Wiener Sport-Club – Ried 0:2 (0:0)

ÖFB-Cup, Viertelfinale, 4.2.2023
Sportclub-Platz, 5.600

Die erste Chance in diesem ÖFB-Cup-Viertelfinalspiel hatte der Wiener Sport-Club mit einem Aluminiumtreffer in Minute 2. Im übrigen Spiel bestimmte aber die SV Ried das Match. Die spielentscheidenen Minuten waren bald nach der Pause: Denn der Rieder Bundesligist konnte mit einem Elfmeter, den der Schiedsrichter erstaunlicherweise auch nach Fernsehbildschirmkontrolle – VAR-Premiere in Dornbach – nicht zurücknahm, in Führung gehen und kurz danach verlor der Wiener Sport-Club einen Spieler mit Gelb-Rot. Ein dennoch ehrenhaftes 0:2 wurde es am Schluss (auch wenn der Platzsprecher das nicht gegebene 0:3 durchsagte).
„VAR auf den Friedhof“ hatte die Friedhofstribüne in weiser Voraussicht schon von Anfang an am Zaun hängen. Das früher zu lesende „Eat the rich“ hatte man mit Schmäh zu „Eat the Ried“ modifiziert.
Der rund 500-köpfige Rieder Auswärtsblock befand sich ohne Abtrennung zu Heimfans auf der blauen Tribüne und nutzte die dort zugegeben vorteilhaften Begebenheiten für einen guten Ultrassupport. Der eigentlich an Sturm Graz gerichtete „Brigitte Merda“-Doppelhalter war auch in Dornbach dabei. Ein Spruchband der Glory Boys wünschte gute Besserung an P.
Der Wiener Sport-Club war vor hundert Jahren, 1923, zum bislang einzigen Mal Cupsieger gewesen. Direkter Vorläufer des ÖFB-Cups war in jener Zeit, als der Wiener Fußball konkurrenzlos das Maß aller Dinge im Land war, der Wiener Cup. Besonders war die Cupsaison 1922/23 dadurch, dass der Bewerb 1922 als Cup des Niederösterreichischen Verbandes begonnen und nach Trennung der Verbände von Wien und Niederösterreich 1923 als Wiener Cup beendet wurde. Die Fußballverbände vollzogen mit Verspätung die Trennung der Bundesländer Niederösterreich und Wien mit 1.1.1922 nach.
Mit einem großartigen Rauswurf der Wiener Austria im Achtelfinale erreichte der Wiener Sport-Club 2022/23 zum ersten Mal nach 1996/97 wieder das Viertelfinale des ÖFB-Cups. 1996 hatte man im Achtelfinale die SV Ried geschlagen und war dann im Viertelfinale 1997 gegen den späteren (leider) Meister Austria Salzburg ausgeschieden. Zuletzt hatte es die Begegnung Wiener Sport-Club gegen Ried in der ersten Cuprunde 2017 gegeben. Es war damals das erste Spiel des Wiener Sport-Club nach der Rückführung des Wiener Sportklub in den Gesamtverein gewesen.
Der Sportclub-Platz präsentierte sich an diesem Abend in neuem Antlitz. Allerdings nicht, da mit der Umsetzung der Haupttribünen-Neubaupläne begonnen wurde. Mit Beginn der Winterpause im November 2022 musste das Dach der langen Tribüne abgerissen werden, da es aufgrund statischer Mängel nicht mehr zu erhalten war. Bei den letzten Spielen der Herbstsaison war es schon provisorisch abgestützt worden. Ein neues Dach wird aufgrund des Tribünenneubauprojekts nicht mehr errichtet. Der Neubau scheiterte bislang an Kosten und Finanzierung, sodass bislang nur der Abriss der Kainzgassen-Tribüne 2020 und des Haupttribünendachs 2022 erfolgten. Es steht zu hoffen, dass das Bauprojekt verwirklicht werden kann.