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Samstag, 22. Juni 2024

Großräschen – Lok Falkenberg 2:0 (1:0)

Deutschland, Brandenburg, Südbrandenburg-Pokal, Finale, 22.6.2024
Stadion der Freundschaft, 562

Das Finale im Südbrandenburgpokal war am Samstagnachmittag letztendlich eine klare Sache für den SV Großräschen, die als Meister der Südbrandenburgliga (neuntklassige Kreisoberliga Südbrandenburg) nun die Saison mit dem Doublesieg krönten. Der Ligakollege ESV Lok Falkenberg hatte die Südbrandenburgliga im Mittelfeld (Platz 8 von 14 Vereinen) abgeschlossen. Die Tore in diesem Kreispokal-Finale fielen Mitte der ersten Hälfte und gegen Ende der zweiten Hälfte. Den Schluss konnte ich nicht mehr sehen, da bereits das nächste Kreispokalfinale im benachbarten Kreis rief. Aber man kann davon ausgehen, dass hier noch groß gefeiert wurde.
Die Blue Pirates 2002 von Großräschen zelebrierten den Anlass. Bereits am Ortseingang war die Ortstafel mit Lok im Fadenkreuz und „Gäste jagen“ entsprechend gestaltet worden. Zu Spielbeginn hieß es mit großen Spruchbändern „Heute ist der Tag an dem die Lok entgleist / und ohne Pokal nach Hause reist“, wozu in Maleranzügen, mit Sturmhauben und blauen Fischerhut ausstaffierte Leute blauen und weißen Rauch in den Vereinsfarben zeigten. Gesungen wurde dazu zur Melodie des viralen „Ausländer raus“-Hasslieds ein modifizierter Text „Großräschen den Räschnern, Falkenberger raus“. Der Piraten-Name der Blue Pirates kommt nicht von ungefähr, liegt Großräschen doch am Großräschner See. Dieser ist eine ehemalige Bergwerksgrube. Großräschen nennt sich somit Seestadt und das zweite Spruchband in Richtung Gäste nahm mit „Willkommen in der Seestadt ihr Landratten“ darauf Bezug.
Ein besonderer Tag war der Finaltag für den Großräschner Ingo, der Jahrzehnte als Spieler, Trainer, Funktionär und auch Fan im Verein gearbeitet hatte. Vom Verein wurde er in der Pause geehrt und auch die Blue Pirates hatten neben einem das ganze Spiel über am Fanblock hängenden Transparent etwas für ihn: Ein Spruchband „42 Jahre Ehre, Treue und Leidenschaft! Danke Ingo!!!“ zu Spielbeginn der zweiten Hälfte, das einige Minuten danach mit „Heute brennen wir für dich!“ ersetzt und von entsprechend Feuer mit Fackeln und in den Himmel schießendem Feuerwerk begleitet wurde.
„Wir für euch – ihr für uns“ stand auf einem in der zweiten Hälfte gezeigten Stoff, versehen mit blau-weißem Vereinswappen des SV Großräschen und dem rot-weißen Stadtwappen der Stadt Großräschen. Rot-Weiß ist auch die Vorliebe des Anhangs. „Großräschen steht zu Energie!“ ist u.a. auf einem der zahlreichen Pickerln von Energie Cottbus in der Stadt zu lesen. Überregionale Berühmtheit erlangten die Blue Pirates vor einem Jahrzehnt ebenfalls in rot-weißen Farben, als sie an einem 6. Dezember jahreszeitlich passend in Nikolauskostümen zu einem Auswärtsderby aufliefen, Pyro zündeten und sich als Nikoläuse gegen einen dagegen einschreitenden Ordner handgreiflich wehrten. Die Bilder der Nikoläuse wurden weit herumgereicht und tauchen jedes Jahr wieder im Internetz auf.
Aus Falkenberg war zum Pokalfinale ein zahlreicher Anhang angereist, der gleich bei der Ankunft grünen Rauch aufsteigen ließen und sich während des Spiels immer wieder mit Trommel und Sprechchören für seinen ESV Lok Falkenberg meldete.
Der SV Großräschen wurde 1945 als SG Großräschen neu gegründet. Er steht aber in der Tradition des 1919 gegründeten bürgerlichen FC Alemannia Großräschen und des ebenfalls 1919 gegründeten Arbeitersportvereins der Fußballabteilung der Freien Turnerschaft Großräschen, aus der 1920 der SC Vorwärts Großräschen wurde. Im Zuge des behördlichen Verbots, der Unterdrückung und Verfolgung der Mitglieder der Vereine der Arbeiterbewegung mit der Matchübernahme der Nazis 1933 kam Vorwärts zu seinem Ende. Alemannia bestand noch bis 1945 und wurde im Zuge der Auflösung aller bestehenden Vereine in der sowjetischen Besatzungszone beendet. Aus der neuen SG Großräschen wurde 1949 die ZSG Großräschen, 1950 die BSG Chemie Großräschen und 1954 die BSG Aufbau Großräschen. Nach der Wende 1990 fusionierte Aufbau mit der BSG Aktivist Großräschen-Süd zum SV Rekord Großräschen. Rekord ist der Name einer DDR-Brikettmarke. Kohle aus dem Lausitzer Braunkohlerevier wurde zu Briketts gepresst, die als Brennstoff dienten. Der Sportverein hieß allerdings nicht lange Rekord und benannte sich 1994 in SV Großräschen um. Die größten Erfolge waren die Jahre und Saisonen in der zweitklassigen DDR-Liga 1950/51 bis 1956 und 1972/73.
Das Stadion der Freundschaft steht im Norden der in der Niederlausitz liegenden Kleinstadt Großräschen, in welcher 8.300 Menschen leben. Es wurde 1962 eröffnet und bietet einen schönen Anblick mit rings um das Spielfeld laufenden alten Stehplatzstufen, schön gemauerten Aufgängen und Durchgängen sowie schön blau-weiß gestrichenen Geländern.

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