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Dienstag, 14. September 2010
11 Freunde, 106
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr.106, September 2010
130 S.
Nachdem er unmittelbar vor Spielbeginn des WM-Finales 2010 fast den WM-Pokal berührt hatte, brachten ihn die Sicherheitskräfte durch den Tunnel an den wartenden Spielern vorbei in den Arrest. „Carles Puyol musterte ihn misstrauisch, Sergio Ramos grinste ihn freundlich an − und Iker Casillas rief: ,Das ist Jimmy Jump!‘ Wenn einen der Torwart von Real Madrid erkennt, hat man es wohl geschafft in diesem riskanten Geschäft.“ schreibt Thorsten Schaar. Er portraitiert Jaume Marquet aus Barcelona, bekannt unter dem Künstlernamen „Jimmy Jump“.
Bereits beim EM-Finale 2004 trat er ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit, als er, über das Spielfeld lief, Luís Figo (der zu Real Madrid gewechselt war) eine Barça-Fahne zuwarf und dann beherzt ins Tornetz sprang. Wie immer mit seiner roten Haube, einer katalanischen Barretina − keiner „Baskenmütze“, wie Schaar fälschlich schreibt. Auftritte bei verschiedenen Spielen, anderen Sportarten oder dem Song Contest folgten, doch das WM-Finale 2010 war wohl der Höhepunkt. „Springen“ (sc. über Barrieren) nennt er selbst seine Tätigkeit, die er seit 2002 betreibt. Sie hat wenig gemein mit dem meist für Nackerpatzl verwendeten Begriff „flitzen“. Ein Entertainer, gar Künstler? Ein Held? Schaar berichtet auch von den Schattenseiten: Horrende Geldstrafen und Gerichtskosten. Der 35-jährige lebt zuhause bei den Eltern, wo ihm sein Vater vorhält, er solle sich endlich einen ordentlichen Job suchen.
Ein Beispiel der bedrückenden Realität, wie es Flüchtlingen in Europa geht, noch dazu wenn sie als Fußballer unter die Fittiche zwielichtiger Spielervermittler geraten, zeigt das Schicksal des ehemaligen kubanischen Teamtormanns Dany Quintero. Er erlebte ohne Aufenthaltsgenehmigung eine wahre Odyssee, bevor er als anerkannter Flüchtling bei einem süddeutschen Unterligisten unterkam, wohl weit unter seinem sportlichen Potential. Andreas Bock berichtet.
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