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Mittwoch, 4. April 2018
SENF 9
Rezension
SENF
Das St. Galler Fussballmagazin
#09, 1/2018
92 S.
Das St. Galler Fußballmagazin SENF widmet sich in seiner neunten Ausgabe ganz dem Stadion Espenmoos, das der FC St. Gallen vor zehn Jahren nach fast hundert Jahren verlassen hat. Bis auf die charakteristische Haupttribüne wurden die übrigen Tribünen abgerissen.
Laut „bösen Zungen“ war das Espenmoss „eigentlich bloß eine improvisierte Zusammenstellung von Stahlrohrtribünen mit morschen Holzlatten, die eine geschwungene Haupttribüne ergänzten,“ so das Vorwort. Für die Fans des FCSG bleibt es ein spezieller Ort. Das Heft beleuchtet Aspekte, was das Stadion besonders machte. Angereichert mit vielen historischen Fotos, u.a. auch von Choreographien. Die Fangeschichte im Sektor Grün im engeren Sinn ist leider kein Thema des ansonsten sehr vielfältigen und angenehm zu lesenden Hefts.
Als Unterschied zwischen dem Espenmoos im Osten und dem 2008 bezogenen neuen Stadion im Westen der Ostschweizer Stadt St. Gallen wird ausgemacht, dass das alte Stadion mit nach und nach entstandenen Stahlrohrtribünen mit Holztrittbrettern „immer unvollendet, irgendwie improvisiert“ war, geatmet habe. Jetzt spiele man in einem „sterilen Betonbunker“.
Wenn man selbst den Verlust eines geliebten Stadions erlebt hat, kann man viele der Gefühle nachvollziehen, die Fans in einer Fragebogenaktion zu ihren Erinnerungen an das Espenmoos bekanntgaben. Auch wenn die eigene Verbindung als Jugendlicher nicht derart war wie hier bei einem Anhänger, der erzählt: „Meine Vorpubertät hat sich an diesem Ort abgespielt. Mein erster Kuss hinter der Südtribüne, mein erster Alkoholrausch, meine ersten Erfahrungen mit außerschulischer Gewalt − alles hier erlebt. Ich habe mehr im Stadion gelernt als im Schulzimmer.“
Seinen größten Erfolg im Espenmoos feierte der FCSG mit dem Schweizer Meistertitel 2000, dem ersten Meistertitel seit 1904. Davon erzählt im Interview der damalige Trainer Marcel Koller. Das letzte Spiel im Espenmoos, in dem 2008 der Abstieg in die zweite Liga fixiert wurde und es Tumult und Polizeieinsatz gab, kommt in einer Zusammenschau von Skandalspielen und Kuriositäten vor. Als prägendstes Ereignis wird hier aber genannt, wie 1985 der Schiedsrichter mit einem Hubschrauber ausgeflogen wurde, da es wegen seiner Pfiffe Ausschreitungen gab.
Eine Wanderung führt durch die Umgebung des Stadtviertels, das Quartier Heiligkreuz, wo mit Anrainerinnen und Anrainern gesprochen wird, von denen manche heilfroh über den Wegzug und andere traurig sind. Die Lebensgeschichte einer Sportanlage: „Vom einstigen Sportplatz entwickelte sich das Espenmoos über die Jahre zum Stadion. Nach dem Auszug des FC St. Gallen kehrte sich die Entwicklung um.“ Heute ist das Espenmoos eine Breitensportanlage, auf der verschiedene Vereine trainieren und spielen. Die U21 des FCSG tut dies nicht mehr, aber noch das Frauenteam FC St.Gallen-Staad. Zur aktuellen Situation wird berichtet, dass die Holzsitze der 1969 errichteten Haupttribüne entfernt und durch neue Sitze ersetzt werden sollen.
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