Polen, Ekstraklasa, 30. kolejka, 29.5.2011
Stadion im. Ernesta Pohla, 8.651
In der letzten Runde der polnischen ersten Liga treffen zwei Mittelständler aufeinander. Doch die Rollen sind klar verteilt, denn Górnik will von Anfang an mehr und gewinnt das Match auch in dieser Höhe verdient.
Wie am Vortag bei GKS Katowice schweigt der Fansektor auf der Gegentribüne 80 Minuten aus Protest gegen Regierungsmaßnahmen gegen Fußballfans und zeigt erst die restlichen zehn Minuten, wie laut er sein könnte.
Klub Sportowy Górnik Zabrze (Górnik heißt „Bergarbeiter“) entstand 1948 aus einer Fusion mehrerer Vereine der Industriestadt Zabrze. In den 1960er Jahren dominierte der Verein den polnischen Fußball. Insgesamt gewann Górnik 14 Meistertitel von 1957 bis 1988 und ist damit ex aequo mit dem Erzrivalen von Ruch Chorzów polnischer Rekordmeister. Der heurige Meister Wisła Krakau rückt allerdings bereits bedrohlich nahe. Górnik hat andere Sorgen: Nachdem man vorige Saison ein Jahr in der zweiten Liga verbingen mußte, hat man sich zwar heuer oben behaupten können, doch für die nächste Saison fehlt noch die Lizenz.
In seinem Buch Der Traum vom Europapokal berichtet Terence Träber von der erfolgreichen Europacupsaison 1969/70, die Górnik ins Finale des Cup der Cupsieger führte, das man im Praterstadion mit 1:2 gegen Manchester City verlor. Herausragend dabei das Semifinale gegen AS Roma: 1:1 und 2:2, Auswärtstorregel und Elfmeterschießen galten noch nicht. Das Wiederholungsspiel auf neutralem Boden endete nach Verlängerung (plus 56 Minuten Pause nach einem Stromausfall) 1:1. Ein viertes Spiel gab es nach Reglement nicht. Die Finalteilnahme mußte vom Schiedsrichter per Münzwurf entschieden werden. Als Folge führte die UEFA endgültig das Elfmeterschießen ein.
Das Stadion im. Ernesta Pohla wurde 1934 als „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ eröffnet. Damals hießt die Stadt Zabrze „Hindenburg“ (von 1915 bis 1946) und lag im damals deutschen Teil Schlesiens. Nach 1945 hießt das Stadion zunächst Städtisches Stadion bis es 2004 nach Ern(e)st Pohl (1932−1995) benannt wurde. Dieser spielte von 1957 bis 1967 für Górnik, erzielte dabei in 209 Meisterschaftsspielen 143 Tore und wurde achtmal Meister. Das alte Rund mit seiner kleinen überdachten Haupttribüne ist allerdings bereits am Ende seiner Tage angelangt. Der Neubau am selben Standort soll bald begonnen werden.
Im Verlauf des Aufenthalts wurde weiters die Stadt Kattowitz besichtigt sowie der Unterliga-Ground von Milenium Wojkowice.
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Montag, 30. Mai 2011
GKS Katowice - KSZO Ostrowiec Świętokrzyski 2:3 (1:3)
Polen, I Liga, 28.5.2011, 32. kolejka, 28.5.2011
Stadion ul. Bukowa, 2.000
GieKSa, wie GKS Katowice genannt wird, legt einen Blitzstart hin, dominiert, spielt Chancen heraus. Doch ins Goal trifft man nicht. Auf der Gegenseite machen die Gäste von KSZO Ostrowiec Świętokrzyski aus ihren ersten drei Chancen drei Tore und führen bald 3:0. Das führte zu Unmutsbekundungen bei den Heimfans. Die Gäste standen tief und mehr als ein 2:3 schaute für die Kattowitzer schlußendlich nicht mehr heraus. Als deutlich aktivere Mannschaft bitter. Für die Gäste ging es in der drittletzten Runde der zweiten polnischen Liga noch gegen den Abstieg.
Mit Niederlagen kann man hier besonders gut umgehen, wenn man auf die Anzeigetafel schaut. Denn ungewöhnlicherweise steht darauf das Gästeresultat zuerst und die Heimtorzahl zuletzt, sodaß das 2:3 als 3:2 angezeigt wurde.
Im Fansektor auf der Gegentribüne schwieg man von Beginn an aus Protest gegen weitere Einschränkungen für Fußballfans durch die Regierung nach Ausschreitungen beim Cupfinale. Glücklicherweise komme ich nicht allein wegen des Supports hierher, sonst wäre ich an diesem Abend ebenso wie am nächsten Tag bei Górnik Zabrze unglücklich gewesen. Der dramatische Spielverlauf entschädigte.
GKS Katowice wurde 1964 aus der Fusion eines Dutzends an Sportvereinen gegründet. GKS steht für Górniczy Klub Sportowy und ist wie die ganze Region geprägt von der schlesischen Bergbautradition. An Titeln verzeichnet GKS drei Cupsiege (1986, 1991, 1993). Immerhin vier Mal (1988, 1989, 1992 und 1994) erreichte man in dieser Zeit den zweiten Platz in der ersten Liga. Die letzten Jahre waren allerdings geprägt von finanziellen Problemen.
Das Stadion ul. Bukowa ist älter als der Verein. Der Ausbau des Stadions begann bereits in den 1950er Jahren, als die erste Tribüne in Form einer Böschung aufgeschüttet wurde. Es spielte hier damals der Vorgängerverein Rapid Wełnowiec. Das Stadion hatte damals noch eine ovale Form samt Laufbahn, wie sie heute noch hinter einem Tor erkennbar ist. In den 1980er Jahren wurde das Stadion dann zum reinen Fußballstadion mit drei getrennten Tribünen umgebaut, mit einer großen Haupttribüne mit Sitzplätzen (1984), der überdachten Stehplatztribüne auf der Gegenseite sowie einer weiteren Tribüne hinter einem Tor. Letztere wurde erst kürzlich abgerissen. Ein Tribünenneubau soll hier der Auftakt zu einer Runderneuerung des Stadions werden. Derzeit hat das Stadion daher nur eine offizielle Kapazität von 6.710 Plätzen.
Im weiteren Verlauf des Aufenthalts wurde die Stadt Kattowitz besichtigt, ebenso wie Zabrze. Das oberschlesische Kohlenrevier ist dicht besiedelt und voll an traditionsreichen Fußballvereinen. Besichtigt wurde noch der Unterliga-Ground von Milenium Wojkowice.
Stadion ul. Bukowa, 2.000
GieKSa, wie GKS Katowice genannt wird, legt einen Blitzstart hin, dominiert, spielt Chancen heraus. Doch ins Goal trifft man nicht. Auf der Gegenseite machen die Gäste von KSZO Ostrowiec Świętokrzyski aus ihren ersten drei Chancen drei Tore und führen bald 3:0. Das führte zu Unmutsbekundungen bei den Heimfans. Die Gäste standen tief und mehr als ein 2:3 schaute für die Kattowitzer schlußendlich nicht mehr heraus. Als deutlich aktivere Mannschaft bitter. Für die Gäste ging es in der drittletzten Runde der zweiten polnischen Liga noch gegen den Abstieg.
Mit Niederlagen kann man hier besonders gut umgehen, wenn man auf die Anzeigetafel schaut. Denn ungewöhnlicherweise steht darauf das Gästeresultat zuerst und die Heimtorzahl zuletzt, sodaß das 2:3 als 3:2 angezeigt wurde.
Im Fansektor auf der Gegentribüne schwieg man von Beginn an aus Protest gegen weitere Einschränkungen für Fußballfans durch die Regierung nach Ausschreitungen beim Cupfinale. Glücklicherweise komme ich nicht allein wegen des Supports hierher, sonst wäre ich an diesem Abend ebenso wie am nächsten Tag bei Górnik Zabrze unglücklich gewesen. Der dramatische Spielverlauf entschädigte.
GKS Katowice wurde 1964 aus der Fusion eines Dutzends an Sportvereinen gegründet. GKS steht für Górniczy Klub Sportowy und ist wie die ganze Region geprägt von der schlesischen Bergbautradition. An Titeln verzeichnet GKS drei Cupsiege (1986, 1991, 1993). Immerhin vier Mal (1988, 1989, 1992 und 1994) erreichte man in dieser Zeit den zweiten Platz in der ersten Liga. Die letzten Jahre waren allerdings geprägt von finanziellen Problemen.
Das Stadion ul. Bukowa ist älter als der Verein. Der Ausbau des Stadions begann bereits in den 1950er Jahren, als die erste Tribüne in Form einer Böschung aufgeschüttet wurde. Es spielte hier damals der Vorgängerverein Rapid Wełnowiec. Das Stadion hatte damals noch eine ovale Form samt Laufbahn, wie sie heute noch hinter einem Tor erkennbar ist. In den 1980er Jahren wurde das Stadion dann zum reinen Fußballstadion mit drei getrennten Tribünen umgebaut, mit einer großen Haupttribüne mit Sitzplätzen (1984), der überdachten Stehplatztribüne auf der Gegenseite sowie einer weiteren Tribüne hinter einem Tor. Letztere wurde erst kürzlich abgerissen. Ein Tribünenneubau soll hier der Auftakt zu einer Runderneuerung des Stadions werden. Derzeit hat das Stadion daher nur eine offizielle Kapazität von 6.710 Plätzen.
Im weiteren Verlauf des Aufenthalts wurde die Stadt Kattowitz besichtigt, ebenso wie Zabrze. Das oberschlesische Kohlenrevier ist dicht besiedelt und voll an traditionsreichen Fußballvereinen. Besichtigt wurde noch der Unterliga-Ground von Milenium Wojkowice.
Stadion Miejski, Wojkowice
28.5.2011
In der kleinen Stadt Wojkowice in der oberschlesischen Industrieregion Zagłębie Dąbrowskie steht das Stadion des örtlichen Fußballvereins Milenium. In den regionalen unteren Ligen ist man zu Hause, derzeit in der sechsten Leistungsstufe, der Liga okręgowa, grupa Katowice II.
Der Miejski Klub Sportowy Milenium Wojkowice („Städtische Sportklub“) wurde 1925 unter dem stürmischen Namen Huragan, also „Hurrikan“, gegründet. Nach einigen Umbenennungen hieß man ab 1949 mit Bezug auf die hiesige Bergbautradition Górnik („Bergarbeiter“), bevor man im Millenniumsjahr 2000 schließlich den neuen Vereinsnamen Milenium annahm.
Als offizielle Stadionkapazität wird derzeit die Zahl 500 angegeben, davon 200 Sitzplätze.
Es ist hier nicht mehr alles brandneu, der Zahn der Zeit hat am weiten Rund gehörig genagt. Nichtsdestoweniger verströmt der Platz einen nostalgischen Charme.
In der kleinen Stadt Wojkowice in der oberschlesischen Industrieregion Zagłębie Dąbrowskie steht das Stadion des örtlichen Fußballvereins Milenium. In den regionalen unteren Ligen ist man zu Hause, derzeit in der sechsten Leistungsstufe, der Liga okręgowa, grupa Katowice II.
Der Miejski Klub Sportowy Milenium Wojkowice („Städtische Sportklub“) wurde 1925 unter dem stürmischen Namen Huragan, also „Hurrikan“, gegründet. Nach einigen Umbenennungen hieß man ab 1949 mit Bezug auf die hiesige Bergbautradition Górnik („Bergarbeiter“), bevor man im Millenniumsjahr 2000 schließlich den neuen Vereinsnamen Milenium annahm.
Als offizielle Stadionkapazität wird derzeit die Zahl 500 angegeben, davon 200 Sitzplätze.
Es ist hier nicht mehr alles brandneu, der Zahn der Zeit hat am weiten Rund gehörig genagt. Nichtsdestoweniger verströmt der Platz einen nostalgischen Charme.
Donnerstag, 26. Mai 2011
Rapid-Saisonbilanz 2010/11
besuchte Pflichtspiele der Kampfmannschaft 2010/11
Meisterschaft:
Heim: 18/18 (100%)
Auswärts: 18/18 (100%)
Gesamt: 36/36 (100%)
Cup:
Heim: 2/2 (100%)
Auswärts: 3/3 (100%)
Gesamt: 5/5 (100%)
International (Europa League):
Heim: 6/6 (100%)
Auswärts: 6/6 (100%)
Gesamt: 12/12 (100%)
Gesamt Pflichtspiele:
Heim: 26/26 (100%)
Auswärts: 27/27 (100%)
Gesamt: 53/53 (100%)
Zum Vergleich: Saisonbilanz 2009/10
Meisterschaft:
Heim: 18/18 (100%)
Auswärts: 18/18 (100%)
Gesamt: 36/36 (100%)
Cup:
Heim: 2/2 (100%)
Auswärts: 3/3 (100%)
Gesamt: 5/5 (100%)
International (Europa League):
Heim: 6/6 (100%)
Auswärts: 6/6 (100%)
Gesamt: 12/12 (100%)
Gesamt Pflichtspiele:
Heim: 26/26 (100%)
Auswärts: 27/27 (100%)
Gesamt: 53/53 (100%)
Zum Vergleich: Saisonbilanz 2009/10
LASK - Rapid 1:2 (1:1)
Bundesliga, 36. Runde, 25.5.2011
Linzer Stadion, 5.900
Ich wollte einfach nur, daß die 90 Minuten bald vorbei gehen und die Saison zu Ende ist. Was das schmerzliche Gekicke der Mannschaft der vergangenen Wochen genausowenig geschafft hat wie in der Vergangenheit sportliche Bankrotterklärungen wie im Herbst 2006, haben am Sonntag ein paar hundert Aggressionsverliebte geschafft − mir die Freude an Rapid zu vergällen.
Das letzte Saisonspiel begann als nahtlose Fortsetzung mit einem frühen Gegentor. Rapid hat sich aber wieder derrappelt, das Match noch gedreht und angesichts zweier Lattenschüsse gegen den Absteiger verdient gewonnen. Der Schlußpunkt einer fürchterlichen Saison, die zwar unvergessliche Höhepunkte wie den zweiten Aufstieg gegen Aston Villa im Europacup sowie zwei herrliche Auswärtsderbysiege beinhaltete, doch im Alltag der Meisterschaft gab es unaufhörlich unnötige Watsch'n. Den fünften Platz in der Abschlußtabelle haben wir uns sportlich wahrlich redlich verdient.
Doch ich wäre lieber mit 30 Meisterschaftsniederlagen und einem Derby-Torverhältnis von 0:20 abgestiegen als so einen gewalttätigen Spielabbruch wie am Sonntag erleben zu müssen. Das täte im Herzen weh, aber: Mit sportlichen Niederlagen kann ich umgehen. Das war nicht meine erste schlechte Saison, die ich als Rapidfan erlebte. Es wird wohl auch nicht meine letzte gewesen sein.
Linzer Stadion, 5.900
Ich wollte einfach nur, daß die 90 Minuten bald vorbei gehen und die Saison zu Ende ist. Was das schmerzliche Gekicke der Mannschaft der vergangenen Wochen genausowenig geschafft hat wie in der Vergangenheit sportliche Bankrotterklärungen wie im Herbst 2006, haben am Sonntag ein paar hundert Aggressionsverliebte geschafft − mir die Freude an Rapid zu vergällen.
Das letzte Saisonspiel begann als nahtlose Fortsetzung mit einem frühen Gegentor. Rapid hat sich aber wieder derrappelt, das Match noch gedreht und angesichts zweier Lattenschüsse gegen den Absteiger verdient gewonnen. Der Schlußpunkt einer fürchterlichen Saison, die zwar unvergessliche Höhepunkte wie den zweiten Aufstieg gegen Aston Villa im Europacup sowie zwei herrliche Auswärtsderbysiege beinhaltete, doch im Alltag der Meisterschaft gab es unaufhörlich unnötige Watsch'n. Den fünften Platz in der Abschlußtabelle haben wir uns sportlich wahrlich redlich verdient.
Doch ich wäre lieber mit 30 Meisterschaftsniederlagen und einem Derby-Torverhältnis von 0:20 abgestiegen als so einen gewalttätigen Spielabbruch wie am Sonntag erleben zu müssen. Das täte im Herzen weh, aber: Mit sportlichen Niederlagen kann ich umgehen. Das war nicht meine erste schlechte Saison, die ich als Rapidfan erlebte. Es wird wohl auch nicht meine letzte gewesen sein.
Mittwoch, 25. Mai 2011
Vienna - Admira 0:0
Erste Liga, 36. Runde, 24.5.2011
Hohe Warte, 5.500
Auf der ausverkauften Hohen Warte (mit 5.500, nicht mit 80.000 Menschen) ist ein Spiel zu sehen, wie es wohl 1982 im berühmt-berüchtigten Gijón stattgefunden haben mag. Böse gesagt: Hätten sich die beiden Mannschaften einfach auf den Boden gesetzt und auf den Schlußpfiff gewartet, wäre wohl auch nicht viel weniger passiert. Doch das Unentschieden hat eben beiden gereicht, wie bald klar war. Aus dem erwarteten spannenden Fußballspiel wurde so nichts. Doch was soll's. Immerhin ging es diesmal über 90 Minuten.
Die Admira steigt auf, was sie ausgiebig feiert. Die Vienna fixiert den Relegationsplatz und hat nun in zwei Spielen die Chance auf den Klassenerhalt. Das finde ich alles auch gut so.
Hohe Warte, 5.500
Auf der ausverkauften Hohen Warte (mit 5.500, nicht mit 80.000 Menschen) ist ein Spiel zu sehen, wie es wohl 1982 im berühmt-berüchtigten Gijón stattgefunden haben mag. Böse gesagt: Hätten sich die beiden Mannschaften einfach auf den Boden gesetzt und auf den Schlußpfiff gewartet, wäre wohl auch nicht viel weniger passiert. Doch das Unentschieden hat eben beiden gereicht, wie bald klar war. Aus dem erwarteten spannenden Fußballspiel wurde so nichts. Doch was soll's. Immerhin ging es diesmal über 90 Minuten.
Die Admira steigt auf, was sie ausgiebig feiert. Die Vienna fixiert den Relegationsplatz und hat nun in zwei Spielen die Chance auf den Klassenerhalt. Das finde ich alles auch gut so.