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Samstag, 14. Oktober 2023

Pro Patria – Mantova 0:0

Italien, Serie C, girone A, 8a giornata, 14.10.2023
Stadio Carlo Speroni, 965

Ein klassisches italienisches 0:0 im lombardischen Busto Arsizio. Es war ganz gut anzusehen und die Gäste waren stärker im Spiel, aber es gab eben kein Tor.
Mit etwas Verspätung trafen die Gäste um die Ultras Mantova 1975 ein, meldeten sich erst mit einem herzhaften „Busto merda!“ und besangen dann melodisch ihre Curva Te. Ein Freundschaftsfetzen aus Lens hing am Zaun.
Ohne Trommel supporteten die Ultras von Pro Patria tendenziell eher mit kürzeren Gesängen. Zu Beginn waren sie noch nicht auf der Tribüne sondern warteten unten am Zaun das späte Eintreffen der Gäste ab, beschimpften diese und gingen dann hinauf auf ihren Platz. Ihr fünfzigjähriges Jubiläum begehen die Ultras von Pro Patria heuer. Ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1973 zurück, als mit den Tigers Supporters (1973 bis 1990) und den Commandos Tigri (1973 bis 2003) die ersten Gruppen gegründet wurden. Aufgrund der stets blau-weiß gestreiften Dressen ist das Tiger im Lauf der Jahrzehnte zum Symbol geworden. Politisch ist man hier traditionell rechtsextrem, was teilweise auch in Gruppennamen wie United 88 (2009 aufgelöst) Ausdruck fand. 2009 wurden anstelle mehrerer Gruppen die neuen Ultras Pro Patria 1919 gegründet, die aber erst 2014/15 einen Fetzen aufhängten. Landesweite Aufmerksamkeit erhielt man, als bei einem Freundschaftsspiel gegen den AC Milan 2013 dessen Spieler Kevin-Prince Boateng in Sprechchören dermaßen rassistisch beleidigt wurde, dass Milan abtrat und das Spiel abgebrochen wurde. In einem Gerichtsverfahren wurden sechs Angeklagte erst deswegen verurteilt, im Berufungsverfahren aber 2015 freigesprochen, da der Richter keinen Rassismus erkannt haben wollte.
Die Aurora Pro Patria 1919 wurde 1919 als Pro Patria et Libertate Unione degli Sports Bustesi gegründet. In Busto Arsizio war aber bereits zuvor im der 1881 gegründeten allgemeinen Sportverein Società Ginnastica Pro Patria et Libertate und ab 1907 in der anfangs des 20.Jh. gegründeten Aurora gespielt worden. 1927/28 und 1928/29 spielte Pro Patria in der Divisione Nazionale bereits erstklassig und nahm 1929/30 an der ersten Saison der Serie A teil. In der Serie A spielte Pro Patria 1929/30 bis 1932/33, 1947/48 bis 1952/53 sowie zuletzt 1954/55 und 1955/56. In der Serie B war man zuletzt 1965/66. 1995 stellte die Pro Patria et Libertate den Spielbetrieb ein. An ihrer Stelle übernahm die Gallaratese aus Gallarate den Platz und änderte ihren Namen in Pro Patria Gallaratese G.B., die wiederum 2009 pleite ging. An deren Stelle trat die neugegründete heutige Aurora Pro Patria 1919.
Zu Saisonende 1997/98 war im Rückspiel des Play-off-Semifinale der Serie C2 gegen die Triestina, mit der die Kurve von Pro Patria seit 1977 in einem gemellaggio verbunden ist, einiges los. Nach 2:0-Hinspielniederlage führte Pro Patria im Rückspiel 2:0. Triestiner Fans liefen auf das Spielfeld und ohrfeigten dabei u.a. einen eigenen Spieler. Als die Triestina aber den Anschlusstreffer zum 2:1 in Minute 97 erzielte, der ihren Aufstieg bedeutet hätte, liefen Heimfans auf das Spielfeld und versuchten, den Schiedsrichter zu schlagen. Das Match wurde abgebrochen und anschließend für die Triestina gewertet.
Das Stadio Carlo Speroni wurde 1927 als städisches Stadion Stadio Comunale eröffnet. Unter faschistischer Herrschaft war es 1941 bis 1945 Stadio Bruno Mussolini benannt. Seinen heutigen Namen erhielt es 1971 nach dem Langstreckenläufer Carlo Speroni aus Busto Arsizio, der in der Leichtathletik für die Pro Patria et Libertate antrat. In den besten Jahren in der Serie A und Serie B füllten bis zu 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion. Die Laufbahn im Stadion war bis 2005 in Gebrauch. Im Zuge von diversen Renovierungsarbeiten 2009 und 2010 hat man in einem Eck einen neuen Gästesektor in Form einer Stahlrohrtribüne errichtet und sie dabei teilweise überbaut.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Busto Arsizio besichtigt.

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