Übersichtsseiten:

Montag, 21. Dezember 2015

Real Madrid - Rayo Vallecano 10:2 (4:2)

Spanien, Primera División, Jornada 16, 20.12.2015
Estadio Santiago Bernabéu, 61.564

Mit einem unglaublichen 10:2 schoss Real Madrid den Madrider Stadtteilverein Rayo Vallecano aus dem Stadion. Die erste Halbzeit zeigte einen kuriosen Spielverlauf. Denn Real ging zwar schon nach drei Minuten in Führung, doch die Gäste hatten das Match nach zwölf Minuten mit zwei Schüssen auf 1:2 umgedreht. Ein berechtigter Ausschluss nach Foulspiel einerseits und ein skandalöses Gelb-Rot samt Elfmeter nach keinem Regelverstoss (ein klassisches Geschenk) andererseits brachten Rayo Vallecano aber so ins Hintertreffen, dass sie schließlich keine Chance mehr gegen die Übermacht hatten. Den Anhang konnte das Torfestival aber angesichts der sportlichen Gesamtsituation nicht zufriedenstellen. Trainer und Mannschaft wurden trotzdem mit Pfiffen bedacht.
Die Fangruppe der Ultras Sur (1980) wurde vom Verein 2013 unter Ausnutzung eines Generationenkonflikts innerhalb der Ultras im Stadion verboten. Grund waren aber nicht ihre politisch rechtsextremen Aktionen, sondern Gewalttätigkeiten und Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten. Um Stimmung im Stadion bemüht ist seither ein Fansektor, der unter das Dach gesetzt wurde. Auswärtsupport gab es nicht, die Bukaneros von Rayo Vallecano bestreiken ihre Spiele.
Der Real Madrid Club de Fútbol war 1902 als Madrid Foot Ball Club gegründet worden. Bereits 1904 nahm der junge Klub als offizieller Vertreter Spaniens an der Gründung der FIFA teil. 1905 feierte man mit dem Sieg in der Copa del Rey den ersten großen Titel. 1920 erhielt der Verein vom König den Titel Real verliehen und wurde zum Real Madrid Foot-Ball Club. 1931 wurde in der Zeit der Republik wie bei anderen Vereinen der Adelstitel abgeschafft. Nach der Niederlage der Republik im Bürgerkrieg wurden die Real-Titel wieder eingeführt, dafür in der rechten Franco-Diktatur fremdsprachige Namen verboten. Seit 1941 heißt der Verein nun Real Madrid Club de Fútbol.
Bisher gewann Real Madrid 32 spanische Meistertitel, 19 Cupsiege, zehnmal den Europacup der Meister bzw. die Champions League und zweimal den UEFA-Cup. Die große Zeit, die den Mythos des Klubs begründete, waren die Jahre des „weißen Balletts“ um Alfredo Di Stéfano und Ferenc Puskás. Von 1953 bis 1964 wurde Real Madrid achtmal Meister und stand siebenmal im Finale des Europacups der Meister, der von 1956 bis 1961 fünfmal in Serie gewonnen wurde.
Das Estadio Santiago Bernabéu wurde 1947 nach drei Jahren Bauzeit als Nuevo Estadio Chamartín im Stadtteil Chamartín der spanischen Hauptstadt Madrid eröffnet. 1955 wurde das neue Stadion nach dem von 1943 bis 1978 amtierenden, allmächtigen Vereinspräsidenten Santiago Bernabéu benannt. Das Stadion mit 1947 75.000 Plätzen und 1953 bereits 125.000 Plätzen war ein Mammutprojekt im nach dem Bürgerkrieg wirtschaftlich darniederliegenden Land, in dem Baumaterial knapp war. Das größte Stadion zu bauen und damit die höchsten Einnahmen zu erzielen war Teil des Plans von Santiago Bernabéu, Real Madrid zum besten Verein Europas zu machen. Das kam auch dem Regime des Dikators Franco entgegen, der Spanien bis in die 1970er Jahre beherrschte. Real Madrid dominierte den Fußball der fünfziger Jahre in Spanien und Europa und ist seither eine große Nummer.
Für die WM 1982 wurde das bislang offene Estadio Santiago Bernabéu erstmals teilweise überdacht. Stehplätze wurden in Sitzplätze umgewandelt und die Kapazität auf 90.800 Plätze reduziert. 1992 wurde das Dach angehoben und darunter weitere Ränge errichtet, womit das Stadion auf 106.500 Plätze kam. Zur Erschließung wurden an den Ecken vier Türme mit spiralförmiger Rampe angebaut. Die Umwandlung der letzten Stehplätze in Sitzplätze 1998 reduzierte die Kapazität wieder auf 74.328, ein Ausbau der Osttribüne erhöhte sie 2000 aber wieder auf 80.354 Plätze. Mit dieser Hintertortribüne wurde auch das letzte bisher offene Stück des Stadions mit einem Dach ersehen. Seit 2011 gibt es 81.044 Plätze. Aktuell gibt es Streit mit der Stadt um Pläne für einen Umbau, der das Stadion auf 90.000 Plätze aufstocken, um ein Einkaufszentrum ergänzen und die Fassade mit einer Außenhülle verhängen soll.
In diesem Stadion fanden die Finali der EM 1964 und der WM 1982 statt. Weiters gab es hier die Endspiele des Europacups der Meister 1957, 1969, 1980 und der Champions League 2010.
Der Rapidler Philipp Lienhart wechselte 2014 aus dem Rapid-Nachwuchs hierher nach Madrid und spielte bereits einmal in einem Kampfmannschaftsspiel, das dann aber annuliert wurde. Das berühmeste Duell zwischen Real Madrid und Rapid gab es 1956 im Achtelfinale des Meistercups. Rapid verlor hier mit 4:2, aber gewann anschließend im Praterstadion in einem unglaublichen Spiel mit drei Toren von Ernst Happel (zweimal Freistoß, einmal Elfmeter) mit 3:1. Mit heutiger Auswärtstorregel hätte Rapid das weiße Ballett aus dem Bewerb geworfen. Doch nach damaligem Reglement kam es zu einem Entscheidungsspiel, wobei Rapid aufgrund der Aussicht auf Einnahmenbeteiligung der Austragung im Bernabéu zustimmte. Das finanzielle Kalkül ging mit 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf, sportlich verlor Rapid 2:0 und schied aus. 1968 traf Rapid ein weiteres Mal im Achtelfinale des Meistercups auf Real Madrid. Diesmal galt die Auswärtstorregel und Rapid schaffte die Sensation, stieg mit 1:0 im Heimspiel und 2:1-Niederlage im Bernabéu auf. Die Tore schossen Günter Kaltenbrunner und Johnny Bjerregaard. 1981 scheiterte Rapid im Achtelfinale des UEFA-Cups mit 0:1 zuhause und 0:0 in Madrid. Ein besonderes Freundschaftsspiel gab es 1969: Rapid war als Gegner zum Abschiedsspiel von Ferenc Puskás in das Estadio Santiago Bernabéu eingeladen, Real Madrid gewann 4:2.

2 Kommentare:

  1. Rapid gegen Real, das hätte auch heute was ... Würde mich bei heutiger Verfassung nicht mal über ein Remis wundern

    AntwortenLöschen