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Mittwoch, 8. September 2010
Ballesterer 55
Rezension
Ballesterer fm
Nr. 55, September 2010
66 S.
„Die völlige Regulierung ist ein mögliches Zukunftsszenario für Fußballfans, ein anderes ist die Tendenz zur Kriminalisierung.“ So bilanzieren Reinhard Krennhuber und Jakob Rosenberg in ihrem Artikel über die staatlichen Bemühungen, Freiraum und Verhalten von Fußballfans einzuschränken, um das, was man „Sicherheit“ nennt, herzustellen. Das Problem ist der Generalverdacht, der den Repressionsbemühungen, die sich ja gegen Gewalt richten wollen, innewohnt.
Der Ballesterer sprach mit langjährigen Fans und mit anscheinend eher abgeklärten Polizisten. Der Favoritner Polizeichef Lepuschitz begründet etwa seine Befürwortung von Ordnern anstelle Polizei auf den Tribünen auch mit dem, als Fehler zugegebenen, Sturm des Rapid-Auswärtssektors durch das WEGA-Einsatzkommando beim Derby im März 2007 am Horrplatz. Das möchte ich echt nicht noch einmal erleben.
Ein bisher unerwartet erfolgreiches Beispiel, wie einer repressiven Bedrohung von Fankultur, hier der zündelnden Ultrakultur, mit − ja − politischen Mitteln begegnet werden kann, zeigt die kurvenübergreifende Initiative Pyrotechnik ist kein Verbrechen. Hier wurden mit Plattformbildung, Aktionen in den Fankurven, Medienarbeit im Internetz und schließlichen Verhandlungen mit den Verantwortlichen alle Register einer erfolgreichen Kampagne gezogen. Im Heft gibt es dazu ein Interview mit zwei Initiativenmitgliedern.
Bei Stefan Krafts Artikel über den nunmehr fußballdesinteressierten Exprofi Wolfgang Feiersinger, der als Hüttenwirt am Berg sitzt, Eierschwammerl putzt und sich fürs Foto vor (s)eine Hirschgeweih-bewehrte hölzerne „Liebeslaube“ stellte, mußte ich hart ringen, das nicht als Satire wahrzunehmen.
Der Kollege Mäx Egger von Gezeichnet fürs Leben empfiehlt im Heft den Kaiserslautern-Punkrock von „Die Walter Elf“. Er irrt nie in musikalischen Dingen. Nur in seiner Hoffnung auf spielerische Brillanz des Sportklub.
Es tut mir sehr leid, daß ich nicht jedes Mal die Institution der Geschichtsrubrik „Nachspielzeit“ lobe. Diesmal erfreut Andenken an Gerhard Hanappi das grün-weiße Herz. Dabei heißt es im Text der AZ aus dem Jahr 1980, Hanappi sei „im Alter von 5! Jahren“ verstorben. 51 wäre typographisch richtig. Tatsächlich scheint in der Vorlage, der Zeitungsseite vom 26.8.1980 aus dem Online-Archiv der AZ, ein Rufzeichen zu stehen, was für korrekte Abschrift spräche. Ich nehme aber an, daß dies ein Übertragungsfehler beim Scannen ist oder hier schlicht am Zeitungspapier dieses Exemplars ein Euzerl Druckfarbe gefehlt hat. Ich meine, in diesem Zeichen einen Einser zu erkennen. Sicher bin ich mir allerdings nicht.
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