Dienstag, 19. Mai 2020

Trespass V




Rezension


Trespass
Ausgabe V
2019
280 S.









Eine bunte Mischung an Fußballreisen in vier Kontinenten und zwanzig Ländern bietet das Frankfurter Groundhoppingheft Trespass.

Eine Hälfte des Autorenteams habe ich vor einem Jahr in Andria getroffen. Süditalien ist für mich ja aus Allesfahrer-Zeitgründen eher am äußeren Rand des Reiseradius – meine am weitesten von Wien entfernten Spielbesuche waren jeweils Rapid-Pflichtspiele in Tel Aviv (Luftlinie 2.368 km von Wien) und Tiflis (2.339 km) und die am weitesten entfernten Groundhopping-Spielbesuche in Faro (2.335 km) und Adana (1.981 km) habe ich auch nur im Rahmenprogramm von Rapid-Wintertrainingslagern vor Ort unternommen. Von ganz anderem ist hingegen hier im Heft zu lesen: Im Berichtszeitraum von Oktober 2017 bis November 2018 finden sich Expeditionen nach Ostafrika, Nordamerika sowie Bahrain und den Libanon.

„Tatsächlich hat es zum ersten Male ein Bericht über ein Eintrachtspiel ins Heft geschafft. Und dann gleich drei.“ heißt es fast entschuldigend im Vorwort. Da ich die Kombination von Spielbesuchen des eigenen Vereins mit Groundhoppingreisen schätze – wie ich es selbst praktiziere – und davon gerne lese, finde ich das persönlich gut. Man liest Hefte ja nicht nur zur Informationsgewinnung und Unterhaltung sondern auch nach Gebrauchswert für die eigenen Fußballreisen. Eine (sehr hypothetische) Testspielreise meines Vereins in die USA wie hier der Frankfurter Eintracht wäre dann schließlich auch für mich ein Anlass, dort hinzufahren und eine ähnlich gelagerte Fußballtour zu unternehmen.

Die Reiserouten im Heft sind teils kreativ kreuz und quer, wenn es mit Autor Ede über einen Fußballhalt in Lissabon nach London geht oder erst nach Nordirland, von dort nach Italien und dann von da weiter nach Albanien. Ein anderes Mal geht es nach Catania und dann über ein Spiel in Belgrad nach Nordmazedonien. Vom Ausflug nach Tetovo zum Spiel Shkëndija gegen Vardar Skopje war es spannend zu lesen. Das hat sehr reizvoll geklungen und ausgesehen.

Im Herbst 2017 war ich ebenfalls auf den hier berichteten Spielen Middlesbrough-Birmingham am 22. November und Everton-Atalanta am 23. November und habe dort grosso modo ähnliche Eindrücke mitgenommen.
Apropos Italien – vom bel paese gibt es zahlreiche Hoppingberichte, was das Herz stark erfreut. Der orange Rauch, den Ösch bei seinem Besuch bei Cavese sehen durfte, sieht sehr gut aus. Mit Bari-Foggia wurde ein Highlightspiel besucht. Im November 2018 haben wir uns verpasst, als Ösch Paganese-Cavese wählte, während ich zeitlich beim von ihm im Text auch angesprochenen Potenza-Matera am Samstag weilte und ich am Sonntag nur wenig entfernt Savoia-Andria besuchte während er bei Turris-Castrovillari war. Hier in Kampanien gibt es einfach zu viel Gutes als dass man alles gleichzeitig sehen könnte. Der von ihm im Turris-Bericht genannten Sportpeople-Kollege könnte der geschätzte Andrea gewesen sein, mit dem ich zuvor in Torre Annunziata Wiedersehen gefeiert und geplaudert habe, bis er sich nach Betrachtung des Savoia-Intros mit der Circumvesuviana nach Torre del Greco zur Begutachtung des dortigen Tifo aufgemacht hatte.

Daneben gibt es auch von schönen kleineren Besuchen wie SC Schiltigheim gegen AJ Auxerre im französischen Cup oder Bayreuth in der deutschen Regionalliga zu lesen. Viele Berichte sind mit Zitaten eingeleitet. Ganz durchschaut habe ich das nicht, aber es dürften mir unbekannte musikalische Referenzen sein. Ein gutes Heft.

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