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Donnerstag, 27. Dezember 2007

11 Freunde, 74


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.74, Januar 2008
130 S.






Der diesmalige Stadionposter ist dem Mailänder San Siro Stadion gewidmet. Im Text geht es auch darum, daß die Stimmung im Stadion aufgrund der zunehmenden Repressionen nachgelassen hat. Als wir im Frühjahr beim Derby dort waren, hat damals auch die Milan-Kurve, gegen ein Choreo-Verbot, wenn ich das richtig in Erinnerung hab', gestreikt. Dennoch muß man halt immer wieder festhalten, daß dieses Stadion aufgrund des Zusammenkommens höchster Qualität und Quantität in Architektur, Spielstärke der Mannschaften und Fankultur wohl das beste ist, das es in Europa gibt. Jedenfalls das beeindruckenste, das ich bisher gesehen hab'. Und prototypisch kein Vergleich mit der Münchner "Arena": auch architektonisch beeindruckend und es gibt sehr guten Fußball darin zu sehen, sie ist aber ein Stimmungstöter - auch wenn wir damals 2005 4:0 untergegangen sind, unglaublich viele Menschen, die eine Viertelstunde vor Pausenpfiff beginnen sich in Richtung Verpflegung zu bewegen, erst eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff wieder alle auf ihren Sitzen sind und schon kurz darauf beginnt überhaupt das große Heimgehen. Völkerwanderung ist jetzt nicht das, was man gemeinhin unter Stadionatmosphäre versteht. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Fußballstadion und einer Event-Arena.

Titelthema des Hefts ist diesmal der FC St. Pauli, mit Rückblick in die 80er Jahre, als Punks und linke Szene den Verein für sich entdeckt haben und Chants wie "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder 3. Liga" eine Mischung aus linker Subkultur, unkonventionellem Humor in der Fankultur und Abgrenzung zu rechten HSV-Hooligans dargestellt haben. Wie der Wiener Sportclub war auch St. Pauli bis zu seiner "Entdeckung" ein eigentlich bürgerlicher Verein und Antirassismus im Stadion durchaus kein offene-Türen-einrennen. Der Artikel läßt aber auch kritische Fans zu Wort kommen, die dem heutigen Kult um den Verein eher kritisch gegenüberstehen und sogar sagen, St. Pauli wäre "neben Bayern und Dortmund der kommerzialisierteste Klub Deutschlands".

Interessant ist auch ein Text über den afrikanischen Fußball und ein Interview mit Thomas Brussig aufgrund dessen neuen Buchs über Schiedsrichter. Brussigs voriges Fußball-Buch Leben bis Männer hab' ich ja durch Dirk Stermanns Lesungen daraus in Salon Helga genossen. Eine nette Koinzidenz mit der Jänner-Ausgabe von WSC ist, daß Tasmania 1900 Berlin porträtiert wird, die in der deutschen Bundesliga 1965/66 über 100 Tore kassiert haben.

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