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Donnerstag, 14. Oktober 2010
Ballesterer 56
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 56, Oktober 2010
66 S.
Dem Sex ist das Heft gewidmet. Das Titelblatt läßt einen gleich einmal in der (gelungenen) Nachahmung eines Klatschheftls zurückschrecken. Auch das SM-artige „Modefoto“ von Stefan Maierhofer hätte man lieber nicht gesehen. Doch interessant und relevant ist das Thema jedenfalls wie Reinhard Krennhuber und Peter Wagner in ihrer Titelgeschichte darlegen, die einen Bogen schlägt von den Yellow-Press-Auswüchsen in England − „Die Berichterstattung über das Sexualleben der Fußballstars dringt aber nicht nur immer weiter in deren Privatsphäre vor, durch das enorme Aufsehen, das darum gemacht wird, nimmt sie auch Einfluss auf sportliche Belange.“ − bis hin zur Frage, wer hierzulande wie oft ins Puff geht, als männliches Gruppenerlebnis mit der Mannschaft oder aus Gründen der Flucht vorm Alltag.
Fast hätte ich das Heft allerdings einmal in hohem Bogen weggeschmissen. Über Sinn und Qualität eines Artikel im Stil von Erlebnisaufsätzen, in denen zwei junge Burgenländerinnen über ihre sexuellen Ausschweifungen mit der fußballerischen Lokalprominenz ihrer Dörfer erzählen, mag man mit viel Rücksicht als Einbringen einer anderen (aber was für einer?!) Perspektive noch diskutieren können. Aber: „Ohne ist es ja wirklich besser. Ein blödes Macho-Argument, das leider richtig ist.“ Hallo, geht's noch? Wurde das alte Kampagnensujet der Aidshilfe aus schlechtem Gewissen ein paar Seiten weiter vorn abgedruckt oder spricht hier reine Dummheit? Ich will jetzt kein Jugendverbot für die Ausgabe fordern, obwohl mir ein wenig danach ist, aber ein In-sich-Gehen der Redaktion und aktive Beiträge zur Aufklärung über Aids in den nächsten Ausgaben sind das Mindeste, was ich hier erwarte.
Das Entsetzen darüber vergällt einem die Freude an der Lektüre der guten Artikel von Martin Wassermair über Afrika nach der WM und von Jakob Rosenberg über Zdeněk Zeman.
fand das themenspecial diesmal ziemlich gut gelungen, aber der softporno-artikel über die liebschaften der burgenländischen dorfjugend war wirklich mehr als entbehrlich.
AntwortenLöschentrotzdem eine der besten ausgaben dieses jahres, vor allem die "nachspielzeit" mit der färöer-vorberichterstattung der krone.
Die Färöer-"Nachspielzeit" läßt tatsächlich Tränen lachen! Auch das Sex-Thema wie gesagt eigentlich sehr gut, völlig d'accord − aber der "softporno-artikel" haut den positiven eindruck zusammen.
AntwortenLöschenlieber brucki,
AntwortenLöschennirgendwo in dem artikel wird zu ungeschütztem geschlechtsverkehr aufgerufen. im gegenteil: der schmäh der geschichte besteht ja gerade darin, dass sich die protagonistin der verwendung eines kondoms versichern will. die einschätzung, was jetzt "besser" sei, musst du in einer sehr persönlichen geschichte schon den autorinnen überlassen.
über sinn und unsinn eines solchen artikels läßt sich führwahr trefflich streiten. dann ließe sich aber auch über sinn und unsinn unserer groundhopper trefflich streiten. wir geben da ja auch nicht jedesmal eine explizitite warnung vor den gefahren übermäßigen alkoholkonsums und schlechter ernährung dazu. :)
vielen dank wie immer für dein feedback,
lg hansjörg, ballesterer
Ich sehe die Pointe der Geschichte durchaus, halte den Satz dennoch für verantwortungslos. Man hört und liest ja, daß Wissen über Aids etc. unter Jugendlichen eher ab- als zunimmt, "ist eh besser ohne" finde ich da als Botschaft nicht angebracht.
AntwortenLöschenÜber persönlich gehaltene Artikel kann man sehr leicht verschiedener Meinung sein, das stimmt. Dagegen gibt's auch nichts zu sagen. Mein Gusto ist der Text halt nicht. Die persönliche Geschmacks- und Gefühlsfrage war allerdings auch nicht mein Hauptproblem.
Bitte gerne. Danke jedenfalls für dein Posting! Dachte auch nicht, daß ihr da was aus schlechter Absicht gemacht habt.