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Mittwoch, 15. Juni 2011
Hana, dul, sed ...
Rezension
Hana, dul, sed ...
Österreich 2009
Regie: Brigitte Weich, Karin Macher
u.a. mit: Ri Jong Hi, Ra Mi Ae, Jin Pyol Hi, Ri Hyang Ok
Der Film zeigt die befreiende Kraft des Fußballs, aber auch dessen politische, nationalistische Dimension. Vier Frauen werden portraitiert, die als erfolgreiche Spielerinnen des nordkoreanischen Nationalteams für ihre Zeit als Fußballerinnen aus traditionellen Rollenvorstellungen ausbrechen konnten, materiell gut versorgt wurden und insofern privilegiert waren − sowie, schließlich und endlich das höchste der Gefühle, Fußball spielen konnten. Dies geschieht, gerade gegen Rivalen wie den großen Nachbarn China oder noch vielmehr gegen Gegner mit politischer und historischer Belastung wie Japan oder den USA, aber auch stets unter den nationalistischen Vorzeichen des kommunistischen Regimes.
Diese erscheinen plakativ in der surrealen Phantasiewelt von politischen Parolen, die der Film in Straßenszenen zeigt, oder der verschämten Ansprache der großen Hungersnot, von der die Spielerinnen im geschulten Wording als der Zeit des „beschwerlichen Marsches“ sprechen, als in den 1990er Jahren bis zu zweieinhalb Millionen Menschen, ein Zehntel der Bevölkerung, verhungert waren.
Der Film ist fesselnd durch den Fokus auf die Lebensgeschichten der Frauen, die nach dem Ende ihrer Fußballerinnenkarriere unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Verstörend ist die Allgegenwart der Diktatur, von jedem zweiten Satz „für unseren General!“ bis zur Märchenwelt der Kindergartenkinder, welche die Biographie des Staatsgründers Kim Il Sung vorgekaut bekommen.
Beeindruckend ist die Kraft und Vielfalt der Bilder gerade angesichts der gewiß schwierigen und eingeengten Drehbedingungen. Fünf Jahre dauerte es von der ersten Idee 2002 bis zum Dreh in Nordkorea 2007. Bereits ab 2003 hatte Regisseurin Brigitte Weich das nordkoreanische Team auf Auslandsstationen begleitet. Durch die Ausschnitte aus Fernsehübertragungen von großen Turnieren sind auch die Spielszenen außerordentlich gut. Ein Manko vieler Fußballfilme, dem dieser Film so hervorragend entkommt.
Eine Detailfrage blieb für mich offen: Wie sieht es mit dem regulären Spielbetrieb im Land aus? Abseits der nationalistisch aufgeladenen Länderspiele im vollen Stadion? Wie sieht es mit Vereinen, mit einer Meisterschaft aus? Über den fußballerischen Alltag und seine Differenz zum Nationalteam hätte ich gerne etwas erfahren.
Ein spannender Film, ein faszinierender Blick in ein verschlossenes, fremdes Land. Grandios ist das Schlußbild, der Kontrast des Lebens als Fußballerin gestern und der durch traditionelles Gewand versinnbildlichten konservativen Frauenrolle heute.
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