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Mittwoch, 18. November 2009
Fast jedes Tor ein Treffer
Rezension
Philipp Köster
Fast jedes Tor ein Treffer
Wahrheiten aus der Welt des Fußballs
Reinbek bei Hamburg 2006 (Rowohlt)
128 S.
Man kann nicht immer nur gescheite Bücher lesen, manchmal tut es auch die leichte Unterhaltung. 11 Freunde-Chefredakteur und Datum-Familienkolumnist Philipp Köster versuchte sich 2006 am eigentlich bereits zu Tode breitgewalzten Genre der Sammlung von Fußballerzitaten. So ist der erste Gedanke, nachdem man das Buch in die Hand genommen hat: Bücher, die die Welt nicht braucht.
Köster weiß um diesen Einwand und sucht ihn in seinem rechtfertigenden Vorwort zu entkräften: "Wer je akkurat gescheitelte Nachwuchsjuristen mit Apfelsaftgläsern in der Hand und unter dröhnendem Gelächter die Spruchweisheit 'Den größten Teil meines Geldes habe ich für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst' verkünden sah, der ist dankbar, dass der gute George Best das nun nicht mehr erleben muss. [...] Mittlerweile hat sich jedoch die Szenerie beruhigt, und der Weg scheint frei für eine seriöse Beschäftigung mit den Philosophen am Ball. Denn wer genau hinschaut, sieht in den Einlassungen der Trainer, Spieler und Funktionäre bizarre Komik, transzendentale Philosophie, Bibelexegese und experimentelle Prosa trefflich vereint."
Aus gleichartiger Überlegung gibt es nunmehr wohl auch seit einiger Zeit im Magazin 11 Freunde eine unter den Titel "Fußballer erklären die Welt" firmierende Zitatenreihe. Es dürfte sich aber um eine Schutzbehauptung handeln. Unter dem Strich bleibt jenseits aller philosophischen Anwandlungen bei der Lektüre der Seiten des Buchs der humoristische Aspekt. Leider dominieren erwartungsgemäß Sprüche deutscher Akteure, was mangels mangels tiefgehender Kenntnisse von Verhältnissen und Historie der dortigen Bundesliga manchen Witz und Aspekt mir verschlossen bleiben ließ.
Zum kurzweiligen Amusement reicht es jedenfalls. Aber man bekommt auch Tiefschürfendes, so stand mir das Otto Rehagel zugeschriebene Zitat "Mal verliert man. Und mal gewinnen die anderen." (S.107) in seiner gesamten philosophischen Tiefe in beruflichem Zusammenhang schon oft vor Augen.
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