Freitag, 18. Dezember 2020

20 Jahre SKN St. Pölten




Rezension


Mag. Florian Bruckner /
Lukas Steingruber
20 Jahre SKN St. Pölten
St. Pölten 2020
48 S.









Zum zwanzigjährigen Jubiläum des SKN St. Pölten, das pandemiebedingt nicht groß gefeiert werden konnte, brachte die Wolfbrigade eine selbst erstellte Festschrift zur Geschichte des Vereins seit seiner Gründung im Jahr 2000 heraus. Sowohl der Autor Bruckner als auch der Grafiker Steingruber kommen aus der Fanszene. Gewinn aus dem Verkauf geht an eine gemeinnützige Einrichtung.

In kurzen Kapiteln und Interviews werden Episoden und Aspekte aus den zwanzig Jahren Vereinsgeschichte behandelt. „Entstanden aus Ruinen“ heißt der Abschnitt zur Gründungsgeschichte. Anfang 2000 war der vorherige FC Niederösterreich pleite, der erst 1998 durch eine politisch bestimmte Fusion mit Gerasdorf den vormaligen VSE St.Pölten beerbt hatte. VSE war 1973 aus der Fusion von Betriebssportverein Voith und SC Furthner Schwarze Elf zur Voith-Schwarze Elf St. Pölten hevorgegangen und Bundesligist von 1988/89 bis 1993/94 gewesen. Die VSE-Geschichte wird angerissen, die FCN-Episode erwähnt. Es steht der SKN im Vordergrund.
Der Autor im Text und auch der St. Pöltner Bürgermeister Stadler im Vorwort nennen den SKN klar „Nachfolgeverein“ des VSE. Ein interessantes Interview mit dem SKN-Gründungsmitglied Raphael Landthaler (späterer Rapid-Finanzchef) beleuchtet, dass dies nicht so eindeutig war: Vom ursprünglichen Plan, den VSE, der seit 1998 keinen Spielbetrieb mehr hatte, fortzuführen nahm man wegen der Schulden Abstand und gründete mit dem SKN einen neuen Verein. „Nach Gesprächen mit dem NÖFV“ konnte der neugegründete Verein aber als „inoffizieller Nachfolgeverein“ bereits in der fünftklassigen 2. Landesliga einsteigen und hatte dafür mit VSE-Spielern die Eigenbauspielerregelung zu erfüllen. Eine Beschwerde gab es aus anderem Grund, wie aus einem weiteren Interview mit dem später langjährigen SKN-Trainer Martin Scherb zu erfahren ist, damals bei einem anderen St. Pöltner Verein engagiert: „Wir waren beim SC (Sportclub) St. Pölten damals ‚not amused‘ über die Namensgebung SK (Sportklub) NÖ und haben sogar einen Beschwerdebrief geschrieben. Die Aufregung hat sich aber rasch gelegt.“

Spannend ist in Landthalers Interview auch sein Erzählung vom bedeutsamen 5:1-Erfolg im ÖFB-Cup-Achtelfinale über Austria Salzburg im März 2005, wodurch man der Zukunft zugewandt einen Termin zum Stadionneubau in der Landesregierung hatte und wenige Wochen darauf bereits mitsamt Bürgermeister eine Exkursion zum wenige Zeit davor eröffneten neuen Rieder Stadion unternehmen konnte. An den Voithplatz erinnern im Heft Erzählungen der Kantinenbetreiberin und es damaligen Platzsprechers. 2012 wurde das neue Stadion eröffnet mit einem Blitzturnier eröffnet, wobei Steffen Hofmann das erste Tor erzielte. Die Aussage im Heft „Das erste Tor im neuen Zuhause erzielte unser damaliger Innenverteidiger Michael Popp“ ist daher nur insofern richtig, wenn man die Eröffnung weglässt und nur das erste Pflichtspiel zählt (5:2 gegen die Vienna).

2014 erreicht der SKN St. Pölten als Zweitligist nach einem eindrucksvollen Semifinale gegen Sturm Graz das ÖFB-Cup-Finale und konnte auch als Finalverlierer nach damaligem Reglement im Europacup spielen. Zuerst ging es gegen Botev Plovdiv und dann gegen den PSV. Zur Auswärtsfahrt der Fans nach Eindhoven gibt es im Heft einen Stimmungsbericht, zumal sich dorthin ein ganzer Bus aufgemacht hatte und dieser Höhepunkt der St. Pöltner Fangeschichte entsprechend zelebriert wurde. Zum ersten Europacup-Auswärtsspiel in Bulgarien hatte sich zuvor noch „eine kleine Abordnung der Wolfbrigade“ aufgemacht. Mehr darüber erfährt man hier leider nicht. Aber das könnte ja Thema eines Hefts zu zwanzig Jahren Wolfbrigade in vier Jahren sein.

Der Fanszene ist darüber hinaus ein eigenes Kapitel (zwei Seiten) gewidmet. „Zunächst gab es die Höllenwölfe und die Bad Boys, die jedoch nicht mehr aktiv sind“ erfährt man aus der Fangeschichte (letztere wurden seinerzeit unrühmlich bekannt). In Text und Bild präsentiert wird die seit 2004 bestehende Wolfbrigade 04. Für Außenstehende fehlt hier vielleicht der hilfreiche Hinweis, dass der Name englisch und nicht martialisch teutsch ausgesprochen wird – da habe ich schon Missverständnisse erlebt. Nicht Ortskundigen würde auch der Hinweis helfen, was es mit der Wolfs-Assoziation auf sich hat: Der Wolf findet sich im Wappen der Stadt und auch im Vereinswappen des SKN St. Pölten.

Weitere Themen im Heft sind das Derby gegen den Kremser SC („es ist das wahre Niederösterreich-Derby“), spanische Spieler oder das Frauenteam. Den Abschluss machen Statistiken und eine amüsante Anekdotensammlung. Ein gelungenes Heft, das keine große Aufarbeitung, aber einen kurzweiligen Einblick in die Vereinsgeschichte bietet.

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