Dienstag, 1. September 2020

Ballesterer 153




Rezension


ballesterer
Nr. 153, August 2020
84 S.










Eine Geschichte der Fußballdressen bietet Nicole Selmer in der Titelgeschichte. Sie widmet sich dem Stück Stoff, mit dem sich die Teams am Platz unterscheiden, das aber heutzutage auch andere Zwecke erfüllt: „Sie sind Hightechprodukte und Streetwear, sollen Identität stiften, den Vorschriften genügen, sich gut verkaufen lassen und Werbebotschaften ausreichend Platz bieten.“ Eine Lektüre über eine mir fremde Welt. Wenig ist mir selbst am Fußballbetrieb ferner, als sich mit Dressen zu beschäftigen – am ehesten sonst noch der Transferzirkus. Erst durch das Buch „Grün-Weiß sind unsere Farben“ wurde mir unlängst bewusst, in welchem Umfang dieses Thema anderen nicht gleichgültig ist. Das zeigt auch eine Präsentation verschiedener Lieblingsdressen aus der Ballesterer-Redaktion. Mir würde dazu wenig einfallen.

Wie immer spannend ist ein Beitrag von Dario Brentin. Diesmal dreht es sich um den „Mythos Maksimir“, der sich um die Ausschreitungen beim jugoslawischen Meisterschaftsspiel zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern aus Belgrad vor dreißig Jahren 1990 entwickelt hat: „In den letzten 30 Jahren hat sich eine Erzählung etabliert, wonach die Ausschreitungen im Maksimir den Beginn der jugoslawischen Desintegration bilden – oder auch plakativer: den Tag, an dem der Krieg begann. Dabei geht unter, dass die Liga noch ein weiteres Jahr ausgetragen wurde, bevor sie mit dem jugoslawischen Staat auseinanderbrach. Oder dass fast ein Jahr später, als die ersten kriegsähnlichen Auseinandersetzungen schon stattgefunden hatten, das Derby zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern erneut gespielt wurde. Auch die Geschichte des kroatischen Nationalhelden Boban verdient ein genaueres Hinsehen.“

Weiters im Heft gibt es Interviews mit der deutschen Faninitiative „Unser Fußball“ oder Georg Kleinschuster von der Grazer Sturmflut, einen Beitrag von Freddy Pitschak über den Vefa SK in İstanbul und einen interessanten Artikel von Jan Mohnhaupt darüber, wie Fans verschüttete Vereinsgeschichte wieder ans Licht gebracht haben. Zur mit Ausgabe 150 gestarteten Rettungskampagne ballesterer brennt meldet man im Heft nunmehr „Brand aus.“

In meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze schreibe ich über den FC Steinhaus. Dazu trage ich eine Buchrezension von Heiko Lükemanns Buch „Fußballsucht“ bei.

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