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Freitag, 6. Mai 2011
11 Freunde, 114
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr.114, Mai 2011
130 S.
Über Fußball in den Konzentrationslagern der Nazis, das „makabre Nebeneinander von Mord und Vergnügen“ berichtet in einem interessanten Artikel Martin Krauss (oder doch Krauß?). Er bezieht sich dazu auf die historischen Forschungen von Veronika Springmann, Wolf Oschlies und Rudi Leo.
Auch ehemalige Fußballer deportierten die Nazis ins KZ. Manche rettete ihre Bekanntheit. Krauss schreibt: „So wurde der österreichische Profi Ignaz Feldmann in Westerbork, einem Nebenlager von Auschwitz, von einem SS-Unterscharführer erkannt. Der SS-Mann hatte bei Austria Wien gespielt, Feldmann beim erfolgreichen jüdischen Rivalen Hakoah Wien.“
Im KZ Theresienstadt gab es eine Zeit lang sogar so etwas wie organisierten Spielbetrieb, anderswo kickten z.B. „Nationalmannschaften“ oder Arbeitskommandos von Häftlingen miteinander. Als Massenphänomen darf man sich das allerdings nicht vorstellen: Von den 14.000 Gefangenen im KZ Neuengamme bei Hamburg durften rund 60 Fußball spielen. Im KZ Buchenwald mit 1945 80.000 Häftlingen gab es ganze zwölf Mannschaften. Überdies durften nicht alle spielen. Der frühere Buchenwald-Häftling Eugen Kogon berichtete, daß es anfangs auch eine Mannschaft von Juden gab, diese aber verboten wurde. Krauss zitiert den Auschwitz-Überlebenden Andreas Sarasopa, der berichtet, dass nur die privilegierten „Funktionshäftlinge“ spielen durften − „Die Jüngeren oder Schwächlicheren haben ja nach der Ankunft das Lager schon wieder auf dem üblichen Weg, über den Schornstein verlassen.“
Das Verstörende ist die räumliche Nähe von Mord, Tod und Fußball.
Danke für den Artikel.
Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: Im 2008 erschienen Buch ...wenn der Rasen brennt... hatte Walter Kohl aufgedeckt, daß das Fußballteam der SS-Wachmannschaft des KZ Mauthausen 1944 Herbstmeister der 1945 abgebrochenen oberösterreichischen Meisterschaft war.
Weiters gibt es im Heft eine netten Text über Hansa Rostock als letzten Meister der DDR-Oberliga 1990/91 und ein spannendes Interview mit einem Vertreter der Ultras von Al-Ahly aus Kairo über ihre Rolle in der ägyptischen Revolution gegen das Mubarak-Regime.
Unter den Groundhopping-Berichten findet sich einer über einen Spielbesuch beim von Protesten von Block West und Ostkurve geprägten Spiel von Rapid gegen Ried im März. Die Stimmung erinnerte den Hopper nicht zu Unrecht an den Zentralfriedhof.
11 Freundinnen
Magazin für Frauenfußball
Nr.7, Mai 2011
34 S.
Über Brasilien berichtet Christine Wollowski im beiliegenden Frauenfußballheft. Verrückt: „Der brasilianische Fußball gehört zur Weltspitze, wird aber kaum gefördert“, schreibt sie und schildert das am Beispiel der 22-jährigen Torfrau Bárbara Micheline do Monte Barbosa. „Natürlich hat sie noch Träume, mindestens eine brasilianische Meisterschaft will sie spielen, eine WM und ein Olympisches Turnier. Nur: Falls das Studium vorher fertig ist, wird daraus nichts mehr werden. ,Dann höre ich sofort auf‘ , sagt Bárbara mit Nachdruck. Und setzt noch einen drauf: ,Wenn ich es heute entscheiden müßte, würde ich nicht wieder Fußball spielen. Gut, ich habe die halbe Welt gesehen, aber was ist das wert, wenn ich meinen Lebensunterhalt nicht verdienen kann?‘“ Sie finanziert ihre Familie seit sie 16 ist.
Danke für den Hinweis auf meinen Artikel zu Fb+KZ. (Ob Krauss oder Krauß ist mir gleich. Ich hab mir abgewöhnt, darauf zu achten.)
AntwortenLöschenMartin Krauß (oder eben: Krauss)
bitte, gerne!
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