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Mittwoch, 8. Dezember 2010
Ballesterer 58
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 58, Dezember 2010
66 S.
„Hansee!“ Kaum ein Altherrenkickerl mit ihm am Feld, bei dem es nicht bald „Hansee! Hansee! Hansee! ...“ durch das Stadion schallt − und das völlig zu recht. Denn der Stürmer Hans Krankl war ein Wahnsinn. Die personifizierte Rapid-Tormaschine. Das Cover mit dem geprägten Krankl samt eingefärbtem Dress in einem zur Ikone gewordenen Bild vom letzten Spiel auf der Pfarrwiese 1978 (6:0 gegen die Admira, fünf Tore Krankl − seine Saisontore 37, 38, 39, 40 und 41) sollte als Kunstdruck erhältlich sein.
Das alles kann man gar nicht oft genug in Erinnerung rufen, wie es der Ballesterer dankenswerterweise tut. Denn Hans Krankls Bild der letzten beiden Jahrzehnte ist ein anderes. Seine Zeit als Rapidtrainer habe ich als dramatische Jahre, die von traumatischen Jahren gefolgt wurden, in Erinnerung. Vom Paket mit Fani ganz zu schweigen. Keine gute Erinnerung. Im Interview spricht Krankl seine damaligen Fehler als zu stark emotionsgesteuerter junger Trainer an. Leider erwiesen auch seine folgenden Trainerstationen nicht, daß er trotzdem ein guter Trainer sein könnte (in der Auflistung der Karrierestationen im Heft fehlt übrigens Krankls Kurzzeitengagement als Trainer beim LASK 2009). Dieselben Charakterzüge, die ihn zum Weltklassestürmer machten, ließen ihn wohl als Trainer nicht reüssieren. Er versuchte es, konnte dies aber nicht überdecken.
Das letzte Stadium als Showman war sein Auftreten als traurige Karikatur eines Trainers in der Fernsehunterhaltung. Dieses jüngste Kapitel wird im Heft nicht erwähnt.
Krankl. Als Goleador ein Gott. Als Trainer ein Mißverständnis. Als Lonely Boy schwierig.
Mit einem guten Portrait, einem sehr authentischen Interview und einem interessanten Artikel über Krankls Zeit beim FC Barcelona ist der Krankl-Schwerpunkt jedenfalls Pflichtlektüre!
Dazu gibt es im Heft noch lesenswerte Artikel über die Investitionsruinen der nun leeren WM-Stadien in Südafrika (wie bereits zuvor erwartet) und über Kazimierz Deyna. Erfreut hat mich der Beitrag über das Ultrà-Buch Tifare Contro, das ich gerade lese (darüber später mehr). Passend und hilfreich in Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Istanbul bei Beşiktaş nächste Woche war die Geschichte über deren Fangruppe Çarşı von Erhan Altan und Helmut Neundlinger.
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