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Donnerstag, 25. Oktober 2007

Ballesterer 30



Rezension


Ballesterer fm
Nr. 30, Oktober/November 2007
65 S.






Die 30. Ausgabe des Ballesterer. Die zum Jubiläum aufgelisteten Themen aller bisherigen Ausgaben zeigt mir, wie lange ich diese Zeitschrift jetzt eigentlich schon lese (eigentlich ja mehr: verschlinge). Mein erstes Heft war die Nr. 9, anläßlich des Mattersburger Aufstiegs dem Burgenland gewidmet, im August 2003 - blind abonniert, nachdem ich, ich glaub' im Standard, vom Existieren des Ballesterer gelesen gehabt habe. Seither hab' ich ihn im Abonnement - und es nie bereut, mich sogar um die vorigen Ausgaben bemüht, davon allerdings leider nur zwei (6 und 8) gekriegt.

Titelthema des Heftes ist diesmal Ernst Happel. Mit einer Ausnahme (ein etwas seltsames, verunglückt konstruiertes "posthumes Interview") sind die Geschichten über ihn und Interviews mit Weggefährten großartig. Wirklich, wirklich gut. Und für die Faksimileabbildung eines Zeitungsberichts über eine Rauferei im Jahr 1964 muß man wirklich Danke sagen - sie ist nicht nur höchst informativ über Zeitumstände und die Person Happel, sondern zeigt auch die tiefgehende Recherche der Redaktion. Und man kann gar nicht oft genug in den Himmel loben, daß der Ballesterer recherchierte (als gelernter Historiker hab' ich da immer das Vokabel "quellengestützt" im Kopf) Artikel über den Fußball bringt. Das ist wirklich so selten und gleichzeitig so dringend notwendig. Die Aufschrift des beim zu erwerbenden Ballesterer-Leiberls "Gegen den modernen Fußballjournalismus!" spielt nicht nur auf das ultra-orientierte no al calcio moderno an, sondern ist auch deshalb wahr, weil nahezu alle anderen FußballjournalistInnen Österreichs hier wohl eine sicher amüsante aber wenig tiefgehende, aufgewärmte Happel-Anekdotensammlung präsentiert hätte.
Und um es der Ordnung halber auch zu erwähnen: Ernst Happel war ein ganz Großer.

Sehr gut auch Wolfram Manzenreiters Kritik an den falschen Hoffnungen auf und fragwürdigen Studien über die wirtschaftlichen Nutzen der EM 2008. Darüber habe ich von ihm auch schon anhand der WM 2002 in der hauptsächlich dem Fußball gewidmeten Ausgabe des Kurswechsel 2/2004 gelesen. Seine durchaus plausible These ist, daß die präsentierten Studien wichtige Faktoren außer Acht lassen und solche Sportevents in großen Volkswirtschaften keine nennenswerte Effekte erzielen (z.B. kommen viele Fußballfans nach Wien, aber dafür bleiben wiederum andere TouristInnen aus, die vielleicht pro Person das dreifache ausgegeben hätten).

Berührend ist die Geschichte des jahrzehntelangen Austria-Klubsekretärs Norbert Lopper (hier gibt's mehr über ihn), der Auschwitz überlebte und von dem enge Familienmitglieder (u.a. Vater, Schwester, Frau) von den Nazis ermordet wurden. Wenn solche Menschen sagen "Es hat mich oft berührt, wenn es während der Spiele antisemitische Äußerungen gab. Über das bin ich aber hinweggekommen." krampft es mich zusammen, wenn ich an die Trotteln denke, die immer noch glauben, am Fußballplatz Rassismus freien Lauf lassen zu können. Sentimental der Artikel über den legendären Cagliari-Spieler und sardischen Volksheld Gigi Riva - was mich wieder dazu führt, John Foots ziegelschweres Buch Calcio endlich fertig lesen zu müssen. Nett ein Artikeln über die frühe französische Fußballgeschichte. Da würd ich aber gern mehr lesen, das war ein bisserl zu wenig.

Amüsant auch ein Artikel über die WEGA-Polizisten, die glauben mit Leiberln "Wir sind die WEGA ... und wer seid ihr?" als Paraphrase auf den beliebten Rapid-Chant "Wir sind Rapid - und wer seid ihr?" witzig zu sein. Die haben wir ja auch auf der Rückreise von LASK-Auswärtsspiel gesehen, wie schon damals beschrieben.

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