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Freitag, 17. Oktober 2008

Zidane - Ein Porträt im 21. Jahrhundert

Rezension

Zidane - Ein Porträt im 21. Jahrhundert
(Zidane - un portrait du 21e siècle)
Frankreich/Island 2006
Regie: Douglas Gordon, Philippe Parreno
u.a. mit: Zinédine Zidane
DVD: 11 Freunde Edition Nr.5
91 Min.





Zinédine Zidane war ein genialer Fußballer. In diesem Film porträtieren ihn der Schotte Gordon und der Franzose Parreno auf ungewöhnliche Weise: Zidane wird in einem Spiel, Real Madrid gegen Villarreal am 23.4.2005, gezeigt - und zwar nahezu nur er. Im Wechselspiel zwischen unscharfen Fernsehbildern samt spanischem TV-Kommentar sowie gestochen scharfen Großaufnahmen Zidanes und Totalen des Stadions, teils mit Originalstadionton und teils mit stimmungsvoller sphärischer Musik unterlegt. Zunächst eine höchst ungewohnte Perspektive auf ein Fußballspiel (geboten wird ein Zusammenschnitt aus 17 verschiedenen Perspektiven auf die Hauptperson), verfällt man im Verlauf des Films der Faszination des Fokus auf Zidanes Spiel, sein Agieren, sein Stehenbleiben, seinen Antritt, seine Aktionen und seine Emotionen. Wo der Ball gerade ist, wenn er ihn nicht hat, wird unwichtig: allein sein Gesicht, das vor Charisma nur so sprüht...

Es ist ein Match, das - wie symptomatisch - für Zidane mit einer roten Karte (Insultierung ohne Ball) endet. Dramaturgisch packender geht's nicht. Ich war zunächst skeptisch, aber der Film, der eigentlich kein Porträt, sondern eine Liebeserklärung ist, ist tatsächlich gelungen. Ich teile nicht die Kritik der Rezension des Films im Ballesterer 27, daß man über Zidanes Spielweise nichts lerne, was man nicht schon aus TV oder gar Stadion kenne. Das stimmt zwar voll und ganz, das Konzept des Films war aber ja offensichtlich eben nicht darauf abgestellt. Dazu hätte man ihn nicht im Großformat, sondern in der Totale gebraucht, um sein Agieren im Mannschaftsgefüge und im Spielfluß beurteilen zu können - und das hat man zuvor tatsächlich ja jahrelang, oft mit Genuß, tun können und gekannt. Und die Kritik, daß den Regisseuren die Konsequenz fehle, weil sie nicht am Superzoom auf Zidane festhalten, sondern auch die Totale des Stadions zeigen, kann ich nicht nachvollziehen, da gerade dieser Kontrast Spannung erzeugt.

Auch wenn Zidane im Interview sagt, daß es so etwas noch nie zuvor gegeben hätte, verweist das Booklet auf den drei Jahrzehnte zuvor nach selbem Grundkonzept entstandenen Film über George Best (praktischerweise in derselben DVD-Edition enthalten). Darüber später mehr in diesem Theater.

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