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Donnerstag, 18. Oktober 2012

Ballesterer 76



Rezension


Ballesterer fm
Nr. 76, November 2012
66 S.






Fußball und Kino ist ein spannendes Thema. Stefan Kraft − offenbar nicht nur homme de lettres sondern auch homme de cinéma − erzählt in der Titelgeschichte etwa vom deutschen Fußballfilm Die elf Teufel des Regisseurs Zoltán Korda, der 1927 „schon viele Elemente, die einen guten Film über Fußball ausmachen“, versammelte. Zu Recht hält Kraft als Gemeinsamkeit fest, daß der Fußball wie der Film „ein Kind des 19. und Massenphänomen des 20. Jahrhunderts“ ist. Umso bemerkenswerter, daß es in der öffentlichen Wahrnehmung bis vor wenigen Jahren keine guten Filme über Fußball gab. Daß es allerdings sehr wohl eine große Anzahl an Filmen über Fußball gab, machte Jan Tilman Schwab in seinem 2006 erschienenen Lexikon des Fußballfilms deutlich, das über 500 Werke präsentierte. Kraft geht ein paar Höhe- und Tiefpunkte der Fußballfilmgeschichte durch, weiters gibt es im Rahmen des Heftschwerpunkts noch zwei interessante Interviews. Die spannendste Facette des Fußballfilmbooms des letzten Jahrzehnts ist eine Vielzahl und klugen, hintergründigen und sehenswerten Dokumentarfilmen gegenüber einer Minderzahl an Spielfilmen.

Dazu zeichnet Clemens Zavarsky im Heft das Bild eines reinen Helden ohne Fehl und Tadel namens Bobby Charlton. Beim Titel des Hymnus, „Englands bester Bobby“, würde sich in Ostlondon unter Verweis auf Bobby Moore wohl heftiger Widerspruch regen (ja, ich weiß schon, wie es gemeint ist). Weiters informiert Carsten Germann über die neuen Fakten, die zur Hillsborough-Katastrophe von 1989 nun endlich veröffentlicht wurden.
Vom Derby im burgenländischen Pama gibt es eine schöne Bildstrecke von Günther Lichtenberger. Hans Georg Egerer schreibt im Text dazu: „Etliche Groundhopper lassen sich das Kuriosum nicht entgehen.“ Da darf ich mich wohl angesprochen fühlen. Ich hoffe nur, dem im Heft mit Pyrotechnika in der Hand abgebildeten jungen Herrn blühen nach dieser Veröffentlichung nun keine juristischen Folgen.

Miszelle: Wenn Andreas Kump die Fußballdichte des deutschen Ruhrgebiets, die tatsächlich beeindruckend ist, mit den Worten hervorhebt, daß es „zwischen Ural und Äußeren Hebriden“ keine zweite europäische Region gebe, „die eine ähnliche Dichte geschichtsträchtiger Fußballvereine und -stätten aufweist“, so ist dann doch ein Verweis auf das gleich strukturierte oberschlesische Kohlerevier angebracht, mit den beiden polnischen Rekordmeistern Górnik Zabrze und Ruch Chorzów an der Spitze dieses Ballungsraums mit unzähligen Vereinen und Stadien. Auch ist etwa zu fragen, ob nicht die englische Hauptstadt London oder der industrielle Großraum um Manchester und Liverpool (man denke neben den großen Vereinen der beiden Städte etwa an Preston North End, Blackpool, Blackburn, Bolton, Oldham) auf der Insel ein ähnliches Niveau an Anzahl von historisch und/oder aktuell wirkmächtigen Fußballvereinen erreicht.

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