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Donnerstag, 7. Mai 2009
11 Freunde, 90
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.90, Mai 2009
114 S.
Das unvergeßliche Champions League Finale 1999. Niemand der das gesehen hat, wird das jemals vergessen. Ich bin kein besonderer Fan von Manchester United, aber was hab' ich damals vor dem Fernseher gejubelt. Auch schon wieder zehn Jahre her. Hier wird das Spiel nun nacherzählt. Aus Bayern-Perspektive, mit Worten wie "die Mutter aller Niederlagen", "eine Verkettung unglücklicher Ereignisse", "diesem größten anzunehmenden Drama in der Geschichte des Fußballs". Doch die Wahrheit ist: Mit Ausnahme einiger versprengter Verwirrter war die Welt außerhalb Deutschlands begeistert. Einfach begeistert. Das war Fußball pur. Niemand mag Bayern München.
Nett, daß sich gestern in Gedenken an 1999 Ähnliches im Semifinale zugetragen hat, indem der FC Barcelona in der Nachspielzeit das 1:1 nach früher Chelsea-Führung geschossen und damit das Finale erreicht hat.
Wunderschön ist im Heft aber die Geschichte des viertklassigen spanischen Provinzvereins Torrevieja, den Hundertschaften britischer Auswanderer als "ihren" local club adoptiert haben. Beginnend mit dem spanischen Arbeitsmigranten Cagigao, der in Jahrzehnten in London die englische Fußballkultur aufsog und so bei seiner Rückkehr selbstverständlich Heim- und Auswärtsspiele des örtlichen Vereins besuchte, letztere zunächst als einzelnes Unikum. Mit der Zeit entwickelte sich ein "Torry Army" genannter Anhang von Exil-Briten, der den Matchbesuch in lichte Höhen trieb und in einer finanziellen Krise den Klub tatkräftig unterstützte.
Ein interessantes Aufeinandertreffen unterschiedlicher Fußballkulturen, das Ronald Reng beschreibt: "Für Spanier ist Fußball ein ästhetisches und eitles Vergnügen; man geht ins Stadion, um ein schönes Spiel und einen Sieg zu erleben. Deshalb ist die überwältigende Mehrheit der Spanier Fan von Real Madrid oder dem FC Barcelona, den erfolgreichsten, schönsten Teams, und fast nur Rentner, die ihren Hund ausführen müssen, oder Kinder, die in der Halbzeit selber kicken wollen, kommen auf die Idee, eine viertklassige Partie zu besuchen. Für Engländer hingegen ist Fußball eine Plattform für die eigene Leidenschaft, Treue, Exzentrik."
Sehr amüsant wenn sich das kulturelle Zusammentreffen im Spiel so äußert, daß die spanische Mannschaft (aufgrund des Konzepts des Trainers, der durch die finanzielle Krise des Vereins die besten Kicker verloren hat) kick and rush mit hohen langen Bällen spielt und die Briten auf der Tribüne "wie die schlimmsten spanischen Fußballsnobs" grantelnd Pass-Spiel einfordern.
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