller kleinkarierter Detailkritik: Wie Uwe Mauchs Wien und der Fußball hab' ich auch dieses Buch von vorne bis hinten, so schnell es gegangen ist, verschlungen und werde es von jetzt an als Nachschlagewerk benutzen. Ein wirklich interessantes Ding, schon lange nicht mehr so viel Neues auf einmal gelernt!
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