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Donnerstag, 12. Februar 2009
11 Freunde, 87
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.87, Februar 2009
114 S.
Vollkommen jenseits und darum einen literarischen Reiz entwickelnd ist im Heft ein Text von Bernd Müllender über seinen Irrsinnstrip, in 24 Stunden mit der Eisenbahn durch alle 18 deutschen Bundesligastädte zu fahren ohne eine Strecke zweimal zu "machen". Dabei begegnet er Fußballfans, besucht aber selber kein Spiel. Durchgeknallt, aber liebenswert. Mehr solche Geschichten!
Nicht unspannend die Titelgeschichte über den Einsatz von Wissenschaft im Training, um mehr Leistungsfähigkeit aus den Spielern herauszuholen und den Zufall immer mehr auszuschalten - das Streben nach letzterem wird scheitern, sind sich die Autoren Gieselmann und Köster sicher. Lesenswert ist auch René Martens' Bericht über den deutschen Sportjournalisten Ernst Werner, der, von den 1920ern bis in die 1970er aktiv, die Nazi-Ideologie bis ins hohe Alter fortschrieb.
Sehr gut noch der Text darüber, daß derzeit zwei Frauen Präsidentinnen von AS Roma (Rosella Sensi) und Bologna (Francesca Menarini) sind, wie das in der Männerwelt des Fußballs aufgenommen wird und wie das ganze durch den Umstand, daß sie von ihren Vätern eingesetzt worden sind eigentlich doch mehr über die patriarchale Gesellschaft als über Emanzipation aussagt.
Bei dem durchaus interessanten Interview mit dem Präsidenten des FC St. Pauli habe ich mich gefragt, warum die vor nicht allzulanger Zeit in derselben Zeitschrift formulierten Kritikpunkte am Gehabe des Vereins nicht angesprochen wurden. Schade um die Gelegenheit.
Sonst gibt es etwa Nettes über Fußball in Estland zu lesen, oder über den ostdeutschen Verein Energie Cottbus als fleischgewordenen Abstiegskampf, bei dem der Zusammenhalt zerfällt. Ziemlich großartig ist hierbei die Bebilderung durch verschmitzte Portraitfotos der handelnden Personen von Heiko Laschitzki.
Seit einiger Zeit präsentiert 11 Freunde in einer Rubrik namens Fußballer erklären die Welt verunglückte Fußballer-Sprüche. Oft ist diese Disziplin ja mehr böse als komisch, manchmal aber auch sehr gelungen. Diesmal geht es um falsch verwendete Fremdwörter - und die zitierte Aussage von Michael Skibbe, "Ich bin immer offen für Kritik, nur sie muß konstruktivistisch sein." wird ja immer besser und größer, je mehr man sie sickern läßt, bis man sich schließlich vor Lachen kaum noch zurückhalten kann.
Bisserl blöd halt nur, daß im selben Heft der - im übrigen sehr gute - Kolumnist Matthias Paskowsky von seiner "Initialisierung" schreibt, wenn er wohl "Initiation" meint.
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